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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Basidiomyceten (Ständerpilze)

Die Basidiomyceten, auch als Ständerpilze bezeichnet, stellen eine der größten und vielfältigsten Gruppen innerhalb der Pilzreiches dar. Sie gehören zur Klasse der Basidiomycota und umfassen eine breite Palette von Pilzen, die sowohl als Saprophyten (Zersetzer von organischem Material), als auch als Parasitophyten und Mykorrhizabildner auftreten können. Zu den bekanntesten Vertretern dieser Gruppe zählen viele der Pilze, die im Alltag eine Rolle spielen, wie Speisepilze (z. B. Champignons), aber auch die giftigen oder halluzinogenen Pilze wie der Fliegenpilz (Amanita muscaria).

Ein markantes Merkmal der Basidiomyceten ist ihre Fortpflanzung, die durch die Bildung von Basidien, sogenannten "Ständern", erfolgt. Dies ist der Ursprung des Namens „Ständerpilze“. Basidien sind spezialisierte Zellen, in denen die sexuelle Fortpflanzung stattfindet. Sie entstehen typischerweise an den Fruchtkörpern der Pilze und tragen die Sporen, die als Basidiosporen bezeichnet werden. Diese Sporen werden durch äußere mechanische Kräfte wie Wind oder Wasser verbreitet und können sich zu neuen Mycelien entwickeln, die den Lebenszyklus fortsetzen.

Die Fortpflanzung der Basidiomyceten ist sowohl sexuell als auch asexuell. Bei der sexuellen Fortpflanzung kommt es zur Fusion von zwei verschiedenen Mycelien, die unterschiedliche Paarungstypen besitzen. Dies führt zur Bildung eines diploiden Zellkerns, der dann durch Meiose in den Basidien wieder haploide Sporen hervorbringt. Diese Sporen sind genetisch vielfältig und können bei geeigneten Bedingungen keimen und zu neuen Pilzen heranwachsen.

Asexuelle Fortpflanzung erfolgt oft durch die Bildung von Konidien (Sporen), die von den Mycelien abgegeben werden. Diese Sporen sind ebenfalls in der Lage, neue Mycelien zu bilden, ohne dass eine sexuelle Fortpflanzung erforderlich ist. Manche Basidiomyceten, insbesondere die Parasiten, haben sich jedoch stark auf die sexuelle Fortpflanzung konzentriert, da diese zur genetischen Vielfalt beiträgt und damit eine größere Anpassungsfähigkeit an wechselnde Umweltbedingungen ermöglicht.

Die Fruchtkörper der Basidiomyceten, die häufig als „Pilze“ im allgemeinen Sinne bezeichnet werden, variieren stark in ihrer Erscheinung. Sie reichen von den kleinen, unscheinbaren Fruchtkörpern der Myxomyceten bis zu den großen, auffälligen Fruchtkörpern von Riesenbovisten oder Hallimasch. Der Aufbau eines typischen Basidiomyceten-Fruchtkörpers umfasst in der Regel einen Stiel (den sogenannten „Stiel“ oder „Ständer“) und einen „Hut“, auf dessen Unterseite sich die Basidien befinden. Die Basidien selbst sind meist in Schichten oder Lamellen (wie bei Champignons) oder in Röhren (wie bei Röhrenpilzen) angeordnet. Auf diesen Strukturen werden die Basidiosporen gebildet und anschließend freigesetzt.

Ein charakteristisches Merkmal der Basidiomyceten ist ihre Zellstruktur. Die Zellen des Mycels bestehen aus Hyphen, die typischerweise Septen (Durchgänge) enthalten. Diese Septen sind jedoch nicht immer durchgängig, sondern können von sogenannten „Poren“ durchzogen sein, die den Austausch von Zellinhalten zwischen den Zellen ermöglichen. Diese Hyphen können sich sowohl in die Breite als auch in die Tiefe ausdehnen, um Nährstoffe aufzunehmen und das Mycel auszubreiten.

Basidiomyceten spielen in vielen Ökosystemen eine essentielle Rolle. Als Saprophyten zersetzen sie organisches Material, insbesondere Holz, Laub oder andere pflanzliche Substanzen, und tragen so zur Nährstoffkreisläufen bei. Einige Basidiomyceten sind jedoch auch als Parasiten bekannt. So greifen sie häufig Pflanzen an und können ernsthafte Schäden in landwirtschaftlichen Kulturen verursachen, wie etwa der Brandpilz (Ustilago spp.), der Getreide befällt. Andere Basidiomyceten, wie die sogenannten Mykorrhizapilze, gehen symbiotische Beziehungen mit Pflanzen ein, indem sie in deren Wurzeln wachsen. Diese Pilze helfen den Pflanzen, Nährstoffe wie Phosphor oder Stickstoff aufzunehmen, während die Pflanze den Pilzen Zucker als Energiequelle zur Verfügung stellt.

Ein weiteres bedeutendes Beispiel für Basidiomyceten ist der Fliegenpilz (Amanita muscaria), der wegen seines charakteristischen Aussehens und seiner psychoaktiven Eigenschaften bekannt ist. Der Fliegenpilz enthält giftige Substanzen wie Muscimol und Ibotensäure, die halluzinogene Wirkungen haben können, weshalb dieser Pilz in der Kulturgeschichte vieler indigener Völker und in verschiedenen Schamanismen eine Rolle spielt. Trotz seines Giftgehalts ist der Fliegenpilz nicht immer sofort tödlich, da die Symptome variieren und oft von der Dosierung abhängen.

Basidiomyceten sind aufgrund ihrer biologischen Vielfalt auch von großem Interesse für die Forschung. Ihr Potenzial in der Biotechnologie, insbesondere in der industriellen Nutzung zur Produktion von Enzymen, Antibiotika und anderen biotechnologischen Produkten, wird zunehmend erkannt. Beispielsweise sind einige Basidiomyceten in der Lage, schwer abbaubare Substanzen wie Lignin in Holz zu zersetzen, was sie zu einem wertvollen Werkzeug in der Papier- und Zellstoffindustrie macht.

Die Systematik der Basidiomyceten ist aufgrund ihrer großen Vielfalt komplex. Sie lassen sich in verschiedene Klassen unterteilen, wobei die wichtigsten Gruppen die Agaricomycetes (die die meisten bekannten Fruchtkörper wie Champignons und Pfifferlinge umfassen), die Pucciniomycetes (die Rostpilze) und die Ustilaginomycetes (die Brandpilze) sind. Diese Gruppen unterscheiden sich in ihrer Lebensweise, ihrem Erscheinungsbild und ihren Fortpflanzungstechniken, obwohl sie alle die charakteristische Basidienbildung gemeinsam haben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Basidiomyceten eine äußerst vielfältige und ökologisch bedeutende Gruppe von Pilzen darstellen. Sie sind für die Zersetzung von organischem Material und für die Nährstoffkreisläufe in vielen Ökosystemen von entscheidender Bedeutung und haben vielfältige Rollen als Saprophyten, Parasiten und Mykorrhizabildner. Ihre Fortpflanzung über Basidien und Basidiosporen, ihr charakteristischer Fruchtkörperaufbau und ihre zellulären Eigenschaften machen sie zu einer faszinierenden Gruppe für die Forschung und die Anwendung in der Biotechnologie.

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