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Abteilung Biologie -
Begriffserklärung

Biologie

Teratologie

Die Teratologie ist ein Fachgebiet der Biologie und Medizin, das sich mit den Ursachen, Mechanismen und Erscheinungsformen angeborener Fehlbildungen sowie Entwicklungsstörungen bei Organismen beschäftigt. Der Begriff Teratologie leitet sich vom griechischen Wort teras ab, das „Missbildung“ oder „Monster“ bedeutet, und dem Wort logos für „Lehre“. Die Teratologie befasst sich daher mit der wissenschaftlichen Untersuchung von Fehlbildungen, die durch genetische Defekte, äußere Einflüsse oder eine Kombination aus beiden entstehen können. Besonders im Fokus stehen die frühen Phasen der Embryonalentwicklung, in denen Organismen besonders anfällig für schädliche Einflüsse sind.

Ein zentrales Thema der Teratologie ist die Erforschung teratogener Faktoren, also Substanzen oder Einflüsse, die während der Schwangerschaft zu Fehlbildungen oder Entwicklungsstörungen führen können. Hierzu zählen unter anderem bestimmte Medikamente, Alkohol, Drogen, Umweltgifte, Strahlung und Infektionserreger. Die Forschung der Teratologie zielt darauf ab, die genauen Mechanismen zu verstehen, wie diese Teratogene die Entwicklung beeinflussen, welche Arten von Fehlbildungen sie hervorrufen können und welche biologischen Prozesse dabei gestört werden.

Angeborene Fehlbildungen, die in der Teratologie untersucht werden, umfassen eine breite Palette von Störungen, die sich auf verschiedene Organe und Strukturen auswirken können. Beispiele sind Herzfehler, Neuralrohrdefekte (wie Spina bifida), Gaumenspalten und Fehlbildungen der Gliedmaßen. Diese Fehlbildungen können genetische Ursachen haben, beispielsweise durch Mutationen oder Chromosomenanomalien, wie beim Down-Syndrom (Trisomie 21). Sie können jedoch auch durch äußere Einflüsse entstehen, die während der Schwangerschaft auf den Fötus einwirken.

In der Teratologie wird zwischen verschiedenen Stadien der embryonalen und fetalen Entwicklung unterschieden, da die Empfindlichkeit gegenüber teratogenen Einflüssen je nach Phase unterschiedlich ist. Die ersten Wochen der Schwangerschaft, in denen die grundlegende Organanlage des Embryos stattfindet, sind besonders kritisch. In diesen sogenannten kritischen Phasen können selbst geringfügige Einflüsse große Auswirkungen auf die weitere Entwicklung haben. Wenn beispielsweise das Neuralrohr, aus dem später das Gehirn und das Rückenmark entstehen, in den ersten Wochen der Schwangerschaft nicht korrekt geschlossen wird, kann es zu schweren Fehlbildungen wie Anenzephalie oder Spina bifida kommen.

Die Teratologie umfasst sowohl die Prävention als auch die Erforschung der Mechanismen von Fehlbildungen. In der Prävention ist das Wissen über teratogene Substanzen und Einflüsse essenziell, um Schwangere vor potenziellen Risiken zu schützen. Eine der wichtigsten Präventionsmaßnahmen ist der Verzicht auf bekannte teratogene Substanzen wie Alkohol und bestimmte Medikamente. Auch eine gezielte Folsäure-Supplementierung vor und während der Schwangerschaft hat sich als wirksam erwiesen, um das Risiko von Neuralrohrdefekten zu senken. Impfungen gegen Röteln oder Hepatitis sind ebenfalls wichtige Präventionsmaßnahmen, da bestimmte Infektionen während der Schwangerschaft teratogene Wirkungen haben können.

Die Teratologie hat historische Wurzeln, doch erhielt das Fachgebiet erst durch tragische Ereignisse wie den Contergan-Skandal in den 1950er und 1960er Jahren größere Aufmerksamkeit. Damals führte das Medikament Thalidomid (Handelsname Contergan), das ursprünglich zur Linderung von Schwangerschaftsübelkeit eingesetzt wurde, bei tausenden Kindern zu schweren Gliedmaßenfehlbildungen. Der Skandal verdeutlichte die Risiken von Medikamenten in der Schwangerschaft und legte den Grundstein für strengere Vorschriften und Tests von Arzneimitteln auf teratogene Wirkungen.

Moderne teratologische Forschung nutzt genetische, molekularbiologische und zellbiologische Methoden, um die Ursachen und Mechanismen von Fehlbildungen besser zu verstehen. Dabei spielen auch Tiermodelle eine wichtige Rolle, etwa Frösche, Mäuse oder Zebrafische, die in der experimentellen Teratologie eingesetzt werden, um Entwicklungsprozesse und die Wirkung von Teratogenen zu studieren. Auch die Fortschritte in der Genomforschung haben das Wissen über genetische Ursachen von Fehlbildungen erweitert und zur Entwicklung pränataler Diagnosetechniken beigetragen, mit denen bestimmte Fehlbildungen bereits vor der Geburt erkannt werden können.

Zusammengefasst ist die Teratologie ein interdisziplinäres Forschungsgebiet, das biologische, genetische und umweltbedingte Ursachen von Fehlbildungen erforscht. Sie hat das Ziel, die Mechanismen hinter angeborenen Störungen zu verstehen, Präventionsstrategien zu entwickeln und die Diagnostik und Therapie von Fehlbildungen zu verbessern. Die Erkenntnisse der Teratologie sind von zentraler Bedeutung für die Medizin und die Gesundheitsvorsorge, um die Gesundheit ungeborener Kinder zu schützen und die Entstehung von Fehlbildungen bestmöglich zu verhindern.

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