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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Fototaxis

Fototaxis bezeichnet die gerichtete Bewegung eines Organismus als Reaktion auf Lichtreize. Dieses Phänomen ist vor allem bei Mikroorganismen wie Bakterien, Algen und Protozoen, aber auch bei bestimmten Tierarten wie Insektenlarven oder Planktonorganismen zu beobachten. Dabei wird zwischen positiver und negativer Fototaxis unterschieden: Bei positiver Fototaxis bewegen sich die Organismen in Richtung der Lichtquelle, während sie bei negativer Fototaxis von der Lichtquelle wegdriften. Dieser Mechanismus spielt eine entscheidende Rolle für das Überleben und die ökologische Anpassung der betreffenden Lebewesen, da er ihnen ermöglicht, optimale Lichtverhältnisse für Stoffwechselprozesse oder Schutz vor schädlicher Strahlung zu finden.

Die molekulare Grundlage der Fototaxis beruht auf lichtempfindlichen Rezeptoren, die als Photorezeptoren bezeichnet werden. Diese Proteine sind oft an Pigmente gekoppelt, die Lichtenergie absorbieren und die dadurch ausgelöste Signaltransduktion initiieren. Ein bekanntes Beispiel sind die Rhodopsine, lichtempfindliche Moleküle, die bei vielen Organismen eine zentrale Rolle spielen. Sobald Licht wahrgenommen wird, lösen diese Rezeptoren eine Kaskade biochemischer Reaktionen aus, die die Bewegung des Organismus beeinflusst, etwa durch Steuerung von Flagellen oder Zilien, mit denen der Organismus sich fortbewegt.

Ein klassisches Beispiel für positive Fototaxis ist bei Cyanobakterien und Algen zu finden, die auf Licht angewiesen sind, um Fotosynthese zu betreiben. Diese Organismen bewegen sich gezielt in Bereiche mit optimaler Lichtintensität, um ihre Energieproduktion zu maximieren. Euglena, ein einzelliger Protist, zeigt eine bemerkenswerte Fähigkeit zur positiven Fototaxis, indem er mit Hilfe eines lichtempfindlichen Augenflecks (Stigma) Lichtquellen erkennt und gezielt darauf zusteuert.

Negative Fototaxis ist dagegen häufig bei Organismen zu beobachten, die Schutz vor zu intensiver oder schädlicher Strahlung suchen. Beispielsweise bewegen sich bestimmte Planktonorganismen in tiefere Wasserschichten, wenn die Sonneneinstrahlung zu stark wird, um Schäden durch ultraviolettes Licht zu vermeiden. Dies ist nicht nur eine Überlebensstrategie, sondern beeinflusst auch die vertikale Verteilung von Organismen in aquatischen Ökosystemen und wirkt sich damit auf Nahrungsnetze und biogeochemische Zyklen aus.

Neben den klassischen Formen der Fototaxis gibt es auch Organismen, die eine scheinbar paradoxale Reaktion auf Licht zeigen, indem sie zwischen positiver und negativer Fototaxis wechseln, abhängig von äußeren Faktoren wie Lichtintensität, Wellenlänge oder der Konzentration bestimmter chemischer Substanzen in ihrer Umgebung. Dieses Verhalten ermöglicht eine noch feinere Anpassung an wechselnde Umweltbedingungen und zeigt die hohe Komplexität dieses Prozesses.

Die Forschung zur Fototaxis hat weitreichende Anwendungen, insbesondere in den Bereichen Biotechnologie und Medizin. So werden lichtempfindliche Proteine aus Organismen, die Fototaxis zeigen, in der Optogenetik eingesetzt, einem innovativen Forschungsfeld, das die gezielte Steuerung von Zellfunktionen durch Licht ermöglicht. Darüber hinaus liefert die Untersuchung der Fototaxis wichtige Einblicke in die Evolution von Sinneswahrnehmungen und Bewegungssteuerung bei unterschiedlichen Lebensformen.

Zusammenfassend ist Fototaxis ein faszinierendes Beispiel dafür, wie Organismen mit ihrer Umwelt interagieren und ihre Bewegungen fein auf äußere Reize abstimmen können. Dieser Prozess ist nicht nur essenziell für das Überleben vieler Arten, sondern spiegelt auch die Vielfalt und Anpassungsfähigkeit des Lebens wider.

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