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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Colchicin

Colchicin ist ein natürlich vorkommendes Alkaloid, das aus der Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale), einer Pflanze der Familie der Liliaceae, gewonnen wird. Es ist ein bekanntes Mittel, das vor allem in der Medizin zur Behandlung von Gicht und anderen entzündlichen Erkrankungen eingesetzt wird, aber auch in der Forschung eine wichtige Rolle spielt, insbesondere in der Zellbiologie und der Genetik.

Die Hauptwirkung von Colchicin beruht auf seiner Fähigkeit, die Polymerisation von Mikrotubuli zu hemmen. Mikrotubuli sind röhrenförmige Strukturen im Zytoskelett der Zelle, die eine entscheidende Rolle bei vielen zellulären Prozessen spielen, darunter der Zellteilung (Mitose und Meiose), dem intrazellulären Transport und der Formgebung der Zelle. Mikrotubuli bestehen aus Tubulin, einem Protein, das in einem dynamischen Prozess ständig zwischen den Zuständen der Polymerisation und Depolymerisation wechselt. Colchicin bindet an freie Tubulinmoleküle und verhindert deren Einbau in Mikrotubuli, wodurch die Bildung und Erhaltung der Mikrotubuli-Struktur gestört wird.

In Bezug auf die Zellteilung wirkt Colchicin als Spindelgifte. Während der Mitose ist das Spindelapparat-System entscheidend für die korrekte Trennung der Chromosomen in zwei Tochterzellen. Colchicin hemmt die Ausbildung der Spindelfasern, indem es die Mikrotubuli-Polymerisation blockiert, was dazu führt, dass sich die Chromosomen nicht korrekt auf den beiden Zellpolen ausrichten können. In der Folge bleibt die Zellteilung in der Metaphase stecken, was als „Mitoseblockade“ bezeichnet wird. Dieser Effekt wird in der Zellforschung genutzt, um Chromosomen zu isolieren oder Chromosomenanomalien zu untersuchen.

Darüber hinaus hat Colchicin auch eine Hemmung der Zellmigration zur Folge, was besonders in der Behandlung von entzündlichen Erkrankungen wie Gicht von Bedeutung ist. Bei Gicht kommt es zu einer Überproduktion von Harnsäure, die sich in den Gelenken ablagert und Entzündungen verursacht. Colchicin reduziert die Migration von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) in die betroffenen Gewebe und verhindert so die Entzündungsreaktion.

Neben der Verwendung in der Behandlung von Gicht, bei der Colchicin vor allem als entzündungshemmendes Mittel wirkt, wird es auch in der Genetik und Zytogenetik eingesetzt. Insbesondere wird Colchicin zur Induktion von Polyploidie, also der Vervielfältigung des Chromosomensatzes, verwendet. Dies wird in der Pflanzenzüchtung genutzt, um neue Pflanzensorten mit erhöhter Größe oder anderen vorteilhaften Eigenschaften zu erzeugen. Colchicin blockiert die Mitose in der Metaphase, was dazu führt, dass die Zelle ihren Chromosomensatz verdoppelt, ohne dass eine Zellteilung erfolgt. Dadurch entstehen Zellen mit mehr Chromosomen, was bei Pflanzen oft zu einer erhöhten Widerstandsfähigkeit oder einer vergrößerten Fruchtgröße führt.

Colchicin wird jedoch auch von medizinischen und toxikologischen Standpunkten aus mit Vorsicht betrachtet, da es bei unsachgemäßer Anwendung zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führen kann. Eine zu hohe Dosis kann zu schwerer Vergiftung führen, da Colchicin in höheren Konzentrationen nicht nur die Zellteilung hemmt, sondern auch die Funktion gesunder Zellen beeinträchtigt. Zu den akuten Symptomen einer Colchicinvergiftung gehören Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Nierenversagen und in schweren Fällen sogar der Tod. Aufgrund dieser Toxizität wird Colchicin nur unter strenger ärztlicher Aufsicht und in festgelegten Dosierungen verwendet.

Ein weiteres Anwendungsgebiet von Colchicin liegt in der Behandlung von Familial Mediterranean Fever (FMF), einer genetisch bedingten Erkrankung, die wiederkehrende Entzündungen in verschiedenen Körperteilen verursacht. Hier wird Colchicin eingesetzt, um die Häufigkeit und Schwere der Entzündungsschübe zu verringern.

In der modernen Medizin wird Colchicin auch als potenzielles Therapeutikum für andere Krankheiten untersucht, bei denen Entzündungen eine zentrale Rolle spielen, darunter bestimmte rheumatische Erkrankungen, Atherosklerose und sogar einige neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer. Der entzündungshemmende Mechanismus von Colchicin, der über die Hemmung von Mikrotubuli erfolgt, könnte hier helfen, krankheitsbedingte Entzündungen zu kontrollieren und das Fortschreiten der Krankheit zu bremsen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Colchicin aufgrund seiner spezifischen Wirkung auf Mikrotubuli in der Zellteilung und der Zellmigration sowohl in der Medizin als auch in der Forschung von großer Bedeutung ist. Es wird erfolgreich zur Behandlung von Gicht und familiärem Mittelmeertyp-Fieber eingesetzt und spielt eine wichtige Rolle in der Zytogenetik und der Pflanzenzüchtung. Angesichts seiner Toxizität muss Colchicin jedoch mit großer Vorsicht angewendet werden, und seine Verwendung sollte stets unter ärztlicher Kontrolle stehen.

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