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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Übergewicht

Übergewicht ist ein Zustand, der sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit eines Individuums betrifft und in der Psychologie nicht nur als medizinisches, sondern auch als psychosoziales Problem verstanden wird. Es beschreibt eine übermäßige Ansammlung von Körperfett, die als gesundheitliches Risiko angesehen wird, wenn sie über das für eine gesunde Körperfunktion empfohlene Maß hinausgeht. In der Regel wird Übergewicht anhand des sogenannten Body-Mass-Index (BMI) gemessen, der das Körpergewicht im Verhältnis zur Körpergröße bewertet. Ein BMI von 25 bis 29,9 gilt als übergewichtig, während Werte über 30 als Adipositas (Fettleibigkeit) klassifiziert werden.

Psychologisch gesehen geht Übergewicht oft mit einer Vielzahl von emotionalen und sozialen Herausforderungen einher. Die Wahrnehmung des eigenen Körpers und das Körperbild sind in der modernen Gesellschaft stark von gesellschaftlichen Schönheitsidealen geprägt, die häufig sehr schlanke Körper bevorzugen. Menschen mit Übergewicht können daher unter einem negativen Selbstbild und vermindertem Selbstwertgefühl leiden. Dieser Zustand kann mit einer Vielzahl von psychischen Problemen verbunden sein, darunter Angststörungen, Depressionen und Essstörungen.

Ein besonders relevanter psychologischer Aspekt des Übergewichts ist der soziale Druck. Übergewichtige Menschen erleben oft Stigmatisierung und Diskriminierung aufgrund ihres Körpergewichts. Diese Art von sozialer Ausgrenzung kann zu erheblichen psychischen Belastungen führen. Studien zeigen, dass übergewichtige Menschen im Alltag oft Vorurteilen ausgesetzt sind, die ihre Lebensqualität beeinträchtigen können. Solche negativen Erfahrungen im sozialen Umfeld können wiederum das Risiko für die Entwicklung von psychischen Erkrankungen erhöhen. Dazu gehören unter anderem Stress, Schamgefühle und soziale Isolation.

Ein weiterer psychologischer Faktor, der mit Übergewicht in Verbindung steht, ist das Essverhalten. Häufig wird Übergewicht durch ein ungesundes Ernährungsverhalten begünstigt, das nicht nur durch physische, sondern auch durch psychologische Faktoren beeinflusst wird. Menschen greifen oft aus emotionalen Gründen zu ungesunden Nahrungsmitteln, etwa um Stress abzubauen, unangenehme Gefühle wie Langeweile oder Traurigkeit zu lindern oder als eine Form der Selbstbelohnung. Dieses sogenannte „emotionale Essen“ kann dazu führen, dass die Betroffenen ihre Essgewohnheiten schwer kontrollieren können, was den Teufelskreis von Übergewicht und den damit verbundenen psychischen Belastungen verstärken kann.

Übergewicht kann auch durch tief verwurzelte psychologische Mechanismen wie das Vermeiden von unangenehmen Gefühlen oder das Streben nach Kontrolle in einer unberechenbaren Umgebung verstärkt werden. In solchen Fällen kann es hilfreich sein, den Zusammenhang zwischen den emotionalen Zuständen und dem Essverhalten zu erkennen, um eine gesunde Beziehung zum Essen wiederherzustellen. Ein integrativer Ansatz, der sowohl körperliche als auch psychologische Aspekte umfasst, ist daher für eine langfristige Gewichtsreduktion und die Behandlung von Übergewicht unerlässlich.

In der psychologischen Behandlung von Übergewicht wird oft der Fokus auf die Veränderung von Verhaltensmustern gelegt, um gesündere Ernährungsgewohnheiten zu fördern und einen gesünderen Lebensstil zu entwickeln. Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) hat sich als besonders wirksam erwiesen, um ungesunde Denkmuster und Verhaltensweisen zu identifizieren und zu verändern. CBT kann Menschen helfen, ihre emotionalen Essgewohnheiten zu verstehen und alternative, gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln, um mit Stress oder negativen Gefühlen umzugehen.

Zusätzlich kann die Förderung eines positiven Körperbildes und die Auseinandersetzung mit den eigenen Selbstwertgefühlen eine wichtige Rolle im Umgang mit Übergewicht spielen. Der psychologische Fokus liegt hier auf der Förderung von Akzeptanz und Selbstliebe, was es den Betroffenen ermöglicht, sich von den gesellschaftlichen Normen über „den idealen Körper“ zu befreien und eine gesunde Perspektive auf den eigenen Körper zu entwickeln.

In vielen Fällen kann Übergewicht nicht nur durch individuelle psychologische Mechanismen erklärt werden, sondern auch durch äußere soziale und ökonomische Faktoren wie Umweltbedingungen, Zugang zu gesunder Ernährung, Stress aufgrund sozialer Ungleichheit oder unzureichende Unterstützung bei der Gewichtskontrolle. Ein integrativer Ansatz, der diese sozialen Aspekte berücksichtigt, ist für eine erfolgreiche Prävention und Behandlung von Übergewicht von Bedeutung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Übergewicht in der Psychologie als ein komplexes Zusammenspiel aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren betrachtet wird. Es betrifft nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch das emotionale Wohlbefinden und das soziale Leben der Betroffenen. Ein fundierter, ganzheitlicher Ansatz, der psychologische, soziale und physische Faktoren berücksichtigt, ist entscheidend, um Übergewicht nachhaltig zu behandeln und das Wohlbefinden der Betroffenen zu fördern.

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