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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Endosom

Endosomen sind membranumschlossene Vesikel, die eine zentrale Rolle im intrazellulären Transport und der Signalverarbeitung eukaryotischer Zellen spielen. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil des Endomembransystems und entstehen aus der Plasmamembran durch Endozytose, einem Prozess, bei dem extrazelluläre Moleküle und Membranbestandteile in die Zelle aufgenommen werden. Endosomen fungieren als sortierende und verarbeitende Plattformen, die eingehende Materialien entweder zur weiteren Nutzung recyceln, abbauen oder in andere Zellkompartimente weiterleiten.

Endosomen lassen sich funktionell in drei Haupttypen einteilen: frühe Endosomen, späte Endosomen und Recycling-Endosomen. Diese Unterteilungen spiegeln die zeitliche und funktionelle Dynamik der Endosomen wider, während sie entlang eines intrazellulären Transportwegs reifen.

Frühe Endosomen sind die ersten Stationen des endozytotischen Wegs. Sie entstehen durch die Fusion von Endozytose-Vesikeln, die zuvor Material von der Zelloberfläche aufgenommen haben. Die frühen Endosomen befinden sich in der Nähe der Zellperipherie und zeichnen sich durch einen leicht sauren pH-Wert (etwa 6,0 bis 6,5) aus, der durch Protonenpumpen (V-ATPase) aufrechterhalten wird. Diese Umgebung ermöglicht die Trennung von Liganden und ihren Rezeptoren, wie es beispielsweise bei der Aufnahme von Lipoproteinen oder Wachstumsfaktoren der Fall ist. Während Liganden oft für den Abbau bestimmt sind, werden Rezeptoren in Recycling-Endosomen zurück zur Zellmembran transportiert, wodurch ihre Funktion erhalten bleibt.

Im Verlauf der Reifung wandeln sich frühe Endosomen in späte Endosomen um. Dieser Prozess ist durch eine zunehmende Ansäuerung (pH-Wert etwa 5,0 bis 6,0), eine Veränderung der Membranzusammensetzung und eine Verlagerung in Richtung des Zellzentrums gekennzeichnet. Späte Endosomen enthalten eine Vielzahl von Enzymen und sind oft mit Multivesikulären Körpern (MVBs) assoziiert, die charakteristische intraluminale Vesikel enthalten. Diese Vesikel entstehen durch Einstülpungen der Endosomenmembran und spielen eine wichtige Rolle beim Abbau von Membranproteinen, die in den Lysosomen verarbeitet werden sollen.

Recycling-Endosomen stellen eine spezialisierte Form der frühen Endosomen dar. Sie sind dafür verantwortlich, Proteine und Lipide, die nicht für den Abbau vorgesehen sind, zurück zur Plasmamembran zu transportieren. Ein klassisches Beispiel hierfür ist der Transport von Rezeptoren, die mehrfach verwendet werden, wie der Transferrinrezeptor, der am Eisenstoffwechsel beteiligt ist. Recycling-Endosomen sind zudem an der Regulierung von Signalwegen und der Kontrolle der Membranzusammensetzung beteiligt.

Endosomen stehen in enger Verbindung mit Lysosomen, den Abbauorganellen der Zelle. Späte Endosomen fusionieren oft mit Lysosomen, wodurch sogenannte Endolysosomen entstehen, in denen die enthaltenen Stoffe durch saure Hydrolasen abgebaut werden. Dieser Abbauprozess ist essenziell für die Zelle, da er sowohl die Entfernung unerwünschter Moleküle als auch die Rückgewinnung von Nährstoffen und Bausteinen ermöglicht.

Neben ihrer Rolle im intrazellulären Transport sind Endosomen auch an der Signalübertragung beteiligt. Viele Rezeptoren, die Signalmoleküle binden, gelangen nach ihrer Endozytose in Endosomen, wo sie weiterhin Signale in die Zelle senden können, bevor sie recycelt oder abgebaut werden. Diese sogenannte Endosomen-vermittelte Signaltransduktion ist besonders wichtig für die Regulation von Wachstumsfaktoren, wie dem epidermalen Wachstumsfaktor (EGF), dessen Rezeptor in Endosomen aktiviert bleibt.

Endosomen spielen zudem eine Rolle bei der Aufnahme und Verarbeitung von Pathogenen, wie Viren oder Bakterien. Viele Viren, darunter das Influenza-Virus und das SARS-CoV-2-Virus, nutzen den endosomalen Weg, um in die Zelle einzudringen und ihre Genome freizusetzen. Auch in der Immunabwehr sind Endosomen zentral, da sie Antigene aufnehmen und diese an die Hauptkomplexe des Immunsystems präsentieren, um eine adaptive Immunantwort auszulösen.

Die Dysfunktion von Endosomen ist mit einer Vielzahl von Krankheiten verbunden, darunter neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson, bei denen gestörte Endosomen-Lysosomen-Wege eine Rolle spielen. Auch Krebs und Infektionskrankheiten sind oft mit Veränderungen in endosomalen Prozessen assoziiert.

Zusammenfassend sind Endosomen hochdynamische Zellorganellen, die eine entscheidende Rolle bei der Steuerung des zellulären Transports, der Signalübertragung und der Abwehr von Pathogenen spielen. Ihre Fähigkeit, Material zu sortieren, zu recyceln oder abzubauen, ist essenziell für die Aufrechterhaltung der zellulären Homöostase und die Anpassungsfähigkeit der Zelle an ihre Umwelt.

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