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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Dolichol

Dolichol ist ein spezielles Lipidmolekül, das in biologischen Membranen vorkommt und eine zentrale Rolle im zellulären Stoffwechsel, insbesondere bei der Proteinbiosynthese und Glykosylierung, spielt. Es gehört zur Gruppe der Polyisoprenoide und ist ein langer, ungesättigter Alkohol, der aus einer variablen Anzahl von Isopreneinheiten besteht. Der Name „Dolichol“ leitet sich vom griechischen Wort „dolichos“ ab, was „lang“ bedeutet, da die Kette typischerweise aus 14 bis 24 Isopreneinheiten besteht.

Die Hauptfunktion von Dolichol liegt in der Co-Translationalen und Posttranslationalen Modifikation von Proteinen. Besonders wichtig ist Dolicholphosphat, eine phosphorylierte Form von Dolichol, die als Anker und Träger bei der N-Glykosylierung dient. Dieser essenzielle Prozess findet im Endoplasmatischen Retikulum (ER) der Zelle statt. Dabei wird eine komplexe Kohlenhydratstruktur, ein sogenanntes Oligosaccharid, auf Dolicholphosphat aufgebaut. Anschließend wird dieses Oligosaccharid während der Proteinbiosynthese auf Asparaginreste von Proteinen übertragen. Dieser Schritt ist entscheidend für die korrekte Faltung und Funktion vieler Glykoproteine, die für zelluläre Kommunikation, Signaltransduktion und Immunantworten unerlässlich sind.

Die Synthese von Dolichol erfolgt aus Farnesylpyrophosphat, einem Zwischenprodukt des Mevalonatwegs, der auch die Grundlage für die Synthese von Cholesterin und anderen Isoprenoiden bildet. Aufgrund seiner langen Isoprenkette ist Dolichol sehr hydrophob und in den Membranen gut verankert, was es zu einem idealen Molekül für seine Funktion als Glykosylierungsträger macht.

Ein weiterer wichtiger Aspekt von Dolichol ist seine Rolle im Alterungsprozess und bei bestimmten Krankheiten. Studien haben gezeigt, dass die Dolicholkonzentration in Zellen mit zunehmendem Alter ansteigt, was möglicherweise auf eine veränderte Membranzusammensetzung und -funktion hinweist. Darüber hinaus können Defekte in der Dolichol-vermittelten Glykosylierung zu schweren genetischen Erkrankungen führen, den sogenannten Kongenitalen Glykosylierungsstörungen (Congenital Disorders of Glycosylation, CDG). Diese Krankheiten sind durch eine fehlerhafte Glykoproteinbildung gekennzeichnet und führen zu vielfältigen Symptomen, darunter Entwicklungsstörungen, neurologische Ausfälle und Organfehlfunktionen.

Dolichol spielt auch eine Rolle in der Regulation von Membranprozessen und könnte durch seine physikochemischen Eigenschaften die Fluidität und Stabilität von Membranen beeinflussen. In manchen Organismen, insbesondere bei Prokaryoten und Pflanzen, wurden analoge Moleküle identifiziert, die ähnliche Funktionen übernehmen, was auf eine evolutionär konservierte Bedeutung dieses Lipids hindeutet.

Zusammenfassend ist Dolichol ein essenzielles Molekül im zellulären Stoffwechsel, das durch seine Rolle in der Glykosylierung und Membranorganisation zahlreiche biologische Prozesse beeinflusst. Seine Bedeutung für die Proteinfunktion, Zellintegrität und seine Verbindung zu genetischen und altersbedingten Erkrankungen macht es zu einem zentralen Forschungsobjekt in der Biochemie und Molekularbiologie.

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