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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Fibrinolyse

Die Fibrinolyse ist ein physiologischer Prozess im menschlichen Körper, der dazu dient, Fibrin, das Hauptprotein im Blutgerinnsel, abzubauen und somit das Gerinnsel zu entfernen, sobald es seinen Zweck erfüllt hat. Sie ist ein zentraler Bestandteil der Hämostase, also der Blutstillung, und dient dazu, die Balance zwischen der Bildung und dem Abbau von Blutgerinnseln zu wahren. Auf diese Weise wird verhindert, dass Blutgefäße durch übermäßige Gerinnselbildung verstopfen, was zu schweren Komplikationen wie Thrombosen, Herzinfarkt oder Schlaganfall führen könnte.

Die Fibrinolyse beginnt typischerweise, nachdem ein beschädigtes Blutgefäß repariert ist und das Gerinnsel nicht mehr benötigt wird. Sie wird durch das Enzym Plasmin vermittelt, das in einer inaktiven Vorstufe, dem Plasminogen, im Blut zirkuliert. Plasminogen bindet an Fibrin im Gerinnsel und wird durch Aktivatoren in seine aktive Form, Plasmin, umgewandelt. Die wichtigsten Aktivatoren sind der Gewebe-Plasminogen-Aktivator (tPA) und der Urokinase-Plasminogen-Aktivator (uPA). tPA wird hauptsächlich von Endothelzellen, die die Blutgefäße auskleiden, produziert und spielt eine Schlüsselrolle bei der Initiierung der Fibrinolyse.

Plasmin spaltet das Fibrin-Netzwerk im Blutgerinnsel in kleinere Fragmente, die als Fibrinabbauprodukte (FDPs) bezeichnet werden. Ein bekanntes FDP ist D-Dimer, das häufig in der klinischen Diagnostik verwendet wird, um Hinweise auf thrombotische Ereignisse zu erhalten. Der Abbau von Fibrin führt letztlich dazu, dass das Gerinnsel vollständig aufgelöst wird, wodurch der Blutfluss im Gefäß wiederhergestellt wird.

Die Fibrinolyse unterliegt einer strengen Regulation, um ein Gleichgewicht zwischen Gerinnung und Gerinnselabbau zu gewährleisten. Hemmstoffe wie der Plasminogen-Aktivator-Inhibitor 1 (PAI-1) und das α2-Antiplasmin wirken, indem sie entweder die Aktivierung von Plasminogen hemmen oder die Aktivität von Plasmin direkt neutralisieren. Eine übermäßige Fibrinolyse könnte zu spontanen Blutungen führen, während eine unzureichende Fibrinolyse die Bildung von Thrombosen begünstigen würde. Daher ist die präzise Kontrolle dieses Prozesses lebenswichtig.

Die Fibrinolyse hat nicht nur eine physiologische Bedeutung, sondern spielt auch in der Medizin eine wichtige Rolle. Thrombolytische Therapien, die auf der Aktivierung der Fibrinolyse basieren, werden bei der Behandlung von akutem Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungenembolien eingesetzt. Medikamente wie rekombinanter tPA (Alteplase) oder Streptokinase aktivieren Plasminogen gezielt, um bestehende Gerinnsel aufzulösen. Diese Behandlungen erfordern jedoch eine sorgfältige Abwägung, da sie das Risiko von Blutungen erhöhen können.

Darüber hinaus sind Störungen in der Fibrinolyse mit verschiedenen Erkrankungen assoziiert. Eine überaktive Fibrinolyse, wie sie bei bestimmten Lebererkrankungen oder Verbrauchskoagulopathien vorkommen kann, führt zu einer erhöhten Blutungsneigung. Andererseits kann eine gestörte Fibrinolyse zur Ausbildung pathologischer Thrombosen beitragen, wie sie bei Erkrankungen wie dem Antiphospholipid-Syndrom oder einer genetisch bedingten PAI-1-Überexpression beobachtet wird.

Insgesamt ist die Fibrinolyse ein hochkomplexer und fein abgestimmter Prozess, der essenziell für die Aufrechterhaltung der vaskulären Integrität und des Blutflusses ist. Ihre präzise Regulation ermöglicht es, dass Blutgerinnsel gezielt entfernt werden, ohne das Gleichgewicht des hämostatischen Systems zu gefährden. Dies macht die Fibrinolyse zu einem faszinierenden und lebenswichtigen Mechanismus innerhalb der menschlichen Physiologie.

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