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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Überforderung
Überforderung ist ein psychologischer Zustand, der entsteht, wenn eine Person das Gefühl hat, mit den Anforderungen, die an sie gestellt werden, nicht mehr zurechtzukommen. Dieser Zustand kann sowohl in beruflichen als auch in privaten Kontexten auftreten und ist häufig mit einem hohen Maß an Stress und emotionaler Belastung verbunden. Überforderung tritt auf, wenn die Ressourcen einer Person, wie etwa ihre Zeit, Energie, Fähigkeiten oder psychische Belastbarkeit, als unzureichend empfunden werden, um die geforderten Aufgaben oder Erwartungen zu erfüllen. Die Wahrnehmung der Überforderung kann sowohl objektiv als auch subjektiv sein, wobei die subjektive Erfahrung entscheidend ist, da sie darüber bestimmt, wie stark die Belastung wahrgenommen wird.
Ein zentrales Merkmal der Überforderung ist das Gefühl der Hilflosigkeit und der Kontrolle, die über die eigenen Lebensumstände verloren zu gehen scheint. Sie kann sich sowohl auf einzelne Aufgaben als auch auf das gesamte Lebensumfeld beziehen, etwa bei der Kombination von beruflichen und familiären Verpflichtungen. Eine häufige Folge von Überforderung ist das Gefühl der Überlastung, das sowohl körperliche als auch psychische Symptome hervorrufen kann. Zu den psychischen Auswirkungen gehören Angst, Sorgen, Schlafstörungen und ein allgemeines Gefühl der Erschöpfung. Auf körperlicher Ebene äußert sich Überforderung oft in Symptomen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder einem angespannten Körpergefühl.
In der psychologischen Forschung wird Überforderung auch in Zusammenhang mit dem Konzept der "Stressbewältigung" untersucht. Laut der Stressforschung, insbesondere in der Theorie von Richard Lazarus und Susan Folkman, entsteht Stress dann, wenn eine Person die Anforderungen ihrer Umgebung als größer empfindet als die eigenen Bewältigungsressourcen. Eine dauerhafte Überforderung kann zu chronischem Stress führen, der wiederum das Risiko für eine Vielzahl von psychischen Erkrankungen, wie etwa Depressionen oder Angststörungen, erhöht. Stressbewältigungsstrategien, wie zum Beispiel die Anpassung der eigenen Erwartungen, das Erlernen von Zeitmanagement-Techniken oder die Suche nach sozialer Unterstützung, sind daher wichtige Ansätze zur Minderung von Überforderung.
Ein weiteres Konzept, das eng mit Überforderung verbunden ist, ist das der "Burnout-Krise". Der Begriff "Burnout" beschreibt einen Zustand der emotionalen, physischen und geistigen Erschöpfung, der häufig durch langanhaltende Überforderung und die Unfähigkeit, Stress effektiv zu bewältigen, verursacht wird. Besonders gefährdet sind dabei Menschen in Berufen, die hohe emotionale Anforderungen stellen, wie etwa Pflegekräfte, Lehrer oder soziale Arbeiter. Auch in anderen Berufsbereichen, in denen ständige Leistungssteigerungen oder die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben schwierige Anforderungen mit sich bringen, kann Überforderung zur Entwicklung eines Burnouts führen.
Neben den negativen Auswirkungen auf die psychische und körperliche Gesundheit kann Überforderung auch das soziale Leben beeinträchtigen. Menschen, die sich überfordert fühlen, neigen dazu, soziale Interaktionen zu vermeiden oder können weniger empathisch auf andere reagieren. Das führt oft zu einem Teufelskreis, in dem mangelnde Unterstützung und Isolation die Überforderung weiter verstärken.
Zur Behandlung von Überforderung gibt es verschiedene therapeutische Ansätze. Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) beispielsweise hilft den Betroffenen, ihre Wahrnehmung von Anforderungen und deren Bewältigung zu überdenken. Sie lernen, ihre Stressquellen zu identifizieren, die eigenen Reaktionen auf Stress zu modifizieren und positive Denkmuster zu entwickeln. Auch die Förderung von Resilienz, also der Fähigkeit, trotz widriger Umstände psychisch stabil zu bleiben, spielt eine zentrale Rolle bei der Überwindung von Überforderung.
Letztlich ist es entscheidend, dass sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Bereich ein Bewusstsein für die Anzeichen von Überforderung geschaffen wird, um frühzeitig präventive Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehört die Förderung einer gesunden Work-Life-Balance, die Vermeidung unrealistischer Erwartungen sowie die Förderung eines positiven sozialen Umfelds.
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