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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Entoderm

Das Entoderm, auch als Endoderm bezeichnet, ist eines der drei Keimblätter, die während der frühen Embryonalentwicklung der meisten vielzelligen Tiere (Metazoa) gebildet werden. Es ist das innerste Keimblatt und spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung vieler innerer Organe und Gewebe. Die Bildung des Entoderms erfolgt während der Gastrulation, einem zentralen Prozess der Embryogenese, bei dem sich die zuvor einfache Zellschicht der Blastula in mehrere Schichten differenziert. Das Entoderm wird dabei aus den inneren Zellen der Blastula gebildet und liegt unter dem Ektoderm, dem äußeren Keimblatt, sowie häufig unter dem dazwischenliegenden Mesoderm.

Das Entoderm ist vor allem für die Entwicklung des Verdauungstrakts und der mit ihm verbundenen Organe verantwortlich. Aus ihm entstehen die epitheliale Auskleidung des Magen-Darm-Trakts sowie der damit verbundenen Drüsen, darunter die Leber, die Bauchspeicheldrüse und die Schilddrüse. Außerdem gehen wichtige Anteile des Atmungssystems aus dem Entoderm hervor, einschließlich der Epithelien der Luftröhre, der Bronchien und der Lunge. Auch Teile des Harn- und Fortpflanzungssystems sowie der Harnblase und der Harnröhre entwickeln sich aus dem Entoderm.

Die Differenzierung des Entoderms in spezialisierte Zelltypen wird durch komplexe molekulare Signalwege reguliert, die während der Embryonalentwicklung aktiv sind. Zu den wichtigsten Signalwegen zählen der Wnt-Signalweg, der Hedgehog-Signalweg und der BMP-Signalweg. Diese interagieren miteinander und mit anderen Faktoren, um die Musterbildung und Organogenese zu steuern. Beispielsweise initiiert das Entoderm durch Wechselwirkungen mit dem benachbarten Mesoderm die Bildung von Organanlagen wie der Leberknospe oder der Lungenanlage.

Funktionell gesehen ist das Entoderm nicht nur an der strukturellen Entwicklung beteiligt, sondern auch an der Ausbildung von Organfunktionen. Dies zeigt sich beispielsweise in der Leber, die aus dem entodermalen Gewebe hervorgeht und später eine zentrale Rolle im Stoffwechsel übernimmt. Ähnlich verhält es sich mit der Bauchspeicheldrüse, die sowohl exokrine als auch endokrine Funktionen entwickelt, um die Verdauung und die Blutzuckerregulation zu unterstützen.

Störungen in der Bildung oder Differenzierung des Entoderms können schwerwiegende Entwicklungsdefekte verursachen. Fehlbildungen des Verdauungstrakts, wie beispielsweise Atresien oder Stenosen, können auf eine fehlerhafte Entwicklung des entodermalen Epithels zurückgeführt werden. Ebenso können Defekte in der Entwicklung von Leber und Bauchspeicheldrüse zu lebensbedrohlichen Erkrankungen führen.

Die Erforschung des Entoderms hat auch in der regenerativen Medizin an Bedeutung gewonnen. Die Fähigkeit von Stammzellen, sich in entodermale Zellen zu differenzieren, wird genutzt, um Gewebe wie Leber- oder Pankreaszellen im Labor zu erzeugen, die potenziell für Transplantationen oder die Behandlung von Krankheiten wie Diabetes mellitus verwendet werden können.

Insgesamt bildet das Entoderm die Grundlage für eine Vielzahl lebenswichtiger Strukturen und Funktionen im menschlichen Körper. Seine Entwicklung und Differenzierung sind ein Paradebeispiel für die Komplexität und Präzision biologischer Prozesse, die während der Embryogenese ablaufen.

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