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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Euphorbiaceae (Wolfsmilchgewächse)

Die Euphorbiaceae, im Deutschen als Wolfsmilchgewächse bezeichnet, sind eine artenreiche Familie blütenbildender Pflanzen, die vor allem in tropischen und subtropischen Regionen der Welt verbreitet sind. Mit etwa 300 Gattungen und über 6.000 Arten umfasst diese Familie eine bemerkenswerte Vielfalt an Formen, von krautigen Pflanzen über Sträucher bis hin zu Bäumen und sukkulenten Arten, die Kakteen ähneln. Ihre enorme Anpassungsfähigkeit erlaubt es den Euphorbiaceae, in unterschiedlichsten Lebensräumen zu gedeihen, von feuchten Regenwäldern bis hin zu trockenen Wüstengebieten.

Ein charakteristisches Merkmal vieler Wolfsmilchgewächse ist das Vorkommen eines milchigen, oft giftigen Latexsaftes, der bei Verletzungen der Pflanze austritt. Dieser Milchsaft dient der Pflanze als Schutz vor Fressfeinden und hat in der menschlichen Nutzung eine wichtige Rolle gespielt, beispielsweise als Rohstoff für die Herstellung von Gummi oder als Bestandteil traditioneller Medizin. Der Milchsaft kann jedoch hoch toxisch sein und bei Hautkontakt oder Einnahme Reizungen und Vergiftungen verursachen, weshalb er mit Vorsicht zu behandeln ist.

Die Blüten der Euphorbiaceae zeigen eine bemerkenswerte Vielfalt und sind häufig unscheinbar. Sie sind oft stark reduziert und in speziellen Blütenständen, sogenannten Cyathien, zusammengefasst. Diese Blütenstände täuschen durch ihre Struktur eine einzige Blüte vor und sind ein typisches Erkennungsmerkmal der Familie. Cyathien enthalten männliche und weibliche Einzelblüten, die oft von auffälligen Hochblättern oder Nektardrüsen umgeben sind, welche Bestäuber wie Insekten anlocken. Die Fortpflanzung erfolgt überwiegend durch Wind- oder Insektenbestäubung, wobei die Samen häufig durch spezielle Mechanismen, wie Explosionsstreuung, verbreitet werden.

Viele bekannte Zier- und Nutzpflanzen gehören zu den Euphorbiaceae. Ein prominentes Beispiel ist der Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima), der für seine auffälligen roten Hochblätter geschätzt wird. Auch Maniok (Manihot esculenta), eine der weltweit wichtigsten Nutzpflanzen, gehört zu dieser Familie und liefert in Form ihrer stärkehaltigen Wurzeln ein Grundnahrungsmittel für Millionen von Menschen. Die Rizinuspflanze (Ricinus communis) ist ebenfalls ein Vertreter der Euphorbiaceae und bekannt für das aus ihren Samen gewonnene Rizinusöl, das vielfältige Anwendungen in der Medizin und Industrie findet. Allerdings sind die Samen selbst extrem giftig, da sie das hochwirksame Toxin Ricin enthalten.

Eine besondere Anpassung zeigen die sukkulenten Vertreter der Familie, wie beispielsweise viele Arten der Gattung Euphorbia, die in ariden Regionen gedeihen. Diese Pflanzen haben wasserspeichernde Gewebe entwickelt, um in extrem trockenen Klimazonen überleben zu können. Ihre äußerliche Ähnlichkeit mit Kakteen, die unabhängig in Amerika vorkommen, ist ein bemerkenswertes Beispiel für konvergente Evolution – die Entwicklung ähnlicher Merkmale in nicht verwandten Pflanzenfamilien aufgrund vergleichbarer Umweltbedingungen.

Die Familie der Euphorbiaceae hat zudem eine wichtige ökologische Funktion. Sie bieten Lebensraum und Nahrung für zahlreiche Tierarten, darunter Insekten, Vögel und Säugetiere. Viele Arten stehen in engen Wechselbeziehungen zu spezialisierten Bestäubern oder Samenverbreitern, die zur Vermehrung und Ausbreitung der Pflanzen beitragen. Einige Arten der Wolfsmilchgewächse gelten jedoch aufgrund ihres invasiven Charakters als problematisch, da sie in fremden Ökosystemen heimische Arten verdrängen können.

Trotz ihrer wirtschaftlichen und ökologischen Bedeutung sind viele Vertreter der Euphorbiaceae durch Lebensraumverlust, Klimawandel und Übernutzung gefährdet. Die Erforschung und der Schutz dieser Pflanzenfamilie sind daher von großer Bedeutung, sowohl für die Erhaltung der biologischen Vielfalt als auch für die nachhaltige Nutzung ihrer Ressourcen. Die Euphorbiaceae zeigen eindrucksvoll, wie anpassungsfähig und vielfältig Pflanzen sein können und wie eng ihre Evolution mit der Entwicklung von Ökosystemen und menschlichen Kulturen verknüpft ist.

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