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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Dikotyledonen

Die Dikotyledonen, auch Zweikeimblättrige oder Dicotyledonae genannt, sind eine große und vielfältige Gruppe von Blütenpflanzen (Angiospermen), die sich durch das Vorhandensein von zwei Keimblättern (Kotyledonen) im Embryo auszeichnen. Diese Eigenschaft unterscheidet sie von den Einkeimblättrigen (Monokotyledonen), die nur ein Keimblatt besitzen. Die Dikotyledonen repräsentieren eine wichtige und weit verbreitete Klasse von Pflanzen, die viele der uns bekannten Bäume, Sträucher und krautigen Pflanzen umfasst.

Die charakteristischen Merkmale der Dikotyledonen reichen über die Keimblätter hinaus und betreffen verschiedene Aspekte ihres Bauplans. Einer der zentralen Unterschiede liegt im Aufbau des Gefäßsystems. Dikotyledonen besitzen in der Regel ein netzförmiges Blattadernmuster, das im Gegensatz zu den parallelen Blattadern der Monokotyledonen steht. Dieses Muster ermöglicht eine effiziente Verteilung von Wasser und Nährstoffen innerhalb der Blätter und trägt zur mechanischen Stabilität bei. Zudem zeigen ihre Sprosse typischerweise ein ringförmig angeordnetes Leitbündelsystem, das den sekundären Dickenwachstum durch die Bildung von Holz und Rinde ermöglicht. Diese Eigenschaft ist besonders ausgeprägt bei Bäumen und Sträuchern und verleiht ihnen die Fähigkeit, größere Höhen und Durchmesser zu erreichen.

Ein weiteres charakteristisches Merkmal ist die Struktur der Blüten. Die Blüten der Dikotyledonen sind häufig radiärsymmetrisch und weisen eine vier- oder fünfzählige Gliederung der Blütenorgane auf. Dies bedeutet, dass die Blütenblätter, Kelchblätter, Staubblätter und Fruchtblätter meist in Vielfachen von vier oder fünf angeordnet sind. Auch die Pollenstruktur unterscheidet sich: Dikotyledonenpollen haben in der Regel drei Keimöffnungen (trikolpat), während Monokotyledonenpollen meist nur eine Keimöffnung besitzen.

Die Dikotyledonen sind evolutionär und ökologisch äußerst erfolgreich und stellen die artenreichste Gruppe der Pflanzen dar. Sie umfassen sowohl krautige Pflanzen wie den Löwenzahn (Taraxacum), die Karotte (Daucus carota) und die Sonnenblume (Helianthus annuus) als auch holzige Pflanzen wie die Eiche (Quercus), die Buche (Fagus) und die Rose (Rosa). Diese Gruppe ist nahezu weltweit verbreitet und hat sich an eine beeindruckende Vielfalt von Lebensräumen angepasst, von tropischen Regenwäldern bis zu ariden Wüsten.

Die taxonomische Einordnung der Dikotyledonen hat sich durch molekulargenetische Untersuchungen im Laufe der letzten Jahrzehnte gewandelt. Früher wurden sie als eine einheitliche Klasse innerhalb der Angiospermen betrachtet. Heute ist jedoch bekannt, dass sie keine natürliche monophyletische Gruppe bilden, da einige ihrer Vertreter evolutionär näher mit den Monokotyledonen verwandt sind. Aus diesem Grund wird der Begriff „Dikotyledonen“ häufig in einem praktischen, nicht taxonomischen Sinne verwendet, um eine Vielzahl von Pflanzen mit ähnlichen morphologischen Merkmalen zu beschreiben.

Die Bedeutung der Dikotyledonen für die Menschheit ist enorm. Sie liefern viele der wichtigsten Nahrungsmittel, wie Kartoffeln, Bohnen, Tomaten und Äpfel, sowie wichtige Rohstoffe wie Holz, Baumwolle und Arzneipflanzen. Auch in ökologischer Hinsicht spielen sie eine Schlüsselrolle, da sie in nahezu allen Ökosystemen als primäre Produzenten fungieren und eine Vielzahl von Tieren und Mikroorganismen ernähren.

Insgesamt repräsentieren die Dikotyledonen eine der vielfältigsten und einflussreichsten Pflanzengruppen auf der Erde. Ihre evolutionäre Anpassungsfähigkeit und ihre zentrale Rolle in natürlichen und anthropogenen Systemen machen sie zu einem faszinierenden Forschungsgebiet innerhalb der Botanik.

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