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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Autoimmunität

Autoimmunität bezeichnet einen Zustand, bei dem das Immunsystem des Körpers seine eigenen gesunden Zellen und Gewebe als fremd erkennt und gegen sie vorgeht. Normalerweise schützt das Immunsystem den Körper vor Infektionen und anderen schädlichen Eindringlingen wie Bakterien, Viren und Pilzen. Es erkennt dabei in der Regel körpereigene Zellen und Strukturen als „selbst“ und greift sie nicht an. Bei Autoimmunerkrankungen jedoch kommt es zu einer Fehlregulation des Immunsystems, bei der diese Fähigkeit verloren geht, was dazu führt, dass das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift und zerstört.

Diese Fehlsteuerung kann auf verschiedene Weise erfolgen. In vielen Fällen werden körpereigene Strukturen von Immunzellen, sogenannten T-Zellen, oder von Antikörpern, die von B-Zellen produziert werden, fälschlicherweise als Bedrohung erkannt. Das führt zu Entzündungen und Gewebeschäden in den betroffenen Bereichen. Autoimmunerkrankungen können jedes Organ im Körper betreffen und unterschiedlich schwere Symptome verursachen, die von chronischen Schmerzen bis zu ernsthaften Funktionsstörungen reichen können.

Die genaue Ursache für Autoimmunität ist noch nicht vollständig verstanden, aber eine Vielzahl von Faktoren scheint dabei eine Rolle zu spielen. Genetische Prädispositionen können eine Rolle bei der Entstehung autoimmuner Erkrankungen spielen, da bestimmte Gene das Immunsystem anfälliger für Fehlfunktionen machen können. Umweltfaktoren wie Infektionen, bestimmte Medikamente, chemische Substanzen oder auch Stress können als Auslöser wirken, die bei genetisch anfälligen Individuen das Immunsystem dazu anregen, gegen den eigenen Körper zu kämpfen.

Ein häufiger Mechanismus, der in vielen Autoimmunerkrankungen zugrunde liegt, ist die Bildung von Autoantikörpern. Dies sind Antikörper, die gegen körpereigene Strukturen gerichtet sind. Zum Beispiel können in der rheumatoiden Arthritis Autoantikörper gegen bestimmte Eiweiße in den Gelenken gebildet werden, was zu Entzündungen und Schädigungen des Gelenkgewebes führt. Auch bei der systemischen Lupus erythematodes (SLE), einer weiteren Autoimmunerkrankung, werden Antikörper gegen die körpereigenen Zellkerne und das Zellplasma produziert, was zu einer Vielzahl von Symptomen führen kann, die Haut, Gelenke, Nieren und andere Organe betreffen.

Ein weiteres Beispiel für Autoimmunität ist die Multiple Sklerose (MS), bei der das Immunsystem die Myelinschicht angreift, die die Nervenfasern im Gehirn und Rückenmark umhüllt. Dies führt zu Entzündungen und Schäden an den Nerven, was zu einer Vielzahl von neurologischen Symptomen führt, darunter Muskelschwäche, Koordinationsprobleme, Sehstörungen und Taubheitsgefühle. In vielen Autoimmunerkrankungen wird das körpereigene Gewebe chronisch entzündet, was zu langfristigen Schädigungen und Funktionsverlusten führt.

Die Symptome von Autoimmunerkrankungen können sehr unterschiedlich sein, je nachdem, welches Gewebe oder Organ betroffen ist. Einige häufige Symptome sind Müdigkeit, Fieber, Gelenkschmerzen, Hautausschläge, Haarausfall und Gewichtsverlust. Da die Symptome vieler Autoimmunerkrankungen anderen Erkrankungen ähneln, ist die Diagnose oft eine Herausforderung und erfordert eine gründliche Untersuchung, einschließlich der Messung von Autoantikörpern und bildgebender Verfahren.

Zu den bekanntesten Autoimmunerkrankungen gehören:

Rheumatoide Arthritis (RA): Eine entzündliche Erkrankung, bei der das Immunsystem die Gelenke angreift, was zu Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen führen kann.

Systemischer Lupus erythematodes (SLE): Eine chronische Erkrankung, bei der das Immunsystem eine Vielzahl von Organen und Geweben angreift, einschließlich der Haut, der Nieren und des Herz-Kreislaufsystems.

Multiple Sklerose (MS): Eine Erkrankung, bei der das Immunsystem die Myelinschicht des Nervensystems angreift, was zu neurologischen Störungen führt.

Hashimoto-Thyreoiditis: Eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Schilddrüse angreift, was zu einer Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) führen kann.

Typ-1-Diabetes: Eine Erkrankung, bei der das Immunsystem die insulinproduzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse angreift, was zu einem Mangel an Insulin führt.

Die Behandlung von Autoimmunerkrankungen zielt darauf ab, das Immunsystem zu regulieren und die Entzündung zu verringern. In vielen Fällen werden Medikamente eingesetzt, die das Immunsystem unterdrücken oder die Entzündungsprozesse hemmen. Dazu gehören Kortikosteroide, Immunsuppressiva und biologisch aktive Medikamente, die gezielt bestimmte Teile des Immunsystems ansprechen. In einigen Fällen können auch Symptome wie Schmerzen und Schwellungen mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAIDs) behandelt werden. Da Autoimmunerkrankungen in der Regel chronisch sind, erfordert die Behandlung oft eine langfristige, kontinuierliche Betreuung durch spezialisierte Ärzte.

Obwohl es keine endgültige Heilung für viele Autoimmunerkrankungen gibt, ist es heute möglich, die Symptome in vielen Fällen zu kontrollieren und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Fortschritte in der medizinischen Forschung, insbesondere in der Immunologie, haben das Verständnis über die Ursachen und Mechanismen der Autoimmunität erheblich verbessert, was neue therapeutische Ansätze eröffnet. Ziel ist es, die Fehlregulation des Immunsystems zu korrigieren und gleichzeitig die körpereigenen Gewebe zu schützen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Autoimmunität eine komplexe und vielfältige Gruppe von Erkrankungen beschreibt, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Zellen angreift. Die Ursachen sind nicht vollständig geklärt, aber es wird angenommen, dass genetische Faktoren und Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Die Behandlung von Autoimmunerkrankungen erfordert eine individuell angepasste Therapie, die oft Medikamente zur Immunmodulation oder Entzündungshemmung umfasst.

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