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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Ductus deferens (Samenleiter)

Der Ductus deferens, auch Samenleiter genannt, ist ein wesentlicher Bestandteil des männlichen Fortpflanzungssystems und spielt eine zentrale Rolle beim Transport der Spermien von den Hoden (Testes) zur Harnröhre (Urethra). Er ist ein muskulöser, etwa 30 bis 40 Zentimeter langer Schlauch, der vom Nebenhoden (Epididymis) ausgeht und schließlich in die Ampulla ductus deferentis übergeht, bevor er sich mit dem Ausführungsgang der Bläschendrüse (Ductus excretorius) zum Ductus ejaculatorius vereinigt. Dieser mündet dann in die Prostata und führt weiter in die Harnröhre, wo die Spermien mit der Samenflüssigkeit vermischt und schließlich ausgestoßen werden.

Anatomisch beginnt der Samenleiter im Skrotum (Hodensack), wo er als Fortsetzung des Nebenhodengangs (Ductus epididymidis) verläuft. Von dort aus zieht er durch den Leistenkanal (Canalis inguinalis) in den Bauchraum. Im Verlauf passiert er wichtige Strukturen wie die Vasa deferentia und bildet einen Teil des Samenstrangs (Funiculus spermaticus), der Blutgefäße, Nerven und den Ductus deferens selbst umfasst. Im Beckenraum verläuft er entlang der Harnblase, bevor er sich mit dem Ductus excretorius verbindet.

Die Wand des Ductus deferens ist von einer dreischichtigen Muskelschicht umgeben, die aus einer inneren Längsmuskelschicht, einer mittleren zirkulären Muskelschicht und einer äußeren Längsmuskelschicht besteht. Diese Muskelschichten ermöglichen die Peristaltik, eine wellenförmige Kontraktion, die für den aktiven Transport der Spermien während der Ejakulation sorgt. Zusätzlich ist die innere Wand des Samenleiters mit einer Schleimhaut ausgekleidet, deren Epithelzellen die Oberfläche glatt halten und die Passage der Spermien erleichtern.

Funktionell ist der Samenleiter ein Speicher- und Transportorgan. Spermien, die in den Hoden gebildet und im Nebenhoden ausgereift sind, werden im Ductus deferens bis zur Ejakulation gelagert. Während der Ejakulation kontrahieren die Muskeln des Samenleiters kraftvoll, um die Spermien in die Harnröhre zu befördern. Gleichzeitig vermischen sich die Spermien mit den Sekreten der Bläschendrüsen und der Prostata, wodurch das Sperma entsteht.

Der Samenleiter ist auch klinisch von Bedeutung. Er ist das Ziel bei der Vasektomie, einem häufig durchgeführten Eingriff zur dauerhaften Empfängnisverhütung. Dabei wird der Ductus deferens durchtrennt oder blockiert, um den Transport der Spermien zu unterbrechen. Der Eingriff hat in der Regel keine Auswirkungen auf die Produktion von Testosteron oder die Ejakulation, da die Samenflüssigkeit hauptsächlich aus Sekreten der Prostata und der Bläschendrüsen besteht.

Darüber hinaus können Erkrankungen des Samenleiters, wie Entzündungen (Vasitis), Verstopfungen oder Fehlbildungen, zu Unfruchtbarkeit führen. Solche Störungen können angeboren sein, etwa beim Fehlen des Ductus deferens, wie es häufig bei Patienten mit Mukoviszidose beobachtet wird, oder durch Infektionen und Verletzungen erworben werden. Moderne medizinische Verfahren wie die mikrochirurgische Wiederherstellung des Samenleiters nach einer Vasektomie oder die Gewinnung von Spermien direkt aus dem Samenleiter bei Fruchtbarkeitsbehandlungen bieten heute jedoch Möglichkeiten, diese Probleme zu adressieren.

Insgesamt ist der Ductus deferens ein anatomisch und funktionell unverzichtbares Organ für die männliche Reproduktion, dessen komplexer Aufbau und präzise regulierte Funktion entscheidend für die Fortpflanzungsfähigkeit sind.

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