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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Feldmaus

Die Feldmaus (Microtus arvalis) ist ein in Europa weit verbreitetes Nagetier aus der Familie der Wühlmäuse (Cricetidae). Sie gehört zu den häufigsten und am besten untersuchten Kleinsäugern Mitteleuropas und ist bekannt für ihre bedeutende Rolle in Ökosystemen und Landwirtschaft. Aufgrund ihres Lebensstils und ihrer hohen Fortpflanzungsrate hat sie sowohl ökologische als auch ökonomische Relevanz.

Die Feldmaus ist ein kleiner, gedrungener Nager mit einer Körperlänge von 9 bis 12 Zentimetern und einem Schwanz, der etwa ein Drittel der Körperlänge erreicht. Ihr Fell ist meist graubraun bis gelblich gefärbt, die Bauchseite ist heller. Die kleinen Ohren und Augen sind relativ unauffällig und unterstreichen ihre Anpassung an das unterirdische Leben. Feldmäuse besitzen scharfe Schneidezähne, die kontinuierlich nachwachsen und ihnen das Zernagen von Pflanzenmaterial und Wurzeln ermöglichen.

Lebensraum und Verbreitung
Die Feldmaus ist in einer Vielzahl von Lebensräumen anzutreffen, darunter Wiesen, Felder, Weiden, Waldränder und sogar urbane Grünflächen. Sie bevorzugt offene und halboffene Landschaften mit dichter Vegetation, die Schutz vor Fressfeinden bietet. Ihre Verbreitung erstreckt sich von West- und Mitteleuropa bis nach Zentralasien. Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit ist sie in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebiets eine der dominierenden Kleinsäugerarten.

Feldmäuse graben komplexe Tunnelsysteme, die sie für Schutz, Fortpflanzung und Nahrungslagerung nutzen. Diese unterirdischen Bauten enthalten meist mehrere Eingänge, Nistkammern und Vorratsräume, die durch ein Netz von Gängen verbunden sind. Die Tiere sind vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv, wobei sie sich tagsüber häufig in ihren Bauten aufhalten.

Ernährung
Die Feldmaus ist ein Pflanzenfresser (Herbivore), dessen Nahrung hauptsächlich aus Gräsern, Kräutern, Samen und Wurzeln besteht. Im Sommer ernährt sie sich bevorzugt von frischen Pflanzenteilen wie Blättern und Blüten, während im Winter eingelagertes Pflanzenmaterial und Samen eine wichtige Rolle spielen. Die hohe Fortpflanzungsrate und die großen Kolonien der Feldmaus können in landwirtschaftlichen Gebieten erhebliche Schäden an Getreide, Obstplantagen und Gemüsefeldern verursachen.

Fortpflanzung und Populationsdynamik
Die Fortpflanzung der Feldmaus ist bemerkenswert effizient und erfolgt in der Regel zwischen März und Oktober. In günstigen Jahren kann die Fortpflanzungsperiode sogar ganzjährig andauern. Ein Weibchen bringt in einem Jahr bis zu sechs Würfe mit jeweils drei bis neun Jungen zur Welt. Die Tragzeit beträgt etwa 20 Tage, und die Jungtiere sind bereits nach wenigen Wochen geschlechtsreif. Diese hohe Reproduktionsrate führt zu einem exponentiellen Populationswachstum, das besonders in sogenannten „Mäusejahren“ auffällt. Solche Jahre zeichnen sich durch explosionsartige Vermehrung aus, die auf günstige klimatische Bedingungen und ein reichhaltiges Nahrungsangebot zurückzuführen ist.

Die Populationsdichte der Feldmaus schwankt in mehrjährigen Zyklen. Während in manchen Jahren nur wenige Individuen auf einem Hektar zu finden sind, können es in Spitzenzeiten mehrere Hundert sein. Solche Dichte-Schwankungen haben tiefgreifende Auswirkungen auf das lokale Ökosystem und die Landwirtschaft.

Ökologische Bedeutung
Feldmäuse spielen eine zentrale Rolle in ihren Ökosystemen. Sie sind eine wichtige Nahrungsquelle für zahlreiche Fressfeinde, darunter Greifvögel wie Mäusebussarde und Eulen, aber auch Füchse, Marder und Schlangen. Ihr Vorhandensein beeinflusst daher die Populationen dieser Raubtiere erheblich. Gleichzeitig tragen sie durch ihre Grabetätigkeit zur Bodenbelüftung und -durchmischung bei, was das Ökosystem positiv beeinflussen kann.

Mensch und Feldmaus
Die hohe Fortpflanzungsrate und die Fähigkeit, sich in großen Kolonien anzusiedeln, machen die Feldmaus in der Landwirtschaft zu einem bedeutenden Schädling. In Jahren mit hohen Populationsdichten können erhebliche Ernteverluste entstehen, besonders in Getreide- und Gemüseanbaugebieten. Um Schäden zu begrenzen, setzen Landwirte mechanische, biologische und chemische Maßnahmen ein. Biologische Kontrollmethoden, wie die Förderung natürlicher Fressfeinde durch den Bau von Ansitzstangen für Greifvögel, gelten als umweltfreundliche Alternative zur chemischen Bekämpfung.

Trotz ihrer Rolle als Schädling ist die Feldmaus ein faszinierender Bestandteil der heimischen Fauna und ein Paradebeispiel für die Anpassungsfähigkeit von Kleinsäugern. Ihre Dynamik und Interaktionen mit anderen Arten machen sie zu einem wichtigen Forschungsobjekt in der Ökologie, insbesondere im Bereich der Populationsbiologie und der Mensch-Umwelt-Beziehungen.

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