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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Eyecup (Augenfleck bei Einzellern)

Der Augenfleck, auch Eyecup genannt, ist eine spezialisierte lichtsensitive Struktur, die bei verschiedenen Einzellern vorkommt und eine grundlegende Funktion in der Lichtwahrnehmung erfüllt. Er spielt eine zentrale Rolle bei der Phototaxis, also der gerichteten Bewegung eines Organismus als Reaktion auf Lichtreize. Diese Anpassung ermöglicht es den Einzellern, Lichtquellen gezielt aufzusuchen oder zu meiden, was insbesondere bei phototrophen Organismen, die auf Licht für die Photosynthese angewiesen sind, von entscheidender Bedeutung ist.

Der Augenfleck besteht aus einer Ansammlung von Pigmenten, die Licht absorbieren können. Diese Pigmente, häufig Carotinoide wie Astaxanthin, sind in einer spezifischen Anordnung in der Zellmembran oder in assoziierten Organellen konzentriert, was dem Augenfleck seine lichtblockierenden Eigenschaften verleiht. Durch diese Pigmentschicht wird das Licht nur aus bestimmten Richtungen zugelassen, was eine rudimentäre Richtungserkennung ermöglicht. Dies unterscheidet den Augenfleck funktionell von echten Augen, die komplexere optische Fähigkeiten besitzen.

Ein klassisches Beispiel für Einzeller mit einem Augenfleck ist die Gattung Euglena. Bei diesen Organismen befindet sich der Augenfleck in der Nähe des Photorezeptors, eines lichtempfindlichen Proteins, das häufig mit dem Flagellum verbunden ist. Die Kombination aus Augenfleck und Photorezeptor erlaubt es Euglena, Lichtquellen präzise zu lokalisieren und sich durch Flagellenbewegungen gezielt auf sie zuzubewegen. Dieses Verhalten, bekannt als positive Phototaxis, optimiert die Lichtausbeute für die photosynthetischen Chloroplasten der Zelle.

Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel ist die Grünalge Chlamydomonas reinhardtii. Bei ihr befindet sich der Augenfleck in der Nähe der Zellvorderseite und ist mit lichtempfindlichen Opsinen gekoppelt, die eine Signalkaskade auslösen. Die resultierende Bewegung der zwei Flagellen wird so gesteuert, dass sich die Alge entweder auf die Lichtquelle zubewegt oder von ihr entfernt, abhängig von der Lichtintensität und der physiologischen Situation.

Obwohl der Augenfleck bei verschiedenen Einzellern ähnliche Grundfunktionen erfüllt, gibt es erhebliche Unterschiede in seiner Struktur und molekularen Zusammensetzung. Diese Variabilität spiegelt die Anpassungen an unterschiedliche ökologische Nischen wider. Bei Dinoflagellaten beispielsweise kann der Augenfleck wesentlich komplexer sein und aus mehreren Schichten bestehen, die spezifisch auf unterschiedliche Wellenlängen des Lichts reagieren.

Die evolutionsbiologische Bedeutung des Augenflecks liegt in seiner Rolle als einfacher Vorläufer komplexer visueller Systeme. Er demonstriert, wie schon einfache Strukturen es Organismen ermöglichen, auf ihre Umwelt zu reagieren und so ihre Überlebensfähigkeit zu verbessern. Der Augenfleck zeigt eindrucksvoll, wie eng molekulare Signaltransduktion, Zellbewegung und ökologische Anpassung miteinander verknüpft sind.

Insgesamt stellt der Augenfleck eine faszinierende Struktur dar, die nicht nur das Verhalten lichtempfindlicher Einzeller steuert, sondern auch wichtige Einblicke in die evolutionären Ursprünge visueller Wahrnehmungssysteme liefert. Die Erforschung solcher primitiver lichtsensitiver Organelle hilft dabei, grundlegende Prinzipien der Sinnesbiologie und der Anpassung an Umweltreize besser zu verstehen.

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