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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Übereifer

Übereifer bezeichnet ein übermäßiges, oft unkontrolliertes Engagement oder eine übersteigerte Anstrengung, um ein Ziel zu erreichen oder eine Aufgabe zu erfüllen. Dieser Zustand ist durch eine starke und oft impulsive Motivation gekennzeichnet, die dazu führt, dass jemand mit übermäßiger Intensität oder in einem unangemessenen Ausmaß an einer Aufgabe arbeitet. Übereifer kann in verschiedenen Kontexten auftreten, sei es im beruflichen Umfeld, im persönlichen Leben oder in zwischenmenschlichen Beziehungen, und wird häufig mit einem Mangel an Ausgewogenheit oder einer übertriebenen Begeisterung für das Erreichen eines bestimmten Ziels assoziiert.

Psychologisch betrachtet ist Übereifer häufig mit dem Wunsch verbunden, Erwartungen zu übertreffen oder Anerkennung zu erlangen. Er kann auch aus einem tiefen inneren Drang nach Perfektionismus oder dem Bedürfnis, Kontrolle zu erlangen, resultieren. Menschen, die von Übereifer geprägt sind, neigen dazu, ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu vernachlässigen, da sie stark auf das Erreichen eines bestimmten Ergebnisses fokussiert sind. Diese intensive Konzentration auf das Ziel kann dazu führen, dass die betroffene Person ihre eigene Gesundheit, ihr Wohlbefinden oder zwischenmenschliche Beziehungen zugunsten ihrer Ambitionen opfert.

Übereifer äußert sich oft durch Überarbeitung, Überanstrengung und eine Vernachlässigung der Erholung. In beruflichen Kontexten könnte dies beispielsweise bedeuten, dass jemand übermäßig viel Zeit und Energie in seine Arbeit investiert, um ein Projekt zu perfektionieren oder um die Anerkennung von Vorgesetzten zu erlangen, während persönliche Zeit und soziale Kontakte zunehmend auf der Strecke bleiben. Menschen mit Übereifer haben oft Schwierigkeiten, eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Erholung zu finden, was zu Stress, Erschöpfung oder Burnout führen kann.

In Beziehungen kann Übereifer ebenfalls problematisch sein, wenn eine Person übermäßig viel Energie darauf verwendet, den Erwartungen des Partners oder der Familie gerecht zu werden, ohne ihre eigenen Bedürfnisse zu kommunizieren oder zu wahren. Der Wunsch, immer „alles richtig“ zu machen und den anderen zu beeindrucken, kann zu Missverständnissen und Spannungen führen, da der betroffene Mensch möglicherweise die eigenen Wünsche und Gefühle hinter den Erwartungen anderer versteckt. In solchen Fällen kann der übereifrige Mensch sich selbst verlieren, weil er sich mehr auf die Erfüllung der Anforderungen der anderen als auf die eigene Zufriedenheit konzentriert.

Die Ursachen für Übereifer können vielfältig sein und hängen oft mit psychologischen oder sozialen Faktoren zusammen. Ein starker Wunsch nach Anerkennung oder das Bedürfnis, sich in einer bestimmten sozialen oder beruflichen Umgebung zu beweisen, kann den Drang nach Übereifer auslösen. Perfektionismus, das Streben nach Fehlerfreiheit und das ständige Bestreben, den eigenen und externen Erwartungen gerecht zu werden, sind ebenfalls häufige Ursachen. In vielen Fällen ist Übereifer auch mit einem Mangel an Selbstvertrauen oder einem inneren Gefühl der Unzulänglichkeit verbunden – das Überkompensieren dieser Unsicherheiten kann zu einem übermäßigen Engagement führen, um die eigene Kompetenz zu beweisen.

Ein weiteres Merkmal von Übereifer ist, dass Menschen, die dazu neigen, diese Eigenschaft zu zeigen, oft unrealistische Erwartungen an sich selbst stellen. Sie setzen sich Ziele, die schwer erreichbar oder von vornherein unrealistisch sind, was zu Enttäuschung und Frustration führen kann, wenn diese nicht erfüllt werden. Der Drang, immer mehr zu tun, zu erreichen oder zu perfektionieren, wird oft als eine Art Flucht vor Unsicherheit oder Angst vor Misserfolg wahrgenommen. Diese Tendenz, das Ergebnis über den Prozess zu stellen, kann die Freude und Zufriedenheit an der Aufgabe selbst beeinträchtigen.

Psychologisch betrachtet kann Übereifer zu einer Verstärkung von Stress und emotionaler Erschöpfung führen. Wenn das Streben nach Zielen so intensiv wird, dass es den natürlichen Fluss des Lebens stört, verliert die betroffene Person oft die Fähigkeit, ihre eigenen Grenzen zu erkennen und zu respektieren. Dies führt zu körperlicher und emotionaler Überlastung, und langfristig kann Übereifer zu gesundheitlichen Problemen wie Schlafstörungen, Angstzuständen oder chronischem Stress führen.

Die Bewältigung von Übereifer erfordert eine bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Erwartungen und Zielen. Eine zentrale Strategie ist die Entwicklung von Selbstmitgefühl und das Lernen, sich selbst anzuerkennen und zu schätzen, ohne sich ständig mit anderen zu vergleichen oder ständig mehr zu leisten. Achtsamkeitstechniken und Entspannung sind hilfreich, um den inneren Druck zu verringern und die Fähigkeit zur Selbstreflexion zu stärken. Darüber hinaus ist es wichtig, die eigenen Bedürfnisse klar zu kommunizieren und gesunde Grenzen zu setzen, insbesondere in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Übereifer eine übermäßige Form des Engagements darstellt, die zu einem ungesunden Streben nach Anerkennung, Perfektion und Kontrolle führen kann. Obwohl Übereifer in einigen Kontexten kurzfristig zu Erfolgen führen kann, ist er langfristig oft mit stressbedingten Problemen und einem Verlust der persönlichen Balance verbunden. Eine gesunde Herangehensweise an Ziele und die Fähigkeit, sich selbst anzunehmen und zu entspannen, sind entscheidend, um die negativen Auswirkungen von Übereifer zu vermeiden.

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