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Chorion
Das Chorion ist eine wichtige äußere Hüllschicht im Embryonalstadium von Wirbeltieren, einschließlich Säugetieren, Vögeln und Reptilien. Es bildet sich aus dem Trophoblasten und umgibt den Embryo sowie die ihn umgebenden Flüssigkeitsräume wie die Amnionhöhle. Das Chorion spielt eine entscheidende Rolle bei der Versorgung des Embryos und ist maßgeblich an der Entwicklung und Aufrechterhaltung der Plazenta beteiligt, die den Stoffaustausch zwischen Mutter und Embryo ermöglicht. In seiner Struktur und Funktion ist das Chorion somit eng mit den spezifischen Anforderungen der Embryonalentwicklung verbunden und zeigt je nach Tierklasse und Fortpflanzungsstrategie unterschiedliche Anpassungen.
Beim Menschen und anderen Säugetieren entwickelt sich das Chorion als eine der ersten embryonalen Strukturen. Es ist ursprünglich eine dünne Zellschicht, die im Verlauf der Schwangerschaft in die verschiedenen Schichten und Strukturen des reifen Chorions differenziert. Dabei bildet das Chorion zunächst kleine Ausstülpungen, die sogenannten Chorionzotten. Diese Zotten vergrößern die Kontaktfläche zwischen mütterlichem Gewebe und dem Embryo und dringen in die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) ein. Im weiteren Verlauf werden die Chorionzotten stärker vaskularisiert und bilden die Grundlage für die Plazenta, über die Nährstoffe, Sauerstoff und Antikörper von der Mutter zum Embryo transportiert werden. Abfallstoffe des Embryos gelangen über die Plazenta in den mütterlichen Kreislauf und werden von dort ausgeschieden.
Das Chorion erfüllt mehrere essenzielle Funktionen. Neben der Förderung des Nährstoff- und Sauerstoffaustauschs bildet es eine immunologische Schutzbarriere, die verhindert, dass das mütterliche Immunsystem den Embryo als fremd erkennt und angreift. Diese Schutzfunktion wird durch spezifische Mechanismen gewährleistet, bei denen bestimmte Immunzellen und Moleküle an der Embryonaloberfläche und im Choriongewebe eine zentrale Rolle spielen. So ist das Chorion mit dafür verantwortlich, die Toleranz des mütterlichen Immunsystems zu fördern und immunologische Abstoßungsreaktionen zu verhindern.
Im Verlauf der Schwangerschaft verändert sich das Chorion weiter. Im zweiten Schwangerschaftsdrittel entwickelt es sich teilweise zu einer dicken, gut durchbluteten Gewebeschicht, die den Embryo vollständig umschließt. Einige Teile des Chorions, insbesondere jene, die keinen direkten Kontakt mit dem mütterlichen Gewebe haben, bilden sich zurück, während andere Bereiche, die als Chorion frondosum bezeichnet werden, zur aktiven Oberfläche der Plazenta beitragen. Das Chorion glatteum, der glatt bleibende Teil des Chorions, hat dabei weniger Kontakt zur Gebärmutterschleimhaut und dient vorwiegend der mechanischen Stabilität.
Neben seiner Funktion bei Säugetieren hat das Chorion auch bei anderen Wirbeltieren bedeutende Funktionen, die sich je nach Fortpflanzungsstrategie unterscheiden. Bei Reptilien und Vögeln, die Eier legen, dient das Chorion als äußere Membran des Eies und ermöglicht durch die Verbindung mit der Allantois (einem weiteren embryonalen Anhang) den Gasaustausch durch die Eierschale hindurch. Hier wird das Chorion zu einem Teil des sogenannten Chorioallantoismembransystems, das Sauerstoff an den Embryo abgibt und Kohlendioxid nach außen leitet, ohne dass die Embryonalflüssigkeit verloren geht. Auf diese Weise wird auch in Eiern ohne eine direkte Verbindung zur Mutter ein kontrollierter Stoffwechsel sichergestellt, der für das Überleben des Embryos notwendig ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Chorion eine der grundlegendsten embryonalen Strukturen für das Wachstum und die Entwicklung des Embryos ist. Es übernimmt wesentliche Funktionen in Bezug auf Stoffwechsel, Immunologie und mechanische Stabilität während der Schwangerschaft. Dabei zeigt das Chorion eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Entwicklungsumgebungen, sei es in der Gebärmutter von Säugetieren oder im Ei bei Vögeln und Reptilien. Es ist nicht nur für die embryonale Versorgung von zentraler Bedeutung, sondern spielt auch eine Schlüsselrolle in der Evolution der Fortpflanzungsstrategien und der Anpassung an terrestrische Lebensräume.
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