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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Ökonomisches Prinzip

Das ökonomische Prinzip, auch als Wirtschaftlichkeitsprinzip bekannt, beschreibt in der Psychologie und Wirtschaft die grundlegende Strategie, mit den vorhandenen Ressourcen möglichst effizient und effektiv zu handeln. Es ist eine zentrale Annahme in der klassischen Wirtschaftstheorie und findet auch Anwendung in verschiedenen Bereichen der Psychologie, insbesondere in der Verhaltens- und Entscheidungspsychologie. Es besagt, dass Individuen oder Organisationen bei der Auswahl ihrer Handlungen stets versuchen sollten, ein bestimmtes Ziel mit minimalem Aufwand zu erreichen oder ein bestimmtes Ergebnis mit möglichst wenig Ressourcen zu erzielen.

Es gibt zwei Hauptformen des ökonomischen Prinzips, die häufig miteinander verwechselt werden, aber unterschiedliche Zielsetzungen und Annahmen aufweisen:

Das Maximalprinzip: Hierbei wird eine vorgegebene Menge an Ressourcen genutzt, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Das Ziel ist es, mit den verfügbaren Mitteln einen maximalen Nutzen zu erlangen. Ein Beispiel aus dem Alltag wäre der Versuch, mit einer bestimmten Geldsumme den größtmöglichen Nutzen oder die größte Menge an Waren zu kaufen. In der Psychologie kann dieses Prinzip auch die Bestrebung beschreiben, mit den vorhandenen Ressourcen, sei es Zeit, Energie oder Aufmerksamkeit, das bestmögliche psychologische Ergebnis zu erzielen.

Das Minimalprinzip: Bei diesem Prinzip geht es darum, ein bestimmtes Ziel mit dem minimalen Einsatz an Ressourcen zu erreichen. Das bedeutet, dass ein Individuum oder eine Organisation versucht, ein vorgegebenes Ergebnis mit möglichst wenig Aufwand oder Kosten zu erreichen. Im Bereich der psychologischen Entscheidungsfindung könnte dies zum Beispiel bedeuten, eine Aufgabe oder ein Ziel mit möglichst wenig Zeitaufwand oder kognitiver Belastung zu erreichen.

Das ökonomische Prinzip ist nicht nur in wirtschaftlichen Kontexten von Bedeutung, sondern auch in der Psychologie als grundlegendes Modell für die Untersuchung von Entscheidungen und Handlungen. Menschen treffen häufig Entscheidungen, die auf einer Art von Kosten-Nutzen-Analyse basieren, bei der sie versuchen, den Aufwand zu minimieren und den Nutzen zu maximieren. In der Verhaltenspsychologie und kognitiven Psychologie wird dieses Prinzip verwendet, um zu erklären, wie Menschen in verschiedenen Situationen ihre Ressourcen wie Zeit, Energie und Aufmerksamkeit effizient einsetzen, um bestimmte Ziele zu erreichen.

Ein Beispiel für die Anwendung des ökonomischen Prinzips in der Verhaltenspsychologie ist das Konzept der Belohnung. In Experimenten wurde beobachtet, dass Individuen dazu neigen, Verhaltensweisen zu zeigen, die den größten Nutzen mit dem geringsten Aufwand verbinden. Ein Beispiel hierfür wäre ein Rattenexperiment, bei dem eine Ratte lernt, dass sie mit minimalem Aufwand (dem Drücken eines Hebels) eine Belohnung (Futter) erhält. Diese Art von Verhalten kann als eine Anwendung des ökonomischen Prinzips auf die Belohnungsverarbeitung im Gehirn betrachtet werden.

In der Entscheidungspsychologie wird das ökonomische Prinzip häufig verwendet, um zu erklären, warum Menschen bestimmte Entscheidungen treffen, die darauf abzielen, den subjektiven Nutzen zu maximieren und gleichzeitig die mit diesen Entscheidungen verbundenen Kosten zu minimieren. Eine Entscheidung, ob man etwa in einer bestimmten Situation mehr Zeit investiert, um mehr Informationen zu sammeln, oder ob man eine Entscheidung schneller trifft, um den Aufwand zu reduzieren, ist oft ein Beispiel für das Streben nach einer ökonomischen Lösung.

Das ökonomische Prinzip spielt auch eine zentrale Rolle in der kognitiven Psychologie, insbesondere im Bereich der Informationsverarbeitung. Menschen tendieren dazu, kognitive Ressourcen wie Aufmerksamkeit und Gedächtnis so effizient wie möglich zu nutzen. In komplexen Entscheidungssituationen versuchen Menschen, ihre Informationsverarbeitung zu optimieren, indem sie nur die relevantesten Informationen aufgreifen und den Rest ignorieren, um den mentalen Aufwand zu reduzieren.

Auch in der Verhaltensökonomie, einem interdisziplinären Bereich, der ökonomische Prinzipien mit psychologischen Erkenntnissen kombiniert, wird das ökonomische Prinzip verwendet, um das menschliche Entscheidungsverhalten zu verstehen. Verhaltensökonomen untersuchen, wie psychologische Faktoren, wie etwa Heuristiken und kognitive Verzerrungen, die Entscheidungsfindung beeinflussen und dazu führen können, dass Menschen nicht immer strikt rational oder optimal entscheiden, obwohl sie es gemäß dem ökonomischen Prinzip tun sollten. Ein klassisches Beispiel ist die Verlustaversion, bei der Menschen stärkere negative Gefühle gegenüber Verlusten empfinden als positive Gefühle in gleicher Höhe von Gewinnen. Dies kann ihre Entscheidungen verzerren und vom rein ökonomischen Prinzip abweichen.

Das ökonomische Prinzip ist somit nicht nur in der klassischen Wirtschaft von Bedeutung, sondern auch ein wertvolles Konzept in der Psychologie, um menschliches Verhalten zu verstehen. In der psychologischen Forschung wird es als ein Modell verwendet, um die Effizienz und Rationalität menschlicher Entscheidungen zu analysieren, sowohl in einfachen als auch in komplexen Kontexten. Es trägt dazu bei, zu erklären, warum Menschen oft so handeln, dass sie das bestmögliche Ergebnis mit den geringsten möglichen Ressourcen oder dem minimalen Aufwand erzielen wollen, sei es in der Alltagsgestaltung oder in größeren sozialen und wirtschaftlichen Systemen.

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