top of page
Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Überforderungssyndrom
Das Überforderungssyndrom bezeichnet einen Zustand, in dem eine Person mit einer Vielzahl von Anforderungen, Aufgaben oder Stressoren konfrontiert ist, die ihre individuellen physischen, emotionalen und kognitiven Ressourcen übersteigen. In diesem Zustand fühlt sich der Betroffene von den äußeren oder inneren Belastungen überwältigt und unfähig, mit der Vielzahl der Anforderungen umzugehen. Dies führt zu einer reduzierten Leistungsfähigkeit, emotionaler Erschöpfung und einem Gefühl der Hilflosigkeit. Das Überforderungssyndrom ist ein Zustand, der häufig mit einem chronischen Stress oder Burnout in Verbindung gebracht wird und sowohl die mentale als auch die körperliche Gesundheit negativ beeinflussen kann.
Das Überforderungssyndrom tritt auf, wenn die Anforderungen in einem bestimmten Lebensbereich – sei es beruflich, familiär oder sozial – die persönlichen Bewältigungsressourcen einer Person übersteigen. Dies kann zu einem Gefühl führen, dass die Erwartungen der Umwelt nicht mehr erfüllbar sind und dass keine ausreichenden Kapazitäten vorhanden sind, um mit der Vielzahl an Anforderungen Schritt zu halten. Menschen, die unter diesem Syndrom leiden, erleben typischerweise eine zunehmende Frustration, eine emotionale Erschöpfung, und eine spürbare Verminderung der Lebensqualität. Sie verlieren oft das Gefühl der Kontrolle und das Vertrauen in ihre Fähigkeit, ihre Aufgaben zu bewältigen.
Ein wesentlicher Faktor, der zur Entstehung des Überforderungssyndroms beiträgt, ist das Fehlen von Ressourcen. Diese Ressourcen können sowohl körperlicher als auch psychischer Natur sein. Wenn Menschen über längere Zeiträume hinweg über ihre Kapazitäten hinaus arbeiten oder emotionalen Belastungen ausgesetzt sind, ohne ausreichend Unterstützung oder Zeit zur Erholung zu bekommen, kann es zu einer Erschöpfung der Bewältigungsstrategien kommen. Die Betroffenen fühlen sich dann nicht nur überfordert, sondern auch hilflos, da sie glauben, keine Lösung für ihre Probleme zu finden.
Im beruflichen Kontext tritt das Überforderungssyndrom häufig auf, wenn Menschen mit zu vielen Aufgaben, unrealistischen Erwartungen oder einem hohen Druck konfrontiert sind. In solchen Situationen kann die Arbeitsleistung sinken, weil der Betroffene Schwierigkeiten hat, sich zu konzentrieren oder Aufgaben effizient zu erledigen. Dies kann zu Fehlern, Verzögerungen und Konflikten führen, was die Frustration weiter verstärken kann. Besonders anfällig für das Überforderungssyndrom sind Menschen in Führungspositionen, die ständig zwischen verschiedenen Anforderungen jonglieren müssen, sowie Pflegeberufe, in denen emotionale Belastung und hohe Arbeitsanforderungen weit verbreitet sind.
Psychologisch betrachtet wird das Überforderungssyndrom oft als eine Reaktion auf chronischen Stress oder eine fehlende Balance zwischen den Anforderungen und den eigenen Ressourcen gesehen. Das Gehirn und der Körper werden in einem Zustand permanenter Alarmbereitschaft gehalten, was zu einer übermäßigen Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol führen kann. Diese ständige Belastung kann langfristig zu Gesundheitsproblemen wie Schlafstörungen, Verdauungsproblemen, Kopfschmerzen und sogar zu ernsthaften Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.
Emotional zeigt sich das Überforderungssyndrom häufig in Form von Angst, Frustration, Hilflosigkeit und einer verminderten Lebensfreude. Betroffene haben das Gefühl, in einer Situation gefangen zu sein, aus der es keinen Ausweg gibt. Diese Gefühle können zu einem Verlust des Selbstvertrauens und zu erhöhter Reizbarkeit führen. Personen mit Überforderungssyndrom sind oft weniger in der Lage, klare Entscheidungen zu treffen und ihre Emotionen zu kontrollieren.
Die Auswirkungen des Überforderungssyndroms können sich auch auf zwischenmenschliche Beziehungen auswirken. Überlastung und Stress können dazu führen, dass sich Menschen emotional zurückziehen, weniger sozial aktiv sind oder Schwierigkeiten haben, mit anderen zu kommunizieren. Dadurch können Isolation und missverstandene Bedürfnisse entstehen, die die Problematik weiter verstärken.
Die Behandlung des Überforderungssyndroms erfordert in erster Linie eine Reduktion des Stressniveaus und eine Wiederherstellung der Balance im Leben des Betroffenen. Eine der Hauptstrategien ist die Stressbewältigung. Methoden wie Achtsamkeit, Meditation, Progressive Muskelentspannung und Atemübungen können helfen, den Körper und Geist zu beruhigen und die Auswirkungen von Stress abzubauen. Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) ist eine effektive Therapieform, um den Betroffenen zu helfen, die zugrunde liegenden Denkmuster zu erkennen und zu verändern, die zu einer negativen Wahrnehmung von Stress und Überforderung führen.
Darüber hinaus ist es entscheidend, dass die betroffenen Personen lernen, ihre eigenen Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren. Dies kann durch die Entwicklung von Selbstfürsorge und zeitlichen Grenzen erreicht werden, um zu verhindern, dass man sich zu sehr in Aufgaben verliert und die eigene Gesundheit vernachlässigt. Es ist auch hilfreich, wenn sich Menschen Unterstützung holen – sei es durch soziale Netzwerke, die Kommunikation mit Kollegen oder durch professionelle Hilfe, um das Gefühl der Überforderung zu lindern.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Behandlung ist die Priorisierung von Aufgaben und das Erlernen von effektiven Zeitmanagement-Techniken. Dies hilft den Betroffenen, ihre Aufgaben in überschaubare Schritte zu unterteilen und realistische Ziele zu setzen, die nicht zu einem erneuten Gefühl der Überforderung führen.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Überforderungssyndrom eine ernstzunehmende Reaktion auf zu hohe Anforderungen und anhaltenden Stress ist, die sowohl körperliche als auch psychische Auswirkungen hat. Die Behandlung erfordert eine Kombination aus Stressbewältigungsstrategien, Unterstützungssystemen und einer Neubewertung der eigenen Lebens- und Arbeitsbelastungen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen und langfristige gesundheitliche Folgen zu vermeiden.
Besuche auch unsere Blogartikel zum Thema Psychologie
bottom of page