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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Pheromon

Pheromone sind chemische Signalstoffe, die von Lebewesen abgesondert werden und der Kommunikation zwischen Individuen derselben Art dienen. Sie spielen eine zentrale Rolle in sozialen und reproduktiven Verhaltensweisen und sind vor allem bei Insekten, aber auch bei anderen Tieren und sogar beim Menschen von Bedeutung. Pheromone werden über spezialisierte Drüsen abgegeben und können je nach Art und Umgebung über Luft, Wasser oder direkten Kontakt übertragen werden. Sie lösen spezifische Verhaltens- oder physiologische Reaktionen bei den Empfängern aus und sind besonders wirksam, da sie oft schon in äußerst geringen Konzentrationen wahrgenommen werden.

Bei Insekten sind Pheromone entscheidend für zahlreiche Verhaltensweisen. Ein klassisches Beispiel ist das Sexualpheromon, das von weiblichen Insekten wie Nachtfaltern abgesondert wird, um männliche Artgenossen anzulocken. Diese Pheromone können von Männchen über weite Entfernungen wahrgenommen werden und ermöglichen ihnen die gezielte Suche nach einer Partnerin. Neben der Paarungskommunikation werden Pheromone auch zur Steuerung von Sozialverhalten genutzt, insbesondere bei staatenbildenden Insekten wie Ameisen, Bienen und Termiten. Hier sorgen Pheromone für die Koordination innerhalb des sozialen Verbunds. Ameisen etwa markieren mit Hilfe von Spurpheromonen den Weg zu einer Nahrungsquelle, die andere Ameisen auf diese Weise finden und nutzen können.

Auch bei Säugetieren spielen Pheromone eine Rolle, insbesondere in der sozialen und reproduktiven Kommunikation. Viele Säugetiere besitzen ein sogenanntes Vomeronasales Organ (VNO), auch Jacobson-Organ genannt, das speziell für die Wahrnehmung von Pheromonen zuständig ist. Dieses Organ liegt im Nasenbereich und kann bestimmte chemische Signale erkennen, die wiederum Verhaltensänderungen auslösen. Bei Nagetieren wurde gezeigt, dass Pheromone die sexuelle Reife beeinflussen können und die Paarungsbereitschaft signalisieren. Auch das Erkennen von Verwandten oder die Identifizierung von Artgenossen wird häufig über Pheromone vermittelt.

Beim Menschen ist die Rolle von Pheromonen umstritten und nicht so eindeutig belegt wie bei anderen Tieren, obwohl es Hinweise darauf gibt, dass auch Menschen auf subtile chemische Signale reagieren. Studien zeigen, dass bestimmte chemische Substanzen, die als mögliche menschliche Pheromone gehandelt werden, den Menstruationszyklus synchronisieren oder das subjektive Empfinden von Attraktivität beeinflussen können. Menschen besitzen zwar kein eindeutig identifiziertes Vomeronasales Organ wie viele andere Säugetiere, doch die Haut, insbesondere in Bereichen mit vielen apokrinen Drüsen wie Achselhöhlen oder Genitalregionen, sondert Duftstoffe ab, die möglicherweise unbewusste Reaktionen hervorrufen.

Pheromone lassen sich grob in verschiedene Kategorien einteilen, je nach ihrer Funktion. Dazu zählen:

Sexualpheromone: Sie signalisieren Paarungsbereitschaft und locken potenzielle Partner an.
Alarmpheromone: Diese Pheromone warnen Artgenossen vor Gefahr und lösen Flucht- oder Verteidigungsverhalten aus. Bei Ameisen und Bienen führen Alarmpheromone zu einer schnellen Mobilisierung der Verteidigung.
Spurpheromone: Sie werden zur Markierung von Wegen oder Nahrungsquellen eingesetzt, wie es etwa bei Ameisen der Fall ist.
Territorialpheromone: Diese werden zur Markierung von Territorien verwendet, um Artgenossen fernzuhalten. Viele Säugetiere markieren ihr Revier durch spezielle Duftstoffe, die eine territoriale Abgrenzung anzeigen.
Soziale Pheromone: Sie unterstützen die Organisation und das Zusammenleben in sozialen Verbänden, wie etwa die Kastensteuerung bei Bienen oder Ameisen.

Die Anwendung und Bedeutung von Pheromonen geht auch über die Biologie hinaus. In der Landwirtschaft und im Pflanzenschutz werden Pheromone zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt, beispielsweise durch Pheromonfallen, die Schadinsekten anlocken und so ihre Populationen kontrollieren. In der Verhaltensforschung und der Medizin wird untersucht, ob Pheromone therapeutisch eingesetzt werden können, etwa zur Unterstützung von sozialen Bindungen oder der Behandlung von Verhaltensstörungen.

Zusammengefasst sind Pheromone faszinierende chemische Botenstoffe, die eine wesentliche Rolle in der Kommunikation und dem Verhalten zahlreicher Lebewesen spielen. Sie sind ein Beispiel dafür, wie Organismen chemische Signale nutzen, um komplexe soziale Interaktionen und Überlebensstrategien zu entwickeln und aufrechtzuerhalten.

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