crossorigin="anonymous">
top of page

Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Übermäßiger Ehrgeiz

Übermäßiger Ehrgeiz bezeichnet eine exzessive oder übersteigerte Motivation, Ziele zu erreichen, die oft zu einem ungesunden Druck auf den Einzelnen führen kann. Menschen mit übermäßigem Ehrgeiz setzen sich häufig extrem hohe oder unrealistische Standards, die sie bis zum äußersten Maß verfolgen, häufig auf Kosten ihres körperlichen und psychischen Wohlbefindens. In solchen Fällen kann Ehrgeiz von einer gesunden Motivation zu einem selbstzerstörerischen Streben werden, bei dem das Erreichen von Erfolg oder Anerkennung über alles andere gestellt wird, einschließlich der persönlichen Erholung, zwischenmenschlicher Beziehungen oder moralischer Prinzipien.

Übermäßiger Ehrgeiz ist in vielen Kontexten ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann er zu herausragenden Leistungen führen, etwa im beruflichen oder akademischen Bereich, andererseits kann er auch eine Quelle intensiven Stresss und ungesunder Konkurrenz sein. Diese Form von Ehrgeiz wird oft als perfektionistisch beschrieben, wobei der Betroffene Schwierigkeiten hat, mit Fehlern oder Misserfolgen umzugehen und ständig das Bedürfnis verspürt, sich selbst und andere zu übertreffen.

In der Psychologie wird übermäßiger Ehrgeiz häufig im Zusammenhang mit der Selbstwertregulation und Angst vor Misserfolg untersucht. Menschen, die zu übermäßigem Ehrgeiz neigen, verbinden oft ihren Selbstwert mit ihrem Erfolg oder ihrer Leistung. Sie setzen ihre persönlichen Ziele und ihre Identität stark an äußeren Bestätigungen wie Anerkennung, Geld oder sozialem Status aus. Wenn diese externen Ziele nicht erreicht werden oder nicht die erhoffte Bestätigung bringen, kann dies zu Frustration, Angst oder Depression führen, da der betroffene Mensch das Gefühl hat, sich nicht selbst verwirklicht oder bestätigt zu haben.

Ein typisches Merkmal von übermäßigem Ehrgeiz ist das Fehlen eines gesunden Gleichgewichts zwischen Arbeit und Erholung. Personen mit übersteigertem Ehrgeiz sind oft überarbeitet und haben Schwierigkeiten, sich selbst zu entspannen oder ihre Bedürfnisse in Bezug auf Erholung und soziale Bindungen zu erfüllen. Sie neigen dazu, Zeit und Energie in die Verwirklichung ihrer Ziele zu investieren, ohne auf Anzeichen von Erschöpfung oder Stress zu achten. In extremen Fällen kann dies zu Burnout, Krankheit und emotionale Erschöpfung führen, da die ständige Jagd nach Erfolg nie wirklich zu innerer Zufriedenheit oder einem Gefühl der Erfüllung führt.

Der übermäßige Ehrgeiz kann sich auch in zwischenmenschlichen Beziehungen negativ auswirken. Menschen, die extrem ehrgeizig sind, neigen möglicherweise dazu, ihre Beziehungen zu vernachlässigen oder als weniger wichtig zu betrachten, wenn sie im Vergleich zu ihren beruflichen oder persönlichen Zielen nicht als produktiv oder erfolgreich wahrgenommen werden. Dies kann zu Isolation, Missverständnissen und Konflikten führen, da andere Menschen das Gefühl haben, weniger wichtig oder wertgeschätzt zu werden.

Psychologisch betrachtet kann übermäßiger Ehrgeiz auch mit Perfektionismus und der Tendenz zu Vergleichen verbunden sein. Perfektionisten stellen sich selbst unrealistisch hohe Standards und haben oft das Gefühl, nie genug zu tun oder nie genug zu erreichen, um ihren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Diese Menschen vergleichen sich häufig mit anderen, insbesondere mit denen, die sie als erfolgreicher oder leistungsfähiger wahrnehmen, was zu einem ständigen Gefühl der Unzulänglichkeit führen kann, selbst wenn objektiv betrachtet bereits beachtliche Erfolge erzielt wurden.

Die Ursachen für übermäßigen Ehrgeiz können vielfältig sein und beinhalten sowohl gesellschaftliche als auch psychologische Faktoren. In vielen Kulturen, insbesondere in leistungsorientierten Gesellschaften, wird Erfolg als Maßstab für persönlichen Wert und soziale Anerkennung betrachtet. Menschen, die in solchen Kontexten aufwachsen, entwickeln möglicherweise einen übermäßigen Ehrgeiz, um den gesellschaftlichen Erwartungen gerecht zu werden und sich als erfolgreich und anerkannt zu präsentieren. Auch familiäre Einflüsse, wie hohe Erwartungen oder das Fehlen emotionaler Unterstützung, können zu einem übersteigerten Streben nach Erfolg führen. In solchen Fällen wird der Ehrgeiz möglicherweise als ein Weg betrachtet, Liebe, Anerkennung oder Zugehörigkeit zu erfahren.

Die Auswirkungen von übermäßigem Ehrgeiz sind oft tiefgreifend und können sich negativ auf die körperliche und psychische Gesundheit auswirken. Zu den häufigsten physischen Symptomen gehören Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme und eine allgemeine Erschöpfung, die durch chronischen Stress verursacht werden. Psychische Auswirkungen können Angstzustände, Depressionen und Selbstzweifel sein, die durch das Gefühl, nie genug zu tun oder zu erreichen, weiter verstärkt werden. In besonders extremen Fällen kann übermäßiger Ehrgeiz zu Zwangsstörungen oder Essstörungen führen, wenn das Streben nach Erfolg in ungesunde Verhaltensmuster umschlägt.

Die Behandlung von übermäßigem Ehrgeiz erfordert oft eine Kombination aus Kognitiver Verhaltenstherapie (CBT) und Achtsamkeit. Ziel ist es, die überzogenen Erwartungen und Denkmuster zu hinterfragen und eine realistischere und gesündere Sichtweise zu entwickeln. Es ist wichtig, den Klienten zu helfen, ihre inneren Werte und Ziele zu reflektieren und herauszufinden, wie sie Erfolg auf eine Weise definieren können, die ihre persönliche Zufriedenheit und psychische Gesundheit fördert. Auch das Erlernen von Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken sowie die Förderung von Selbstmitgefühl sind zentrale Bestandteile der Behandlung.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass übermäßiger Ehrgeiz ein psychologischer Zustand ist, bei dem das Streben nach Erfolg und Anerkennung so übersteigert wird, dass es zu einem ungesunden Druck führt. Der Umgang mit übermäßigem Ehrgeiz erfordert oft eine tiefgehende Reflexion der eigenen Werte und Bedürfnisse sowie die Entwicklung von Strategien zur Förderung eines gesunden Gleichgewichts zwischen persönlichen Zielen, Wohlbefinden und zwischenmenschlichen Beziehungen.

bottom of page