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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Überoptimismus

Überoptimismus bezeichnet eine übermäßige oder unrealistische positive Einschätzung der eigenen Fähigkeiten, Chancen oder zukünftigen Ereignisse. Menschen, die unter Überoptimismus leiden, neigen dazu, die Wahrscheinlichkeit von positiven Ergebnissen zu überschätzen und die Risiken oder Herausforderungen zu unterschätzen, die mit bestimmten Situationen oder Entscheidungen verbunden sind. Diese Haltung kann dazu führen, dass eine Person unangemessen hohe Erwartungen an sich selbst oder ihre Umwelt stellt und in manchen Fällen unvorbereitete oder riskante Entscheidungen trifft.

Überoptimismus kann in verschiedenen Lebensbereichen auftreten, von beruflichen Entscheidungen über zwischenmenschliche Beziehungen bis hin zu finanziellen Investitionen. Ein typisches Beispiel ist, wenn jemand sich sicher ist, dass ein bestimmtes Projekt oder eine Investition ein großer Erfolg wird, ohne die potenziellen Risiken oder Hindernisse realistisch zu betrachten. Diese verzerrte Wahrnehmung kann dazu führen, dass man sich auf unzureichende Vorbereitungen verlässt oder die nötige Vorsicht und Planung vermeidet, was langfristig zu Enttäuschungen oder Misserfolgen führen kann.

Psychologisch betrachtet beruht Überoptimismus häufig auf einer positiven Verzerrung des Denkens. Menschen mit einer optimistischen Grundhaltung neigen dazu, Ereignisse oder Ergebnisse in einer Weise zu interpretieren, die ihre positiven Erwartungen bestätigt. Diese Tendenz kann durch den Bestätigungsfehler (confirmation bias) verstärkt werden, bei dem Menschen selektiv Informationen suchen oder interpretieren, die ihre bereits bestehenden Überzeugungen stützen, und gegenteilige Beweise ignorieren. Diese kognitive Verzerrung kann dazu führen, dass sich der Überoptimist nicht auf mögliche Misserfolge oder Hindernisse vorbereitet, sondern nur auf die positiven Möglichkeiten fokussiert bleibt.

Ein weiteres Konzept, das mit Überoptimismus in Verbindung steht, ist der Illusion of Control. Hierbei handelt es sich um die Tendenz, zu glauben, dass man mehr Kontrolle über eine Situation oder ein Ereignis hat, als es tatsächlich der Fall ist. Menschen mit dieser Illusion überschätzen oft ihren Einfluss auf unvorhersehbare oder chaotische Situationen und fühlen sich daher sicher, Risiken einzugehen, die sie normalerweise vermeiden würden.

Überoptimismus ist auch eng mit der Selbstüberschätzung verbunden, bei der Menschen ihre eigenen Fähigkeiten oder ihre Fähigkeit, Herausforderungen zu bewältigen, überschätzen. Dieses Gefühl der Überlegenheit kann in verschiedenen Kontexten auftreten, sei es in der beruflichen Leistung, bei sozialen Interaktionen oder in Bezug auf das persönliche Wohlbefinden. Die Tendenz, die eigenen Fähigkeiten zu überschätzen, führt dazu, dass man potenziell schwierige Aufgaben oder Projekte als weniger herausfordernd oder riskant einschätzt als sie tatsächlich sind.

Die Auswirkungen von Überoptimismus sind nicht immer negativ, denn ein gewisses Maß an Optimismus kann zu mehr Motivation, Selbstvertrauen und einer positiven Einstellung gegenüber Herausforderungen führen. Optimismus wird oft mit resilienten und erfolgreichen Menschen in Verbindung gebracht, da er das Vertrauen in die eigene Fähigkeit stärkt, Probleme zu überwinden. Allerdings wird Überoptimismus problematisch, wenn er zu unrealistischen Erwartungen und unvorbereitetem Handeln führt. Menschen, die überoptimistisch sind, könnten beispielsweise Risiken eingehen, die zu unerwarteten Misserfolgen oder Enttäuschungen führen. In extremen Fällen kann dies auch zu finanziellen Verlusten, beruflichem Scheitern oder gesundheitlichen Problemen führen, wenn die Person die Notwendigkeit von Vorsicht und realistischem Risikomanagement ignoriert.

Ein weiteres Problem im Zusammenhang mit Überoptimismus ist, dass er zu mangelnder Vorsicht und Vernachlässigung von Details führen kann. Menschen, die überzeugt sind, dass alles gut gehen wird, setzen sich möglicherweise weniger mit der Planung und den potenziellen Schwierigkeiten auseinander. Sie könnten beispielsweise Risiken eingehen, ohne sich ausreichend abzusichern, oder sich in Aktivitäten stürzen, ohne eine angemessene Risikobewertung vorzunehmen. In der Geschäftswelt könnte Überoptimismus dazu führen, dass Unternehmen Expansionen oder Investitionen anstreben, die über ihre aktuellen Kapazitäten hinausgehen.

Die Behandlung von Überoptimismus erfordert eine Kombination aus realistischer Einschätzung, Selbstreflexion und kritischem Denken. Menschen, die zu Überoptimismus neigen, müssen lernen, ihre eigenen Erwartungen realistischer zu gestalten und mögliche Risiken oder Hindernisse besser zu berücksichtigen. Hier kann kognitive Verhaltenstherapie (CBT) helfen, die Denkmuster zu erkennen und herauszufordern, die zu einer verzerrten Wahrnehmung von Chancen und Risiken führen. Ein wichtiger Bestandteil der Therapie besteht darin, eine ausgewogene Sichtweise zu entwickeln, bei der sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte einer Situation berücksichtigt werden. Techniken wie Risikomanagement, Planung und realistische Zielsetzung sind ebenfalls hilfreich, um die Auswirkungen von Überoptimismus zu verringern und zu einem gesünderen Umgang mit Erwartungen und Zielen zu finden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Überoptimismus eine kognitive Verzerrung ist, bei der die positiven Erwartungen und Einschätzungen von Ereignissen oder Ergebnissen die realistischen Risiken und Herausforderungen überwiegen. Obwohl er in Maßen zu Motivation und positiver Einstellung führen kann, birgt er auch die Gefahr, dass Menschen unvorbereitete oder unangemessene Entscheidungen treffen. Ein realistischer und ausgewogener Umgang mit Optimismus ist entscheidend, um langfristige Enttäuschungen und Misserfolge zu vermeiden.

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