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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Gallerttierchen

Gallerttierchen, wissenschaftlich als Thecamoeba oder auch als Mitglieder der Ordnung Arcellinida innerhalb der Protisten bezeichnet, sind eine Gruppe von amöboiden Einzellern, die sich durch eine gallertartige Struktur und ihre Fähigkeit zur Ausbildung einer schützenden Hülle auszeichnen. Diese Organismen gehören zur Klasse der Lobosea, die sich durch ihre lappenartigen Pseudopodien auszeichnet – Zellfortsätze, die für die Fortbewegung und Nahrungsaufnahme verwendet werden. Gallerttierchen sind faszinierende Mikroorganismen, die sowohl in aquatischen als auch terrestrischen Lebensräumen vorkommen und eine bedeutende Rolle in ökologischen Kreisläufen spielen.

Die charakteristische Eigenschaft der Gallerttierchen ist die gallertartige Konsistenz ihres Körpers. Dieser besteht aus einem flexiblen Zellleib, der durch eine äußere Schutzschicht, die sogenannte Testa oder Hülle, stabilisiert werden kann. Die Testa wird entweder aus organischem Material, manchmal mit eingelagerten mineralischen Partikeln wie Sandkörnern, oder vollständig aus anorganischen Stoffen wie Kalk oder Kieselsäure aufgebaut. Diese Hülle dient nicht nur dem Schutz vor mechanischen Schäden, sondern auch als Barriere gegen schädliche Umweltfaktoren wie Austrocknung oder schädliche Chemikalien. Die Gallertstruktur selbst ist hochgradig anpassungsfähig und erlaubt eine effiziente Aufnahme von Nährstoffen aus der Umgebung.

Die Fortbewegung der Gallerttierchen erfolgt durch Pseudopodien, die aus Ausstülpungen des Zellplasmas bestehen. Diese Fortsätze ermöglichen nicht nur das Gleiten auf Oberflächen, sondern dienen auch zur phagozytotischen Aufnahme von Nahrungspartikeln. Die Ernährung erfolgt heterotroph, wobei die Tierchen organische Partikel, Bakterien, Algen oder Detritus in ihre Nahrungsvakuolen aufnehmen und dort verdauen. Dieses Verhalten macht sie zu wichtigen Akteuren im Abbau organischen Materials und im Nährstoffkreislauf in Ökosystemen.

Gallerttierchen sind in einer Vielzahl von Lebensräumen zu finden, darunter Süß- und Salzwasser, feuchte Böden, Moosmatten und selbst extremere Umgebungen wie Torfmoore. Ihre Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Umweltbedingungen macht sie zu Schlüsselorganismen in vielen ökologischen Nischen. Insbesondere in aquatischen Lebensräumen tragen sie zur Regulation von Mikrobenpopulationen bei und dienen als Nahrung für andere Mikroorganismen oder Kleinsttiere wie Rädertiere und Nematoden.

Die Fortpflanzung der Gallerttierchen erfolgt asexuell durch Zweiteilung, wobei die Mutterzelle in zwei genetisch identische Tochterzellen zerfällt. In ungünstigen Umweltbedingungen können Gallerttierchen auch in einen Ruhestadium eintreten, indem sie sich in ihre Testa zurückziehen und eine schützende Cyste ausbilden. Diese Cysten können extreme Trockenheit oder Temperaturen überdauern und sich unter besseren Bedingungen wieder in aktive Zellen zurückverwandeln.

Aufgrund ihrer ökologischen Bedeutung und ihrer Anpassungsfähigkeit sind Gallerttierchen auch Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, insbesondere in der Mikrobiologie und Ökologie. Sie dienen als Indikatoren für Umweltveränderungen, da ihre Populationen empfindlich auf Schwankungen in der Wasserqualität oder Bodenzusammensetzung reagieren. In der Forschung werden sie außerdem als Modellorganismen für grundlegende biologische Prozesse wie Zellbewegung, Phagozytose und Zellhüllenbildung verwendet.

Zusammengefasst sind Gallerttierchen faszinierende Mikroorganismen, die durch ihre gallertartige Struktur, ihre bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit und ihre ökologische Bedeutung hervorstechen. Sie illustrieren die Vielfalt und Komplexität des Lebens auf mikroskopischer Ebene und bieten wertvolle Einblicke in die grundlegenden Mechanismen des Lebens.

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