Grüne Wände, kühle Köpfe – Wie Fassadenbegrünung das Stadtklima beeinflusst 🏙️🌿
Klima- und Umweltschutz
Nachhaltige Städte und Mobilität
21. September 2024 um 14:18:21
geschrieben von Benjamin Metzig
In unseren immer dichter besiedelten Städten stellt sich eine drängende Frage: Wie können wir die urbanen Lebensräume nachhaltiger gestalten und gleichzeitig die Lebensqualität verbessern? Eine Lösung, die in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit erhält, ist die Fassadenbegrünung. Grüne Wände, bepflanzte Fassaden und vertikale Gärten könnten einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, das Stadtklima zu verbessern und die urbane Hitze zu reduzieren. Doch wie genau funktioniert das, und welche Vorteile bieten diese begrünten Fassaden?
Stadtklima und Hitzebelastung: Eine urbane Herausforderung
Städte sind berüchtigt dafür, sich im Sommer extrem aufzuheizen. Beton, Asphalt und andere versiegelte Flächen speichern Wärme und geben diese während der Nacht wieder an die Umgebung ab. Dieser Effekt, auch als "Urban Heat Island Effect" bekannt, führt dazu, dass die Temperaturen in Städten oft mehrere Grad höher sind als im ländlichen Umland. In Zeiten des Klimawandels, wo Hitzewellen immer häufiger werden, stellt dies eine ernsthafte Herausforderung für die Lebensqualität in urbanen Räumen dar.
➡️ Im Sommer können die Temperaturen in Städten um bis zu 10 Grad Celsius höher liegen als in umliegenden ländlichen Gebieten.
Diese zunehmende Hitzebelastung wirkt sich nicht nur negativ auf das Wohlbefinden der Bewohner
aus, sondern erhöht auch den Energieverbrauch, da Klimaanlagen und andere Kühlmechanismen vermehrt zum Einsatz kommen. Doch genau hier setzen grüne Fassaden an.
Was ist Fassadenbegrünung?
Fassadenbegrünung bedeutet, dass die Außenwände von Gebäuden mit Pflanzen bewachsen werden. Dabei unterscheidet man zwischen direkter und indirekter Begrünung. Bei der direkten Begrünung klettern die Pflanzen eigenständig an der Wand empor, während bei der indirekten Begrünung Rankhilfen und andere Strukturen genutzt werden, um die Pflanzen an der Fassade zu befestigen.
1️⃣ Direkte Begrünung: Die Pflanzen wachsen direkt auf der Gebäudewand und brauchen wenig Hilfsmittel. Bekannte Beispiele sind Efeu oder wilder Wein.
2️⃣ Indirekte Begrünung: Hier werden Rankgerüste oder andere Strukturen an der Wand installiert, an denen die Pflanzen entlangwachsen. Das ermöglicht eine kontrollierte Begrünung, oft mit einer größeren Vielfalt an Pflanzenarten.
3️⃣ Vertikale Gärten: Eine spezielle Form der Fassadenbegrünung, bei der ganze Pflanzenwände gezielt angelegt werden, um nicht nur Wände zu begrünen, sondern auch einen ästhetischen Wert zu bieten.
Die wissenschaftlichen Vorteile von grünen Fassaden
Doch wie genau wirken sich diese grünen Wände auf das Klima in der Stadt aus? Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Fassadenbegrünungen tatsächlich eine Reihe von positiven Effekten haben, die weit über die bloße Ästhetik hinausgehen.
1️⃣ Temperatursenkung: Eine der wichtigsten Funktionen von Fassadenbegrünung ist die Fähigkeit, die Umgebungstemperatur zu senken. Pflanzen absorbieren einen Großteil der Sonnenstrahlung und verwandeln diese Energie durch Verdunstungskühlung in Wasserdampf. Dies hat zur Folge, dass die Oberflächentemperatur der begrünten Fassade im Vergleich zu unbegrünten Wänden um bis zu 30°C niedriger sein kann. In dicht bebauten Stadtteilen kann dies die Umgebungstemperatur um bis zu 5°C senken.
2️⃣ Luftqualität verbessern: Pflanzen sind natürliche Filter. Sie absorbieren CO2 und setzen Sauerstoff frei, während sie gleichzeitig schädliche Partikel aus der Luft aufnehmen. Studien belegen, dass begrünte Fassaden die Konzentration von Feinstaub und anderen Schadstoffen in der Luft deutlich reduzieren können.
3️⃣ Schallschutz und Lärmminderung: Ein oft unterschätzter Vorteil von Fassadenbegrünungen ist ihre Fähigkeit, Lärm zu reduzieren. Pflanzen dämpfen Schallwellen und tragen so zur Verringerung des Straßenlärms in dicht besiedelten Stadtgebieten bei. Gerade in stark befahrenen Gegenden kann dies zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität führen.
Ästhetik und psychologischer Nutzen von Fassadenbegrünungen
Neben den praktischen Vorteilen spielen auch die ästhetischen und psychologischen Effekte eine große Rolle. Begrünte Fassaden verschönern das Stadtbild und schaffen grüne Oasen inmitten der Betonwüsten. Sie bieten einen visuellen Kontrast zur grauen Umgebung und können das Wohlbefinden der Menschen spürbar steigern.
Studien zeigen, dass Menschen, die in grüneren Umgebungen leben, ein geringeres Stresslevel haben und insgesamt zufriedener sind. Der Blick auf Pflanzen und Natur hat nachweislich eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem und kann sogar die Genesung von Krankheiten unterstützen. Begrünte Fassaden tragen somit nicht nur zur Umwelt, sondern auch zur psychischen Gesundheit der Stadtbewohner
bei.
➡️ Fassadenbegrünung reduziert Stress und fördert das Wohlbefinden.
➡️ Begrünte Fassaden steigern das ästhetische Empfinden und die Lebensqualität in Städten.
Erfolgreiche Fassadenbegrünung in deutschen Städten
Auch in Deutschland gibt es bereits zahlreiche Vorzeigeprojekte, die zeigen, wie effektiv und vielseitig Fassadenbegrünungen eingesetzt werden können.
1️⃣ Berlin: Das "Waldhaus" in der City-West ist ein Beispiel für eine vertikale Begrünung, die nicht nur das Stadtbild bereichert, sondern auch messbare positive Effekte auf das Mikroklima in der Umgebung hat. Hier wurden verschiedene Kletterpflanzenarten eingesetzt, die nicht nur Schatten spenden, sondern auch zur Verbesserung der Luftqualität beitragen.
2️⃣ München: Hier gibt es zahlreiche Bürogebäude, die bewusst auf Fassadenbegrünungen setzen. Studien zeigen, dass dies nicht nur das Arbeitsumfeld verbessert, sondern auch die Produktivität der Angestellten steigern kann. Ein grünes Arbeitsumfeld hat nachweislich positive Effekte auf die Motivation und das allgemeine Wohlbefinden.
3️⃣ Hamburg: Das Projekt "Grünes Netz" in Hamburg verfolgt das Ziel, ganze Stadtviertel zu begrünen und so langfristig zur Verbesserung des Stadtklimas beizutragen. Dabei werden sowohl öffentliche Gebäude als auch Privatwohnungen in die Begrünung integriert.
Herausforderungen und Kritikpunkte
So vielversprechend die Fassadenbegrünung auch ist, sie bringt auch Herausforderungen mit sich. Der finanzielle Aufwand für die Installation und Pflege von begrünten Fassaden kann hoch sein, insbesondere wenn spezielle Strukturen oder Rankhilfen benötigt werden. Zudem sind nicht alle Gebäude für eine Begrünung geeignet, da gewisse bauliche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um Schäden an der Fassade zu vermeiden.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Tendenz, Fassadenbegrünung als „Greenwashing“ zu nutzen – also als PR-Maßnahme, um ein umweltfreundliches Image zu pflegen, ohne tatsächlich nachhaltige Ziele zu verfolgen. In einigen Fällen wird die Begrünung nur aus ästhetischen Gründen vorgenommen, ohne die positiven ökologischen Effekte zu maximieren.
Fazit: Wie jeder von uns etwas für eine grünere Stadt tun kann
Fassadenbegrünungen sind eine vielversprechende Möglichkeit, das Stadtklima zu verbessern, die Luftqualität zu erhöhen und gleichzeitig das Wohlbefinden der Stadtbewohner zu steigern. Sie bieten eine effektive Lösung für viele der Herausforderungen, die der Klimawandel für Städte mit sich bringt.
Doch auch im Kleinen kann jeder von uns einen Beitrag leisten. Ob durch die Bepflanzung des eigenen Balkons, die Unterstützung städtischer Begrünungsprojekte oder das Einbringen von Ideen in die Stadtplanung – jede grüne Wand zählt.
➡️ Fassadenbegrünung senkt Temperaturen, verbessert die Luft und steigert das Wohlbefinden.
➡️ Sie ist eine Chance für nachhaltige und lebenswerte Städte.
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