top of page
Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Übernahmeverhalten
Das Übernahmeverhalten bezeichnet in der Psychologie das Verhalten von Individuen, sich Normen, Werte, Verhaltensweisen oder Einstellungen von anderen Personen oder Gruppen anzueignen. Dieser Prozess kann auf unterschiedliche Weisen erfolgen und wird durch eine Vielzahl von sozialen, kognitiven und emotionalen Faktoren beeinflusst. Das Übernahmeverhalten ist eng mit den Konzepten der sozialen Einflussnahme und der Sozialisation verbunden und spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung von Identität und Zugehörigkeit.
Ein wichtiger Aspekt des Übernahmeverhaltens ist die soziale Anpassung. Menschen sind oft motiviert, sich an die Normen und Erwartungen ihrer sozialen Umwelt anzupassen, um Anerkennung zu erlangen, Konflikte zu vermeiden oder soziale Integration zu fördern. Diese Anpassung kann bewusst oder unbewusst geschehen und wird durch verschiedene Mechanismen wie Konformität, Gehorsam und Modelllernen beeinflusst. Konformität bezeichnet die Veränderung des eigenen Verhaltens, um den Normen oder Erwartungen einer Gruppe zu entsprechen, während Gehorsam sich auf das Befolgen von Anweisungen oder Autoritätsfiguren bezieht. Modelllernen, auch als soziales Lernen bekannt, spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle im Übernahmeverhalten, da Individuen durch Beobachtung und Nachahmung des Verhaltens anderer lernen.
Das Übernahmeverhalten kann dabei sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die betroffenen Individuen haben. Auf der einen Seite kann es zu einer besseren sozialen Integration und einem harmonischen Zusammenleben innerhalb einer Gemeinschaft führen, da es das Verständnis und die Akzeptanz gemeinsamer Werte fördert. Auf der anderen Seite kann übermäßiges oder unreflektiertes Übernehmen von Verhaltensmustern oder Einstellungen auch zu einem Verlust der eigenen Identität führen oder das Individuum in schädliche oder destruktive Verhaltensweisen hineinziehen. Dies ist besonders relevant, wenn das Übernahmeverhalten in den Kontext von Gruppenzwang oder extremen sozialen Normen gerät, wie es zum Beispiel bei Sekten oder extremistischen Bewegungen vorkommen kann.
Im Kontext der psychologischen Forschung und Therapie spielt das Übernahmeverhalten eine entscheidende Rolle bei der Erklärung von Anpassungsprozessen und der Entstehung von psychischen Störungen. Insbesondere bei der Betrachtung von psychischen Erkrankungen wie Essstörungen, Suchtverhalten oder sozialen Ängsten zeigt sich, wie übernommene Normen oder Vorstellungen aus der Umwelt das individuelle Verhalten beeinflussen können. In therapeutischen Ansätzen, wie der kognitiven Verhaltenstherapie, wird oft versucht, diese übernommenen Verhaltensweisen zu hinterfragen und alternative Denk- und Verhaltensweisen zu entwickeln.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Übernahmeverhalten ein komplexer psychologischer Prozess ist, der sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Dimensionen umfasst. Er ist ein zentrales Element der menschlichen Entwicklung und Sozialisation und hat weitreichende Auswirkungen auf das persönliche Wohlbefinden, die soziale Interaktion und die psychische Gesundheit.
Besuche auch unsere Blogartikel zum Thema Psychologie
bottom of page