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Dendrit
Ein Dendrit ist ein verzweigter Fortsatz einer Nervenzelle (Neuron), der hauptsächlich der Aufnahme und Weiterleitung von Informationen dient. Dendriten empfangen elektrische Signale von anderen Neuronen und leiten diese zum Zellkörper (Soma) der Nervenzelle weiter. Sie sind entscheidend für die Kommunikation zwischen Neuronen und somit für die Funktion des Nervensystems als Ganzes. Im Gegensatz zum Axon, das elektrische Impulse (Aktionspotenziale) vom Zellkörper wegführt, leiten Dendriten Signale in Richtung Zellkörper und spielen dabei eine zentrale Rolle in der Integration und Verarbeitung dieser Informationen.
Dendriten haben eine charakteristische baumartige Struktur mit zahlreichen Verzweigungen, die die Oberfläche der Nervenzelle stark vergrößern und es ermöglichen, Signale von einer Vielzahl anderer Neuronen zu empfangen. An den Enden der Dendriten befinden sich synaptische Verbindungen, sogenannte Synapsen, über die sie mit den Axonen anderer Neuronen verbunden sind. An diesen Synapsen wird die Information in Form von chemischen Neurotransmittern von einem Neuron zum anderen übertragen. Die Neurotransmitter binden an spezifische Rezeptoren auf den Dendriten und erzeugen elektrische Signale (postsynaptische Potenziale), die sich entlang des Dendriten bis zum Soma ausbreiten.
Eine wichtige Eigenschaft der Dendriten ist ihre Plastizität, die Fähigkeit, sich in Form und Anzahl der Verbindungen an neue Bedingungen anzupassen. Diese Plastizität ist die Grundlage für Lern- und Gedächtnisprozesse im Gehirn. Wenn ein Neuron wiederholt Signale von denselben Synapsen erhält, können sich die Dendritenstruktur und die Verbindungen verändern, wodurch die Signalübertragung effizienter wird. Diese Veränderung in der Struktur und Anzahl der synaptischen Verbindungen nennt man „synaptische Plastizität“, die als zentraler Mechanismus für die Anpassungsfähigkeit und das Lernen im Nervensystem gilt.
Die Struktur und Länge der Dendriten variiert stark zwischen verschiedenen Arten von Neuronen. Manche Neuronen haben sehr kurze und wenige Dendriten, während andere, wie die Pyramidenzellen im Kortex des Gehirns, sehr lange und verzweigte Dendritenbäume besitzen. Diese strukturelle Vielfalt ermöglicht es den Neuronen, sich auf verschiedene Arten von Signalen und Informationsverarbeitung zu spezialisieren. Die Anzahl und Verteilung der Dendriten beeinflusst dabei auch, wie viele synaptische Eingänge ein Neuron erhalten kann und wie effizient es in der Lage ist, diese Signale zu integrieren.
Dendriten sind zudem nicht nur passive Signalempfänger, sondern können auch durch aktive Prozesse zur Informationsverarbeitung beitragen. Manche Dendriten sind in der Lage, elektrische Signale, sogenannte dendritische Spikes, zu erzeugen, die die Signalverarbeitung direkt beeinflussen und die Erzeugung von Aktionspotenzialen im Axon auslösen oder verstärken können. Diese Fähigkeit der Dendriten, aktiv zur Reizverarbeitung beizutragen, stellt ein wesentliches Merkmal der neuronalen Integration dar und wird als entscheidend für die Rechenleistung einzelner Neuronen und neuronaler Netzwerke angesehen.
Zusammengefasst sind Dendriten spezialisierte Zellfortsätze von Nervenzellen, die die Grundlage für die Aufnahme, Integration und Verarbeitung von Informationen im Nervensystem bilden. Durch ihre Struktur, Plastizität und aktive Teilnahme an der Signalverarbeitung tragen sie wesentlich zur Funktionsweise des Gehirns und zu komplexen Prozessen wie Lernen und Gedächtnis bei.
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