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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Echinoidea (Seeigel)

Die Echinoidea, allgemein als Seeigel bezeichnet, sind eine Klasse der Stachelhäuter (Echinodermata) und gehören zu den faszinierendsten marinen Wirbellosen. Sie sind durch ihre kugel- oder scheibenförmige Körperform, ein starres, oft stacheliges Außenskelett und ein einzigartiges Kieferwerkzeug, die sogenannte Laterne des Aristoteles, gekennzeichnet. Die Klasse der Seeigel umfasst etwa 950 heute lebende Arten, die in allen Weltmeeren vorkommen, von flachen Gezeitenzonen bis hin zu Tiefseeregionen. Seeigel spielen eine bedeutende ökologische Rolle, insbesondere in Küstenökosystemen, wo sie das Algenwachstum regulieren und somit zur Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts beitragen.

Das auffälligste Merkmal der Seeigel ist ihr starres Außenskelett (auch als „Schale“ oder „Test“ bezeichnet), das aus zahlreichen, eng miteinander verbundenen Kalkplatten besteht. Diese Schale ist oft mit beweglichen Stacheln bedeckt, die als Schutzmechanismus gegen Fressfeinde dienen und in ihrer Größe und Form je nach Art stark variieren können. Einige tropische Arten, wie der Diadem-Seeigel, besitzen besonders lange, dünne und teils giftige Stacheln, die eine potenziell abschreckende Wirkung haben. Bei anderen Arten, etwa dem essbaren Seeigel (Paracentrotus lividus), sind die Stacheln kürzer und dicker. Neben Stacheln besitzen viele Seeigel zudem kleine Greiforgane, sogenannte Pedicellarien, die dazu dienen, Schmutz, Parasiten oder Algen von der Schale zu entfernen.

Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Seeigel ist das einzigartige, komplexe Kieferwerkzeug, das als „Laterne des Aristoteles“ bezeichnet wird. Diese Struktur befindet sich im Mundbereich auf der Unterseite des Körpers und besteht aus fünf zahnähnlichen Kalkplatten, die es dem Seeigel ermöglichen, hartes Substrat abzukratzen und Nahrung aufzunehmen. Die Laterne des Aristoteles ist besonders bei jenen Arten ausgeprägt, die Algen und organisches Material von Felsen abweiden. Seeigel sind in ihrer Ernährung meist omnivor, das heißt, sie ernähren sich sowohl von pflanzlicher Nahrung wie Algen als auch von tierischen und organischen Überresten. Diese Ernährung verleiht ihnen eine wesentliche Rolle im marinen Ökosystem, da sie das Wachstum von Algen kontrollieren und so das Gleichgewicht in Korallenriffen und anderen Küstenhabitaten aufrechterhalten.

Seeigel bewegen sich mithilfe eines hydraulischen Systems, das als Wassergefäßsystem bekannt ist und auch bei anderen Echinodermata vorkommt. Dieses System ist mit Wasser gefüllt und ermöglicht es den Tieren, ihre sogenannten Ambulakralfüßchen zu strecken und einzuziehen, was ihnen eine langsame, aber effektive Fortbewegung über den Meeresboden ermöglicht. Die Ambulakralfüßchen dienen zudem als Tast- und Sinnesorgane und helfen Seeigeln bei der Orientierung und Nahrungssuche.

In ökologischer Hinsicht haben Seeigel großen Einfluss auf die Struktur und Dynamik von Algenpopulationen und anderen benthischen Organismen (Organismen am Meeresboden). Ein übermäßiges Wachstum von Seeigelpopulationen, oft verursacht durch das Fehlen natürlicher Feinde wie Fische und Seeotter, kann jedoch zu einer Überweidung führen. Dieser Prozess, der als „Seeigelblüte“ bekannt ist, kann zur Zerstörung von Algen- und Seegraswiesen und letztlich zur Beeinträchtigung ganzer Küstenökosysteme führen. In einigen Regionen hat der Rückgang von Seeigeln durch Umweltveränderungen oder Überfischung dazu beigetragen, dass Algen unkontrolliert wachsen und damit ebenfalls das ökologische Gleichgewicht stören.

Seeigel haben auch für den Menschen eine wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung. In vielen Küstenregionen, besonders im Mittelmeerraum und in Teilen Asiens, gelten die Gonaden (Geschlechtsdrüsen) bestimmter Seeigelarten als Delikatesse und werden kommerziell geerntet. Der Verzehr und Handel von Seeigeln hat jedoch in einigen Regionen zu einer Überfischung geführt, was den Bestand bestimmter Seeigelarten gefährdet und das ökologische Gleichgewicht in den betroffenen Meeresgebieten stören kann.

Zusammenfassend sind die Echinoidea oder Seeigel eine vielfältige Klasse mariner Wirbelloser mit charakteristischen Merkmalen wie einem stacheligen Außenskelett, der Laterne des Aristoteles und einem komplexen Wassergefäßsystem. Sie spielen eine entscheidende Rolle im marinen Ökosystem, insbesondere in der Regulierung von Algenpopulationen, und sind sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich von Bedeutung. Ihre Biologie, Anpassungsfähigkeit und ökologischen Funktionen machen sie zu einer faszinierenden Gruppe innerhalb der marinen Biodiversität.

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