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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Überaktivität

Überaktivität beschreibt in der Psychologie einen Zustand, in dem eine Person ungewöhnlich viel Energie aufwendet und dabei übermäßig aktive Verhaltensweisen zeigt. Diese Aktivität kann sowohl körperlicher als auch geistiger Natur sein und äußert sich in einem starken Drang, ständig in Bewegung zu sein, sich zu beschäftigen oder Dinge zu tun, ohne Ruhepausen zu benötigen. Überaktivität ist häufig mit einer Vielzahl von psychischen oder physiologischen Zuständen und Störungen verbunden, wobei sie sowohl in normalen Entwicklungsphasen als auch im Rahmen von psychischen Erkrankungen beobachtet werden kann.

Im Entwicklungsbereich ist Überaktivität insbesondere bei Kindern weit verbreitet, vor allem bei sehr jungen Kindern, die in ihren ersten Lebensjahren ein hohes Maß an Energie und Neugier zeigen. Diese natürliche Aktivität dient der Entdeckung und Erkundung der Welt und ist Teil der normalen kindlichen Entwicklung. In solchen Fällen ist die Überaktivität meist temporär und nimmt mit dem Alter und der sozialen und kognitiven Reifung ab.

Eine häufige Erscheinungsform von Überaktivität, die nicht nur in der Kindheit, sondern auch im Erwachsenenalter bestehen bleiben kann, ist die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS). ADHS ist eine neurodevelopmentale Störung, die durch Symptome wie eine übermäßige Impulsivität, Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung von Aufmerksamkeit und eine ausgeprägte Neigung zur Überaktivität gekennzeichnet ist. Personen mit ADHS, insbesondere Kinder, haben oft Schwierigkeiten, sich ruhig zu verhalten, ihre Aktivitäten zu kontrollieren und angemessene Pausen einzulegen. Diese Überaktivität kann sich in ständiger Bewegung, lautem Verhalten oder dem Drang, schnell zwischen Aktivitäten zu wechseln, ohne eine Aufgabe vollständig abzuschließen, äußern.

Überaktivität bei ADHS tritt häufig im Kontext einer motorischen Unruhe auf. Dies kann sich in körperlichen Ausdrucksformen wie Zappeln, Schaukeln oder dem Drang, ständig umherzulaufen, manifestieren. Gleichzeitig geht sie oft mit innerer Unruhe oder Gedankenrasen einher, bei dem die betroffene Person Schwierigkeiten hat, ihre Gedanken zu fokussieren und in eine geordnete Richtung zu lenken. Diese Symptome können sowohl in sozialen als auch in schulischen oder beruflichen Kontexten problematisch sein, da die übermäßige Aktivität das soziale Verhalten und die Konzentration beeinträchtigen kann.

Neben ADHS kann Überaktivität auch in anderen Kontexten beobachtet werden. In bestimmten psychischen Zuständen wie Angststörungen, manischen Episoden (bei bipolarer Störung) oder stressbedingten Erkrankungen kann eine erhöhte Aktivität als eine Reaktion auf den psychischen Zustand auftreten. In solchen Fällen dient die Überaktivität möglicherweise als eine Art Kompensation oder Abwehrmechanismus gegen intensive innere Spannungen oder unangenehme Gefühle. Personen, die unter starkem Stress oder Angst leiden, können dazu neigen, ständig aktiv zu sein, um ihre innere Unruhe zu verbergen oder den psychischen Druck zu mildern. Diese Form der Überaktivität kann auch mit Schlafstörungen, einer erhöhten körperlichen Erregung und einer verminderten Fähigkeit zur Entspannung einhergehen.

In der Sportpsychologie wird Überaktivität manchmal als das Ergebnis von übermäßiger Motivation oder Perfektionismus angesehen, wenn Sportler, sei es aus persönlichem Ehrgeiz oder aufgrund von äußeren Anforderungen, ständig „mehr“ leisten wollen, selbst wenn der Körper eine Pause benötigt. In solchen Fällen ist Überaktivität nicht nur ein Zeichen von körperlicher Fitness oder Leistungsdrang, sondern kann auch zu Ermüdung, Verletzungen oder Burnout führen, wenn die nötige Balance zwischen Aktivität und Erholung nicht gewahrt wird.

Überaktivität ist nicht immer pathologisch, aber sie kann zu interpersonellen und beruflichen Problemen führen, wenn sie die Fähigkeit des Individuums beeinträchtigt, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren oder in sozialen Situationen ruhig zu agieren. In solchen Fällen ist es wichtig, die Ursachen der Überaktivität zu verstehen. Sie kann sowohl physiologische Ursachen (z. B. ein Ungleichgewicht von Neurotransmittern im Gehirn) als auch psychologische Ursachen (wie die Reaktion auf äußeren Druck oder emotionale Belastung) haben.

Die Behandlung von Überaktivität hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. In Fällen von ADHS können medikamentöse Behandlungen, wie Stimulanzien (z. B. Methylphenidat) und Verhaltenstherapie, dazu beitragen, die Symptome der Überaktivität zu kontrollieren und die Fähigkeit zu verbessern, die eigene Aktivität zu regulieren. In anderen Fällen, wie bei Angststörungen oder stressbedingter Überaktivität, können kognitive Verhaltenstherapie und Stressbewältigungsstrategien dazu beitragen, die übermäßige Aktivität zu reduzieren und das innere Gleichgewicht wiederherzustellen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Überaktivität ein Zustand ist, der in unterschiedlichen Kontexten auftreten kann – von der normalen kindlichen Entwicklung über psychische Störungen bis hin zu Reaktionen auf Stress und Angst. Sie kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben, je nachdem, wie gut das Individuum in der Lage ist, diese Aktivität zu kontrollieren. Wenn Überaktivität das tägliche Leben beeinträchtigt, ist eine umfassende Diagnose und gegebenenfalls eine therapeutische Intervention notwendig, um die zugrunde liegenden Ursachen zu adressieren und eine gesunde Balance zwischen Aktivität und Ruhe zu fördern.

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