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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Überengagement

Überengagement bezeichnet einen Zustand, in dem eine Person übermäßig viel Zeit, Energie und Aufmerksamkeit in eine bestimmte Aufgabe, ein Ziel oder eine Verantwortung investiert, oft in einer Art und Weise, die ihre eigene Gesundheit, ihr Wohlbefinden oder ihre anderen Lebensbereiche beeinträchtigt. Es ist ein Zustand, in dem der Drang, sich zu engagieren und etwas zu erreichen, so intensiv wird, dass das Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Aspekten des Lebens, wie Arbeit, soziale Beziehungen und persönliche Erholung, verloren geht. Überengagement kann sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext auftreten und ist häufig ein Hinweis auf einen ungesunden Umgang mit Verantwortung oder Verpflichtungen.

Im beruflichen Umfeld zeigt sich Überengagement häufig in Form von Überarbeitung, bei der jemand regelmäßig mehr Arbeitsstunden aufwendet, als eigentlich notwendig oder gesund wäre. Personen, die sich in diesem Zustand befinden, fühlen sich möglicherweise unter Druck, mehr zu leisten oder besser zu sein als andere, was zu einer Vernachlässigung von Pausen, Erholung oder Freizeit führt. Das Bedürfnis, ständig produktiv zu sein oder zu beweisen, dass man der Aufgabe gewachsen ist, kann den betroffenen Menschen dazu bringen, ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu ignorieren. Langfristig kann dies zu Ermüdung, Burnout und körperlicher Erschöpfung führen.

Überengagement kann auch in persönlichen Beziehungen auftreten, wenn eine Person zu stark in die Bedürfnisse oder Erwartungen anderer eingebunden ist, etwa in Partnerschaften, Freundschaften oder familiären Beziehungen. In solchen Fällen stellt sich häufig das Bedürfnis ein, ständig für andere da zu sein oder ihre Erwartungen zu erfüllen, wodurch die eigene Selbstfürsorge und die eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund geraten. Menschen, die in ihren Beziehungen übermäßig engagiert sind, könnten das Gefühl haben, dass ihre Identität und ihr Wert von ihrer Fähigkeit abhängen, anderen zu helfen oder ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Diese Form des Überengagements kann zu emotionale Erschöpfung, Abhängigkeit und Unzufriedenheit führen, wenn die betroffene Person sich selbst verliert oder ihre eigenen Bedürfnisse nicht mehr klar wahrnimmt.

Ein zentraler psychologischer Mechanismus hinter Überengagement ist das Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung. Menschen, die sich übermäßig engagieren, tun dies oft, weil sie sich durch ihre Leistungen oder ihre Hingabe Bestätigung erhoffen. Überengagement kann auch mit einem ausgeprägten Perfektionismus verbunden sein, bei dem der Einzelne das Gefühl hat, immer mehr tun zu müssen, um die Erwartungen von sich selbst oder anderen zu erfüllen. Diese anhaltende Fokussierung auf Leistung und Anerkennung kann jedoch zu Selbstzweifeln führen, wenn die eigenen Leistungen als nicht genug empfunden werden, obwohl die betroffene Person bereits übermäßig viel investiert.

Ein weiteres psychologisches Element von Überengagement ist der Glaube an die eigene Unersetzlichkeit oder an die Notwendigkeit, ständig verfügbar zu sein. Menschen, die überengagiert sind, haben möglicherweise Schwierigkeiten, Aufgaben zu delegieren oder Unterstützung anzunehmen, da sie das Gefühl haben, dass nur sie selbst die Verantwortung übernehmen können. Diese Haltung kann zu einem Teufelskreis führen, in dem die Person immer mehr Aufgaben übernimmt, sich selbst jedoch zunehmend überfordert.

Die Auswirkungen von Überengagement sind vielfältig und können sowohl körperlich als auch emotional spürbar sein. Zu den häufigsten physischen Symptomen gehören Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Ermüdung und Muskelverspannungen. Emotional kann Überengagement zu Stress, Ängsten, Frustration und Depressionen führen, da die betroffene Person das Gefühl hat, dass ihre Bemühungen niemals ausreichend sind. In sozialen Beziehungen kann sich Überengagement als Vernachlässigung von wichtigen Kontakten oder als emotionale Erschöpfung manifestieren, wenn die Person keine Zeit oder Energie mehr für ihre Mitmenschen hat.

Im therapeutischen Kontext wird Überengagement oft als ein Symptom von Burnout oder Stressbewältigungsproblemen betrachtet. Die Behandlung von Überengagement umfasst in der Regel eine Kombination aus Stressmanagement-Techniken, Selbstfürsorge und der Förderung eines gesunden Zeitmanagements. Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) kann dabei helfen, die zugrunde liegenden Glaubenssätze und Denkmuster zu identifizieren, die zu Überengagement führen, und realistischere Erwartungen zu entwickeln. Ein wichtiger Aspekt der Behandlung ist es, den betroffenen Menschen zu helfen, ihre eigenen Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren sowie die Fähigkeit zu entwickeln, sich von anderen abzugrenzen, ohne das Gefühl zu haben, dass dies ihre Identität oder ihren Wert in Frage stellt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Überengagement eine Form des intensiven und oft ungesunden Engagements ist, bei dem eine Person ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen zugunsten von Arbeit oder zwischenmenschlichen Verpflichtungen ignoriert. Obwohl das Engagement und die Hingabe in vielen Bereichen des Lebens von Bedeutung sind, kann übermäßiges Engagement zu physischen, emotionalen und sozialen Belastungen führen. Eine gesunde Balance zwischen Engagement und Selbstfürsorge ist entscheidend, um langfristig das persönliche Wohlbefinden zu fördern und Erschöpfung oder Burnout zu vermeiden.

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