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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Darwinismus

Der Darwinismus bezeichnet die Theorie der biologischen Evolution, die von dem britischen Naturforscher Charles Darwin im 19. Jahrhundert formuliert wurde. Darwin stellte mit seiner Theorie der natürlichen Selektion ein revolutionäres Konzept auf, das die Entstehung und Anpassung von Arten über lange Zeiträume hinweg erklärt und die Vielfalt des Lebens auf der Erde begreift. Der Begriff „Darwinismus“ wird heute oft als Sammelbegriff für verschiedene Aspekte von Darwins Theorie verwendet, darunter die natürliche Selektion, die Variation innerhalb von Populationen und die gemeinsame Abstammung aller Lebewesen.

Darwins bahnbrechendes Werk „On the Origin of Species“ (1859) legte dar, dass Arten sich über Generationen hinweg durch den natürlichen Selektionsprozess verändern, wobei Individuen mit vorteilhaften Merkmalen gegenüber denen ohne diese Merkmale einen Überlebens- und Fortpflanzungsvorteil haben. Diese vorteilhaften Merkmale werden an die nächste Generation weitergegeben, während nachteilige Merkmale im Laufe der Zeit aus der Population verschwinden. Dieser Prozess führte zu einer allmählichen Anpassung von Lebewesen an ihre Umwelt und trug zur Entstehung neuer Arten bei. Darwin beschrieb dies als einen „langsamen, schrittweisen“ Prozess, der durch die Selektion von Individuen mit vorteilhaften Merkmalen und deren Weitergabe über viele Generationen hinweg vorangetrieben wird.

Der zentrale Mechanismus des Darwinismus ist die natürliche Selektion. Dieser Begriff beschreibt den Vorgang, durch den bestimmte Merkmale in einer Population häufiger werden, weil sie den Trägern dieser Merkmale einen Vorteil bei der Fortpflanzung verschaffen. Selektion kann durch verschiedene Faktoren wie Umweltbedingungen, Ressourcenverfügbarkeit oder durch das Verhalten anderer Organismen (z. B. Fressfeinde) bedingt sein. Ein Beispiel ist der berühmte Fall der „industriellen Melanismus“ bei den Birkenspinnen in Großbritannien. Während der Industriellen Revolution, als die Luft durch den Rauch von Kohlefeuerungen dunkel und rußig wurde, überlebten dunkle Varianten der Birkenspinner besser, da sie sich besser an den dunklen Rinden der Bäume tarnen konnten, während helle Varianten leichter von Vögeln gefressen wurden.

Ein weiteres zentrales Konzept im Darwinismus ist die Variation innerhalb von Populationen. Darwin erkannte, dass keine zwei Individuen innerhalb einer Art genau gleich sind, sondern dass es immer natürliche Unterschiede (Variation) in den Merkmalen gibt, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Diese Variationen sind wichtig für die natürliche Selektion, da sie die Grundlage für die Auswahl der am besten angepassten Individuen bieten. Die Variation kann genetisch bedingt sein, etwa durch Mutationen, die zufällig auftreten und dann durch den Selektionsdruck bevorzugt oder benachteiligt werden.

Darwin erklärte auch die Theorie der „gemeinsamen Abstammung“, die besagt, dass alle Lebewesen auf der Erde einen gemeinsamen Vorfahren haben. Diese Theorie geht davon aus, dass sich über Millionen von Jahren verschiedene Arten aus einem gemeinsamen Ursprung entwickelt haben, wobei sie sich an unterschiedliche Lebensräume und Lebensweisen angepasst haben. Die Ähnlichkeiten in der Anatomie, dem Verhalten und der genetischen Information vieler Organismen stützen die Idee der gemeinsamen Abstammung. So zeigte Darwin anhand von Belegen, wie zum Beispiel den fossilen Funden und den vergleichenden Studien von Tieren und Pflanzen auf verschiedenen Kontinenten, dass Arten über lange Zeiträume hinweg durch einen kontinuierlichen Prozess der Evolution und Anpassung entstanden sind.

Obwohl die ursprünglichen Ideen des Darwinismus in Darwins Zeit eine weitreichende Wirkung auf die biologische Wissenschaft hatten, wurde das Verständnis der Evolution seitdem erheblich erweitert. Ein wesentlicher Fortschritt war die Integration der modernen Genetik in die Evolutionsbiologie, was zur Entstehung der „modernen Synthese“ im 20. Jahrhundert führte. Diese Synthese verbindet Darwins Ideen der natürlichen Selektion mit den Erkenntnissen der Mendelschen Vererbung und der modernen Genetik. Sie erklärt, dass die natürliche Selektion auf genetischer Variation in Populationen wirkt und dass genetische Veränderungen, insbesondere Mutationen, die Grundlage für die Entstehung neuer Merkmale und damit neuer Arten darstellen. Auch das Konzept des Genpools — der gesamten genetischen Information einer Population — wurde in diese Sichtweise integriert.

Der Darwinismus ist nicht ohne Kontroversen geblieben. Besonders in der Zeit, als Darwins Theorie veröffentlicht wurde, gab es erhebliche Widerstände aus religiösen und wissenschaftlichen Kreisen. Die Vorstellung, dass die Arten nicht von einem Schöpfer erschaffen, sondern sich über Millionen von Jahren entwickelt haben, stand im Widerspruch zu den religiösen Schöpfungsmythen, die zu dieser Zeit weit verbreitet waren. In den folgenden Jahrhunderten kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen über die Vereinbarkeit der Evolutionstheorie mit religiösen Weltanschauungen, insbesondere im Kontext des „Intelligent Design“ und der modernen Kreationismus-Bewegung, die den Darwinismus ablehnen und alternative Erklärungen für die Entstehung des Lebens und der Arten anbieten.

Neben der natürlichen Selektion spielen auch andere Mechanismen eine Rolle in der Evolution, wie etwa die genetische Drift, die Gene Flow und die sexuelle Selektion. Genetische Drift beschreibt zufällige Veränderungen in der Häufigkeit von Genen in einer Population, die unabhängig von der Fitness eines Merkmals auftreten können. Der genetische Austausch zwischen Populationen durch Migration von Individuen wird als Gene Flow bezeichnet. Diese Prozesse können ebenfalls die genetische Variation und die Evolution von Arten beeinflussen, auch wenn sie nicht auf die Selektion von vorteilhaften Merkmalen abzielen.

Die sexuelle Selektion, ein weiteres Konzept, das von Darwin eingeführt wurde, erklärt, wie bestimmte Merkmale durch die Präferenzen des anderen Geschlechts in der Fortpflanzung verstärkt werden können. Ein Beispiel für sexuelle Selektion ist das auffällige Gefieder des Pfauenmännchens, das von den Weibchen als Zeichen für Gesundheit und genetische Qualität bevorzugt wird, obwohl dieses Gefieder aus einer rein überlebensbiologischen Sicht Nachteile wie eine größere Anfälligkeit für Raubtiere mit sich bringt.

Der Darwinismus hat die biologische Forschung und unser Verständnis der Natur revolutioniert und bildet heute die Grundlage für das Studium der Evolutionstheorie. Die Entdeckung der DNA und der genetischen Codes hat die theoretische Arbeit von Darwin in der modernen Molekularbiologie und Genetik weiter bestätigt und vertieft. Inzwischen ist die Evolutionstheorie nicht nur ein zentrales Konzept in der Biologie, sondern auch eine Schlüsselperspektive für das Verständnis von Verhaltensweisen, Krankheiten, der Entwicklung von Medikamenten und der Anpassung von Organismen an ihre Umwelt.

Insgesamt hat der Darwinismus nicht nur die Biologie geprägt, sondern auch das Denken in vielen anderen Disziplinen beeinflusst, von der Anthropologie bis hin zur Psychologie. Die Prinzipien der natürlichen Selektion und der Anpassung von Organismen an ihre Umwelt sind zu einem wesentlichen Bestandteil des modernen wissenschaftlichen Verständnisses von Leben und Natur geworden.

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