top of page
Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Überreizung
Überreizung bezeichnet einen Zustand, in dem eine Person durch zu viele oder zu starke Reize aus der Umwelt überlastet wird, sodass ihre Fähigkeit, diese Reize zu verarbeiten und darauf zu reagieren, überschritten wird. Dieser Zustand ist häufig mit einer sensorischen Überlastung verbunden, bei der die Wahrnehmung der Umwelt als zu intensiv, chaotisch oder überwältigend empfunden wird. Überreizung kann sowohl durch äußere Reize wie Lärm, grelles Licht oder überfüllte Umgebungen als auch durch innere Reize wie Emotionen, Gedanken oder psychischen Stress ausgelöst werden.
Ein typisches Beispiel für Überreizung ist der Zustand, der häufig in stressigen oder hektischen Umfeldern auftritt. In einer Umgebung mit ständigem Lärm, vielen visuellen Eindrücken oder einer hohen Anzahl an Menschen kann es zu einer Überforderung der Wahrnehmung kommen, die zu einer Reizüberflutung führt. In solch einer Situation fällt es den Betroffenen schwer, sich zu konzentrieren oder Informationen effektiv zu verarbeiten, was oft mit einem Gefühl der Verwirrung, Ärger oder Unruhe einhergeht. Der Körper reagiert auf diese Überlastung häufig mit einer physiologischen Stressreaktion, wie etwa erhöhtem Herzschlag, Anspannung oder Nervosität.
Überreizung kann auch auf emotionaler Ebene auftreten, wenn eine Person mit einer Vielzahl von intensiven Gefühlen gleichzeitig konfrontiert ist, ohne diese adäquat verarbeiten zu können. Ein Beispiel für eine solche emotionale Überreizung ist eine Person, die in einer Konfliktsituation steht, in der sie sowohl Wut, Angst als auch Traurigkeit gleichzeitig empfindet. Die gleichzeitige Überflutung mit verschiedenen starken Emotionen kann zu einer psychischen Blockade führen, die die betroffene Person lähmt oder dazu führt, dass sie keine klaren Entscheidungen treffen kann.
Ein psychologischer Mechanismus, der bei Überreizung eine Rolle spielt, ist die Kognitive Belastung. Wenn zu viele Informationen gleichzeitig verarbeitet werden müssen oder eine Person mit einer Vielzahl an Anforderungen konfrontiert ist, wird das kognitive System überlastet. Dies kann die Fähigkeit beeinträchtigen, neue Informationen zu lernen, Probleme zu lösen oder effektiv zu kommunizieren. In extremen Fällen kann Überreizung zu kognitiver Erschöpfung führen, bei der das Individuum das Gefühl hat, ausgebrannt oder emotional erschöpft zu sein.
Überreizung ist eng mit dem Konzept der Stressbewältigung verbunden. In einem Zustand der Überreizung fehlt oft die Fähigkeit, die Stressoren zu regulieren oder zu steuern, was zu einer kumulativen Belastung führen kann. Der Zustand der Überreizung wird häufig durch eine Kombination von physischem Stress (z.B. durch körperliche Überlastung oder unzureichenden Schlaf) und emotionalem Stress (z.B. durch zwischenmenschliche Konflikte oder beruflichen Druck) verstärkt. Diese Kombination von Faktoren führt dazu, dass die betroffene Person nicht in der Lage ist, sich von den Reizen abzugrenzen oder die Stressoren zu bewältigen.
In sozialen und zwischenmenschlichen Kontexten kann Überreizung auch zu einer Überempfindlichkeit gegenüber den Reaktionen oder Erwartungen anderer führen. Wenn jemand bereits emotional oder kognitiv überfordert ist, kann selbst eine kleine Bemerkung oder eine unerwartete Veränderung als belastend oder als zusätzliche Bedrohung empfunden werden. Menschen, die in einer überreizten Stimmung sind, sind daher oft weniger in der Lage, ruhig zu bleiben oder angemessen auf soziale Reize zu reagieren, was zu Missverständnissen oder Konflikten führen kann.
Therapeutisch betrachtet kann die Überreizung durch verschiedene Techniken gemildert werden, insbesondere durch Stressbewältigungsstrategien und Achtsamkeitsübungen. In der Achtsamkeitspraxis lernen Menschen, sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren und bewusst wahrzunehmen, ohne sich von der Flut an Reizen überwältigen zu lassen. Entspannungstechniken wie progressive Muskelrelaxation oder Tiefenatmung können ebenfalls dazu beitragen, den Körper aus der überreizten Stressreaktion herauszuholen und die emotionale Reaktivität zu verringern.
Im Bereich der Psychotherapie wird bei Überreizung häufig der Fokus auf die Entwicklung von Resilienz und effektiven Coping-Strategien gelegt, um den Umgang mit stressigen oder überfordernden Situationen zu verbessern. Ein integrativer Ansatz, der sowohl die physische als auch die emotionale Reaktion auf Reize berücksichtigt, ist entscheidend, um die Überreizung zu lindern und eine nachhaltige Stressbewältigung zu fördern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Überreizung ein Zustand ist, in dem eine Person aufgrund übermäßiger Reize aus der Umwelt oder aus den eigenen Gefühlen überfordert wird, was zu kognitiver, emotionaler und physischer Belastung führt. Es handelt sich um einen komplexen Prozess, der die Fähigkeit beeinträchtigt, Informationen zu verarbeiten, Entscheidungen zu treffen oder mit Herausforderungen effektiv umzugehen. Überreizung kann durch gezielte Stressbewältigungsstrategien, Achtsamkeit und Entspannungsübungen reduziert werden, um das Wohlbefinden und die Fähigkeit zur Selbstregulation zu fördern.
Besuche auch unsere Blogartikel zum Thema Psychologie
bottom of page