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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Überdurchschnittlichkeit

Überdurchschnittlichkeit beschreibt in der Psychologie die Eigenschaft eines Individuums, in bestimmten Fähigkeiten, Eigenschaften oder Leistungen über dem allgemeinen Durchschnitt zu liegen. Dieser Begriff wird häufig verwendet, um besondere Leistungen oder Talente zu kennzeichnen, die signifikant höher sind als der Mittelwert einer bestimmten Population oder einer normierten Vergleichsgruppe. Die Dimensionen der Überdurchschnittlichkeit sind vielfältig und können intellektuelle, soziale, kreative oder physische Fähigkeiten betreffen. Im psychologischen Kontext wird Überdurchschnittlichkeit oft im Zusammenhang mit Begabung, Leistung und Potenzial verwendet, aber auch als ein Aspekt, der das Selbstverständnis und die Wahrnehmung des Individuums beeinflussen kann.

Ein zentraler Aspekt der Überdurchschnittlichkeit ist der Vergleich mit einem Referenzrahmen oder einer Normgruppe. Um zu bestimmen, ob jemand überdurchschnittlich ist, müssen objektive Maßstäbe herangezogen werden. Diese Maßstäbe können etwa auf Testergebnissen, Leistungsbewertungen oder auch sozialen und emotionalen Fähigkeiten beruhen. Ein häufig genutztes Beispiel für Überdurchschnittlichkeit ist der Intelligenzquotient (IQ), bei dem ein Wert über 130 als überdurchschnittlich gilt, was bedeutet, dass der betreffende Mensch in kognitiven Tests signifikant besser abschneidet als die Mehrheit der Bevölkerung.

Im psychologischen Rahmen ist Überdurchschnittlichkeit oft auch mit einer hohen Leistungsfähigkeit verbunden, sei es in der Schule, im Beruf oder in anderen sozialen Bereichen. Menschen, die überdurchschnittliche Fähigkeiten besitzen, zeigen häufig außergewöhnliche Leistungen und haben die Fähigkeit, komplexe Aufgaben schneller oder besser zu bewältigen als ihre Mitmenschen. Die psychologische Bedeutung von Überdurchschnittlichkeit ist jedoch nicht nur in Bezug auf die objektive Leistung zu sehen, sondern auch in Bezug auf die subjektive Wahrnehmung und das Selbstwertgefühl des Individuums.

Ein weiterer wichtiger Bereich, in dem Überdurchschnittlichkeit betrachtet wird, ist der der Begabung und Talententwicklung. In der Begabungsforschung wird untersucht, wie bestimmte Kinder oder Erwachsene in bestimmten Bereichen – etwa in Mathematik, Musik, Kunst oder Sport – überdurchschnittliche Leistungen zeigen können. Das Konzept der intellektuellen Überdurchschnittlichkeit bezieht sich in diesem Fall auf diejenigen, die in ihrem Denken, ihrer Problemlösungsfähigkeit und ihrer Kreativität außergewöhnliche Fähigkeiten haben. Diese Talente können durch frühe Förderung und gezielte Unterstützung entwickelt und maximiert werden. In der Psychologie ist hierbei auch das Verständnis von Förderungspotenzialen und Entwicklungsumgebungen wichtig, um sicherzustellen, dass überdurchschnittliche Talente nicht ungenutzt bleiben.

Trotz der positiven Konnotation von Überdurchschnittlichkeit kann dieses Konzept auch mit psychologischen Herausforderungen verbunden sein. Menschen, die überdurchschnittliche Leistungen erbringen, können oft mit hohen Erwartungshaltungen konfrontiert werden – sei es von Seiten der Familie, der Gesellschaft oder von sich selbst. Diese hohen Erwartungen können zu Leistungsdruck führen, der das Wohlbefinden beeinträchtigt und möglicherweise zu Burnout oder Angststörungen führen kann. Besonders bei Kindern und Jugendlichen, die außergewöhnliche Fähigkeiten in bestimmten Bereichen zeigen, kann die ständige Erwartung, überdurchschnittlich zu bleiben, zu einer Überlastung und emotionalen Erschöpfung führen.

Ein weiteres psychologisches Phänomen, das mit Überdurchschnittlichkeit verbunden sein kann, ist das Impostor-Syndrom. Menschen, die in einem bestimmten Bereich außergewöhnliche Leistungen zeigen, erleben häufig das Gefühl, dass sie diese Leistungen nicht verdient haben oder dass sie als „Betrüger“ entlarvt werden könnten, obwohl ihre Fähigkeiten objektiv anerkannt sind. Dieses Phänomen tritt häufig bei hochbegabten Personen auf und ist eine Folge von zu hohen Selbstansprüchen und der Angst vor dem Versagen, trotz offensichtlicher Erfolge.

Die soziale Wahrnehmung von Überdurchschnittlichkeit ist ebenfalls ein interessanter Aspekt. Überdurchschnittliche Menschen, insbesondere in Bereichen wie Intelligenz oder Berufserfolg, können mit Neid oder Abneigung konfrontiert werden. In sozialen Kontexten, in denen Gleichwertigkeit und Zusammenarbeit geschätzt werden, kann es sein, dass besonders talentierte Individuen sich sozial isoliert oder missverstanden fühlen, da sie als "anders" wahrgenommen werden. Dies kann zu sozialen Spannungen führen, die den Nutzen und die Freude an den eigenen überdurchschnittlichen Fähigkeiten beeinträchtigen können.

In der Bildungspsychologie und der Schulpsychologie wird Überdurchschnittlichkeit in Bezug auf Hochbegabte und besonders talentierte Kinder untersucht. Die Förderung von Kindern mit überdurchschnittlichen kognitiven Fähigkeiten stellt spezielle Anforderungen an das Bildungssystem. Oft wird die Herausforderung darin gesehen, diese Kinder angemessen zu fördern, ohne sie zu überfordern oder zu isolieren. Es bedarf einer fein abgestimmten Balance zwischen Förderung und der Wahrung einer gesunden sozialen und emotionalen Entwicklung.

Insgesamt lässt sich sagen, dass Überdurchschnittlichkeit ein wichtiger Aspekt in der Psychologie ist, der sowohl positive als auch herausfordernde Auswirkungen auf die betroffenen Individuen haben kann. Es ist von entscheidender Bedeutung, die Balance zwischen der Förderung von überdurchschnittlichen Talenten und der Berücksichtigung des emotionalen und sozialen Wohlbefindens zu wahren. Eine gesunde Auseinandersetzung mit den eigenen Fähigkeiten, gepaart mit realistischer Selbstwahrnehmung und sozialer Integration, ist notwendig, um die Vorteile der Überdurchschnittlichkeit zu maximieren und negative Folgen zu minimieren.

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