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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Cladogramm

Ein Cladogramm ist eine grafische Darstellung der phylogenetischen Beziehungen zwischen verschiedenen Organismen, die auf der Annahme basieren, dass diese Organismen einen gemeinsamen Vorfahren haben. Es handelt sich um ein Baumdiagramm, das die Verzweigungen eines evolutionären Verwandtschaftsbaums zeigt und die Beziehungen zwischen den Arten auf der Grundlage ihrer gemeinsamen Merkmale darstellt. Cladogramme werden häufig in der Cladistik verwendet, einem Verfahren der biologischen Systematik, das darauf abzielt, die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Organismen unter Berücksichtigung ihrer abgeleiteten Merkmale (Synapomorphien) zu rekonstruieren.

In einem Cladogramm wird jeder Knoten (Verzweigungspunkt) als ein gemeinsamer Vorfahre dargestellt, und die Äste, die von diesem Knoten abzweigen, repräsentieren die Nachkommen dieses Vorfahren. Dabei wird jede Linie oder Verzweigung als eine Gruppe von Organismen interpretiert, die bestimmte Merkmale teilen, die von einem gemeinsamen Vorfahren geerbt wurden. Das Cladogramm stellt also dar, wie sich verschiedene Arten oder Gruppen im Laufe der Evolution von einem gemeinsamen Vorfahren abgespalten haben, wobei die Zeitachse keine Rolle spielt – das bedeutet, dass die Länge der Äste im Cladogramm keine Aussage über die Dauer der evolutionären Ereignisse macht.

Ein wichtiges Konzept im Zusammenhang mit Cladogrammen ist die Unterscheidung zwischen monophyletischen, paraphyletischen und polyphyletischen Gruppen. Eine monophyletische Gruppe besteht aus einem gemeinsamen Vorfahren und allen seinen Nachkommen, während eine paraphyletische Gruppe zwar einen gemeinsamen Vorfahren umfasst, aber nicht alle Nachkommen dieses Vorfahren einschließt. Eine polyphyletische Gruppe umfasst verschiedene Linien, die von unterschiedlichen Vorfahren abstammen. In einem korrekt konstruierten Cladogramm sollten nur monophyletische Gruppen dargestellt werden, da sie die wahren evolutionären Beziehungen widerspiegeln.

Das Hauptziel eines Cladogramms ist es, die phylogenetische Geschichte der Organismen in einer möglichst einfachen und klaren Weise darzustellen. Es zeigt, wie verschiedene Arten miteinander verwandt sind, basierend auf gemeinsamen Merkmalen, die in ihrer Abstammungslinie entstanden sind. Diese Merkmale, auch als synapomorphien bezeichnet, sind abgeleitete Merkmale, die nach der Trennung von Zweigen im Baum aufgetreten sind und in den Nachkommen einer bestimmten Linie erhalten geblieben sind.

Ein Beispiel für ein Cladogramm könnte die Darstellung der Verwandtschaft von verschiedenen Tierarten wie Vögeln, Reptilien und Amphibien sein. Ein solches Cladogramm würde die gemeinsamen Merkmale dieser Tiere, wie zum Beispiel das Vorhandensein von Wirbeln oder das Vorhandensein von Schuppen oder Federn, verwenden, um ihre evolutionären Verbindungen zu verdeutlichen. Ein solcher Baum könnte zeigen, dass Vögel und Reptilien einen gemeinsamen Vorfahren haben, während Amphibien eine eigene Linie darstellen, die sich früher abspaltete.

Die Erstellung eines Cladogramms erfolgt durch die Analyse von Merkmalen (morphologischen, genetischen oder biochemischen) verschiedener Organismen und deren Vergleich, um zu bestimmen, welche Merkmale auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückgehen. Dabei werden oft Methoden wie die parsimony, die auf dem Prinzip beruht, dass die einfachste Erklärung (mit der geringsten Anzahl an Merkmaländerungen) die wahrscheinlichste ist, angewendet. In modernen Anwendungen wird zunehmend auch molekulare Daten wie DNA-Sequenzen verwendet, um die phylogenetischen Beziehungen zwischen Organismen zu bestimmen.

Cladogramme sind nicht nur in der biologischen Forschung von Bedeutung, sondern auch in der Lehrvermittlung der Evolutionstheorie. Sie helfen dabei, die oft komplexen und abstrakten Konzepte der Verwandtschaft und Evolution auf eine visuelle, leicht verständliche Weise darzustellen. Sie sind ein zentraler Bestandteil der modernen Systematik und Phylogenetik und ermöglichen eine präzisere und objektivere Einordnung von Organismen als die traditionellen, oft morphologisch orientierten Klassifikationen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Cladogramme wesentliche Werkzeuge in der biologischen Systematik sind, die die evolutionären Beziehungen zwischen verschiedenen Organismen veranschaulichen und die Prinzipien der Cladistik veranschaulichen. Sie ermöglichen eine detaillierte und präzise Darstellung der gemeinsamen Abstammung von Organismen und sind von großer Bedeutung für das Verständnis der biologischen Vielfalt und der Evolution des Lebens auf der Erde.

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