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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Überreaktion

Eine Überreaktion bezeichnet eine Reaktion, die in Bezug auf die Intensität oder Dauer unangemessen oder übertrieben ist, verglichen mit dem auslösenden Reiz oder Ereignis. Sie tritt auf, wenn eine Person auf einen Reiz mit einer emotionalen, kognitiven oder verhaltensmäßigen Reaktion reagiert, die weit über das normale Maß hinausgeht. Überreaktionen können in verschiedenen Kontexten vorkommen, sei es in Bezug auf Stress, Konflikte, Kritik oder zwischenmenschliche Beziehungen. Sie sind in der Psychologie oft mit emotionaler Dysregulation, Stressbewältigungsproblemen oder mentalen Gesundheitsstörungen verbunden.

Ein klassisches Beispiel für eine Überreaktion ist, wenn jemand auf eine kleine Bemerkung oder eine banale Enttäuschung mit einer übermäßigen Wut- oder Trauerreaktion reagiert, die für die Situation unangemessen erscheint. Solche Reaktionen können aus verschiedenen Gründen entstehen, etwa durch eine hohe persönliche Belastung, unerledigte emotionale Konflikte oder eine erhöhte Sensibilität. Eine Überreaktion tritt oft dann auf, wenn die individuelle Belastbarkeit überschritten ist oder wenn vergangene Erfahrungen und unerforschte Ängste in den aktuellen Kontext hineingetragen werden, was zu einer übermäßigen emotionalen Reaktion führt.

Psychologisch betrachtet ist eine Überreaktion häufig mit einer schlechten Emotionsregulation oder einem Zustand erhöhter Erregung verbunden. Wenn eine Person Schwierigkeiten hat, ihre Emotionen in stressigen oder konfliktreichen Situationen zu kontrollieren, kann dies dazu führen, dass sie unverhältnismäßig stark auf Reize reagiert. Dieser Zustand der emotionalen Überlastung kann durch verschiedene Faktoren begünstigt werden, darunter chronischer Stress, ungelöste traumatische Erlebnisse oder zugrunde liegende psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen.

In vielen Fällen ist eine Überreaktion eine kurzfristige Reaktion auf eine besonders herausfordernde oder belastende Situation, die eine Person als emotional überwältigend erlebt. Sie kann aber auch ein wiederkehrendes Muster in der Person und ihren Reaktionen darstellen, insbesondere wenn sie Schwierigkeiten hat, gesunde Coping-Strategien zu entwickeln oder anzuwenden. So kann eine Person, die zu Überreaktionen neigt, in zwischenmenschlichen Beziehungen oder im Arbeitsumfeld Schwierigkeiten haben, angemessen zu reagieren, was wiederum zu Missverständnissen und Konflikten führen kann.

Die Ursachen für Überreaktionen sind vielfältig. Zu den häufigsten gehören emotionale Überlastung, eine geringe Toleranz gegenüber Stress und Frustration, mangelnde soziale Unterstützung, chronische Ängste oder eine frühere traumatische Erfahrung. Eine Überreaktion kann auch durch eine falsche Wahrnehmung oder Interpretation von Ereignissen begünstigt werden – etwa wenn jemand eine harmlose Bemerkung als persönliche Beleidigung auffasst und darauf mit einer starken, negativen Reaktion reagiert.

Die Behandlung von Überreaktionen in einem therapeutischen Kontext konzentriert sich oft auf die Verbesserung der Emotionsregulation und das Erlernen von Bewältigungsstrategien. Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) ist eine der gängigsten Methoden, um Menschen zu helfen, die zugrunde liegenden Denkmuster zu erkennen und zu verändern, die zu übermäßigen Reaktionen führen. Ein wichtiger Bestandteil dieser Therapieform ist es, den Klienten dabei zu unterstützen, ihre Wahrnehmungen realistischer und differenzierter zu gestalten, was oft dazu führt, dass sie in belastenden Situationen besonnener reagieren. Zudem können Achtsamkeitstechniken und Meditation helfen, die emotionale Reaktionsfähigkeit zu verringern und das Selbstbewusstsein zu fördern.

In vielen Fällen sind Überreaktionen vorübergehend und können mit der Zeit durch Reifung, Stressbewältigung und emotionaler Selbstreflexion abnehmen. In schwerwiegenderen Fällen, wenn sie Teil einer psychischen Erkrankung wie einer Angststörung oder einer Persönlichkeitsstörung sind, kann eine intensivere und längerfristige therapeutische Intervention erforderlich sein.

Insgesamt beschreibt der Begriff "Überreaktion" eine Reaktion auf einen Reiz, die in ihrer Intensität und Dauer unangemessen erscheint und oft tiefere psychologische Ursachen hat. Die Fähigkeit, eine gesunde emotionale Reaktion zu entwickeln und in schwierigen Situationen maßvoll zu reagieren, ist ein zentraler Bestandteil emotionaler Intelligenz und mentaler Gesundheit.

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