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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Diapedese

Diapedese ist der Vorgang, bei dem weiße Blutkörperchen (Leukozyten) die Wände von Blutgefäßen durchdringen, um in das umliegende Gewebe einzutreten. Dieser Prozess ist ein wichtiger Bestandteil der Immunantwort des Körpers, insbesondere bei der Bekämpfung von Infektionen oder Entzündungen. Diapedese ermöglicht es den Leukozyten, die Stellen im Körper zu erreichen, an denen Krankheitserreger oder andere schädliche Substanzen vorhanden sind. Sie ist daher ein wesentlicher Mechanismus der Immunabwehr, insbesondere bei Entzündungsreaktionen.

Der Prozess der Diapedese ist eng mit der sogenannten Chemotaxis verbunden, bei der Leukozyten durch chemische Signale, die von infiziertem oder entzündetem Gewebe ausgehen, in das betroffene Gebiet geleitet werden. Diese Signale, auch als Chemokine bekannt, binden an Rezeptoren auf der Oberfläche der Leukozyten und steuern deren Bewegung in Richtung des Entzündungsherdes.

Diapedese findet hauptsächlich in den kleinen Blutgefäßen, den sogenannten Kapillaren, statt. Leukozyten zirkulieren normalerweise im Blutstrom, aber bei einer Entzündung oder Infektion müssen sie die Blutgefäße verlassen und in das Gewebe eindringen, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Der Prozess beginnt, wenn Leukozyten, die im Blutkreislauf zirkulieren, durch die Endothelzellen der Blutgefäße hindurchwandern. Diese Endothelzellen bilden die innerste Schicht der Blutgefäße. Unter normalen Bedingungen sind diese Zellen dicht miteinander verbunden, um die Blutgefäße abzudichten. Bei einer Entzündung oder Infektion ändern sich jedoch die Eigenschaften dieser Zellen, und sie lockern sich, was den Leukozyten den Durchtritt ermöglicht.

Die Diapedese erfolgt in mehreren Phasen. Zunächst binden Leukozyten an bestimmte Moleküle, die auf der Oberfläche der Endothelzellen exprimiert werden. Diese Moleküle, darunter Selektine und Integrine, ermöglichen es den Leukozyten, langsamer zu werden und sich entlang der Blutgefäßwand zu bewegen. Sobald die Leukozyten an die Endothelzellen gebunden haben, verändern sie ihre Form und durchdringen die Zellzwischenräume der Endothelzellen, um in das Gewebe einzutreten. Dies geschieht häufig durch die Öffnung von engen Zellverbindungen, die es den Leukozyten ermöglichen, hindurch zu gleiten.

Ein weiterer wichtiger Mechanismus bei der Diapedese ist die Interaktion von Leukozyten mit Matrixproteinen, die im extrazellulären Raum des Gewebes vorkommen. Diese Proteine helfen den Leukozyten, sich durch das Gewebe zu bewegen und ihre Zielregion zu erreichen. In Entzündungssituationen, wie etwa bei einer Infektion oder einer Verletzung, ist Diapedese ein entscheidender Schritt, um Immunzellen dorthin zu bringen, wo sie ihre Schutzfunktionen ausüben können.

Die Diapedese ist von großer Bedeutung für die Abwehr von Infektionen, da sie es dem Immunsystem ermöglicht, Krankheitserreger gezielt zu bekämpfen. Ohne diese Fähigkeit könnten die Leukozyten nicht in die betroffenen Gewebe gelangen, um dort ihre Funktion zu erfüllen, was zu einer unzureichenden Immunantwort und einer chronischen oder unkontrollierten Infektion führen würde.

Während die Diapedese normalerweise ein kontrollierter und gut regulierter Prozess ist, kann eine fehlerhafte Regulation zu Problemen führen. Eine übermäßige oder unangemessene Diapedese kann zu chronischen Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen führen, bei denen das Immunsystem gesundes Gewebe angreift. Andererseits kann eine unzureichende Diapedese dazu führen, dass das Immunsystem nicht effektiv auf Infektionen reagiert, was das Risiko von Sepsis oder anderen schweren Krankheitsverläufen erhöht.

Insgesamt ist die Diapedese ein unverzichtbarer Prozess für das Immunsystem, da er die Mobilisierung von Leukozyten in den Bereichen ermöglicht, in denen sie am dringendsten benötigt werden. Die Fähigkeit der Leukozyten, durch die Blutgefäßwände zu treten, ist entscheidend für die Immunabwehr und die Heilung von Entzündungen oder Infektionen.

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