570 – Geburt Mohammeds (nach gängiger Überlieferung)
Die Geburt eines Propheten und der Beginn einer neuen Weltordnung
Das Jahr 570 nach Christus mag auf den ersten Blick wie ein beliebiges Jahr in der Spätantike erscheinen. In Rom herrschte längst kein Kaiser mehr, Byzanz kämpfte mit Persien um die Vorherrschaft im Osten, und die Völkerwanderung hatte Europa in ein Kaleidoskop aus neuen Reichen und Kulturen verwandelt. Doch in der abgelegenen Wüstenstadt Mekka, einem Knotenpunkt der Karawanenwege auf der arabischen Halbinsel, geschah etwas, das die Welt nachhaltig verändern sollte: Die Geburt eines Mannes namens Mohammed. Was machte diesen Mann so besonders? Warum wurde gerade er zum Begründer einer der größten Weltreligionen? Und wie konnte sich der Islam in so kurzer Zeit über weite Teile der damals bekannten Welt ausbreiten? Diesen Fragen wollen wir auf den Grund gehen, indem wir das Umfeld, die Akteure und die langfristigen Folgen dieses scheinbar unscheinbaren Ereignisses im Jahr 570 beleuchten.
Die arabische Halbinsel am Vorabend des Islam
Um die Bedeutung von Mohammeds Geburt zu verstehen, müssen wir zunächst einen Blick auf die Welt werfen, in die er hineingeboren wurde. Die arabische Halbinsel war im 6. Jahrhundert ein Flickenteppich aus verschiedenen Stammesgesellschaften, Oasenstädten und kleinen Königreichen. Die meisten Araber waren Beduinen, nomadische Viehzüchter, die in Clans organisiert waren und einem strengen Ehrenkodex folgten. Blutrache und Stammesfehden waren an der Tagesordnung. In den Städten wie Mekka und Medina hingegen blühte der Handel. Mekka, gelegen an wichtigen Handelsrouten, war zudem ein bedeutendes religiöses Zentrum. In der Kaaba, einem würfelförmigen Gebäude im Herzen der Stadt, wurden zahlreiche Gottheiten verehrt.
Politisch war die arabische Halbinsel ein Spielball der Großmächte. Im Norden rangen das oströmische Reich, auch bekannt als Byzanz, und das persische Sassanidenreich um Einfluss. Beide Reiche waren durch lange Kriege geschwächt, was den arabischen Stämmen einen gewissen Handlungsspielraum eröffnete. Religiös war die Halbinsel ein Schmelztiegel. Neben dem vorherrschenden Polytheismus gab es jüdische und christliche Gemeinden, aber auch Anhänger von zoroastrischen und manichäischen Lehren. Es war eine Zeit des Umbruchs und der religiösen Suche, eine Zeit, in der alte Gewissheiten ins Wanken gerieten und neue Ideen auf fruchtbaren Boden fielen.