Cisnormativität




Cisnormativität beschreibt die weitverbreitete Annahme und Erwartung in Gesellschaften, dass alle Menschen cisgender sind. Cisgender bezeichnet Personen, deren Geschlechtsidentität mit dem Geschlecht übereinstimmt, das ihnen bei der Geburt aufgrund ihrer äußeren Geschlechtsmerkmale zugewiesen wurde. Cisnormativität ist somit mehr als nur eine deskriptive Beobachtung; sie ist ein tief verwurzeltes System von Annahmen, Vorstellungen und Praktiken, das Cisgeschlechtlichkeit als die natürliche, normale und wünschenswerte Norm etabliert und alle anderen Geschlechtsidentitäten als Abweichungen oder gar als unnatürlich darstellt. Diese Norm wirkt sich auf vielfältige Weise auf das gesellschaftliche Leben aus und prägt maßgeblich, wie wir Geschlecht verstehen, darstellen und darüber kommunizieren, insbesondere im Kontext von Sex und Beziehungen.
Cisnormativität manifestiert sich in zahlreichen, oft subtilen Formen. Sie ist in der Sprache verankert, in der binäre Geschlechterkategorien als selbstverständlich vorausgesetzt werden und Pronomen sowie Anredeformen primär auf dieser binären Logik basieren. In Medien, von Filmen und Fernsehserien bis hin zu Nachrichten und Werbung, werden cisgeschlechtliche Personen überwiegend als Protagonisten und Repräsentanten der "Normalität" dargestellt, während transgeschlechtliche und nicht-binäre Personen entweder unsichtbar bleiben oder stereotypisiert und marginalisiert werden. Auch in Institutionen wie dem Gesundheitswesen, dem Bildungssystem und dem Rechtssystem ist Cisnormativität tiefgreifend verankert. Formulare und Prozesse sind häufig auf binäre Geschlechtskategorien ausgerichtet, medizinische Standards un…


