top of page
Dotter
Der Begriff Dotter bezieht sich in der Biologie auf eine nährstoffreiche Substanz, die in den Eiern vieler Tiere vorkommt und vor allem der Ernährung des Embryos während seiner Entwicklung dient. Dotter, auch Vitelus genannt, besteht aus einer komplexen Mischung aus Proteinen, Lipiden und anderen Nährstoffen, die von der Eizelle gespeichert werden, um den Energiebedarf des wachsenden Embryos zu decken. Die Menge und Verteilung des Dotters variieren stark zwischen verschiedenen Tiergruppen und stehen in engem Zusammenhang mit der Art der Fortpflanzung und der Entwicklungsstrategie.
In der Embryologie unterscheidet man Eitypen nach der Dottermenge und -verteilung. Ein Beispiel ist das oligolecithale Ei, das nur wenig Dotter enthält, wie es bei Säugetieren typisch ist. Im Gegensatz dazu gibt es mesolecithale Eier mit mäßig viel Dotter, wie sie bei Amphibien vorkommen, und polylecithale Eier mit sehr viel Dotter, die beispielsweise bei Vögeln, Reptilien und Fischen zu finden sind. Die Verteilung des Dotters kann isolecithal sein, also gleichmäßig verteilt, wie bei vielen Wirbellosen, oder telolecithal, mit einer Konzentration des Dotters am vegetativen Pol, was für die Eier von Reptilien und Vögeln charakteristisch ist. In extremen Fällen, wie bei Insekten, ist der Dotter zentral angeordnet (centrolecithal).
Der Dotter ist nicht nur eine passive Nährstoffreserve, sondern beeinflusst auch die Art und Weise, wie die Zellteilung während der frühen Embryonalentwicklung abläuft. In Eiern mit hohem Dottergehalt, wie bei Vögeln, verläuft die Furchung meroblastisch, das heißt, sie betrifft nur einen Teil der Eizelle, während der Dotter selbst ungeteilt bleibt. In dotterarmen Eiern, wie bei Säugetieren, erfolgt hingegen eine holoblastische Furchung, bei der die gesamte Zygote gleichmäßig geteilt wird.
Auf molekularer Ebene wird der Dotter hauptsächlich in den Eierstöcken der Mutter gebildet. Die Leber (oder vergleichbare Organe) produziert spezielle Proteine wie Vitellogenin, die in die Eizelle transportiert und dort in Dotterkörperchen umgewandelt werden. Diese Dotterkörperchen enthalten neben Proteinen auch Lipide, die eine besonders dichte Energiequelle darstellen, sowie Vitamine und Mineralstoffe. Diese Nährstoffe werden während der Embryonalentwicklung schrittweise abgebaut und verwertet.
Im weiteren Kontext hat der Dotter eine zentrale Bedeutung in der Evolution und Anpassung von Fortpflanzungsstrategien. Tiere mit wenig Dotter, wie Säugetiere, kompensieren dies häufig durch die Entwicklung einer Plazenta, die eine kontinuierliche Versorgung des Embryos ermöglicht. Tiere mit viel Dotter, wie Vögel und Reptilien, entwickeln ihre Nachkommen vollständig innerhalb des Eis, ohne auf zusätzliche maternale Ressourcen angewiesen zu sein.
Auch in der Zoologie und Lebensmittelwissenschaft spielt der Dotter eine wichtige Rolle. In der Küche wird der Dotter von Vogeleiern, insbesondere von Hühnereiern, geschätzt, da er reich an Nährstoffen wie Fett, Lecithin und Vitaminen ist. Diese Eigenschaften machen ihn nicht nur zu einem essenziellen Bestandteil der Ernährung, sondern auch zu einem vielseitigen Bindemittel und Emulgator in der Lebensmittelverarbeitung.
Insgesamt ist der Dotter ein faszinierendes biologisches System, das sowohl in der Fortpflanzung und Entwicklung als auch in evolutionären Anpassungen eine zentrale Rolle spielt. Seine chemische Zusammensetzung und funktionelle Vielseitigkeit machen ihn zu einem Schlüsselfaktor für das Überleben und die erfolgreiche Entwicklung vieler Tierarten.
Besuche auch unsere Blogartikel zum Thema Biologie
bottom of page