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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Abhängigkeit
Abhängigkeit bezeichnet in der Psychologie und Medizin einen Zustand, in dem eine Person das wiederholte und zwanghafte Verlangen nach einer bestimmten Substanz oder einem bestimmten Verhalten verspürt. Dieser Zustand kann sowohl physischer als auch psychischer Natur sein und führt dazu, dass die betroffene Person trotz negativer Konsequenzen weiterhin konsumiert oder ein bestimmtes Verhalten fortsetzt. Abhängigkeit wird oft mit Sucht gleichgesetzt und kann Substanzabhängigkeit, wie Alkohol- oder Drogenabhängigkeit, aber auch Verhaltensabhängigkeiten, wie Spielsucht oder Internetsucht, umfassen.
Der Prozess der Abhängigkeitsentwicklung ist komplex und von verschiedenen biologischen, psychischen und sozialen Faktoren beeinflusst. Zu den biologischen Aspekten gehört, dass bestimmte Substanzen, wie Alkohol oder Drogen, das Belohnungssystem im Gehirn aktivieren, was zu einem intensiven Gefühl von Wohlbefinden führt. Diese Aktivierung setzt Neurotransmitter wie Dopamin frei, die das Verlangen verstärken und dazu führen, dass das Verhalten immer wieder wiederholt wird, um die angenehmen Gefühle erneut zu erleben. Über die Zeit passt sich das Gehirn jedoch an und benötigt immer höhere Dosen der Substanz, um denselben Effekt zu erzielen, was als Toleranz bezeichnet wird. Gleichzeitig kann bei Entzug der Substanz ein Zustand des Unwohlseins auftreten, was als Entzugssymptomatik bekannt ist und die Person weiter zur Substanznutzung treibt.
Psychologische Faktoren spielen ebenfalls eine wesentliche Rolle bei der Abhängigkeitsentwicklung. Menschen, die unter emotionalem Stress, Angst oder Depressionen leiden, suchen häufig nach Mitteln, um diese negativen Gefühle zu lindern. Substanzen oder süchtige Verhaltensweisen können dabei als eine Art Bewältigungsstrategie dienen, um unangenehme Gefühle vorübergehend zu dämpfen oder aus dem Alltag zu entfliehen. Das Verhalten wird so zu einer Art Selbstmedikation, die jedoch das Risiko erhöht, in eine Abhängigkeit zu geraten, da die Person nach und nach auf die Substanz oder das Verhalten angewiesen ist, um sich „normal“ zu fühlen.
Die sozialen Umstände einer Person können ebenfalls die Entstehung einer Abhängigkeit beeinflussen. Zum Beispiel können soziale Isolation, belastende Beziehungen oder Gruppenzwang eine Rolle spielen. Menschen, die in einem Umfeld aufwachsen oder leben, in dem der Konsum bestimmter Substanzen normalisiert oder gar gefördert wird, laufen ebenfalls ein erhöhtes Risiko, abhängig zu werden. Auch traumatische Erlebnisse und Missbrauch in der Kindheit oder Jugend können die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass eine Person später im Leben Abhängigkeitsverhalten entwickelt.
In der Psychologie und Medizin wird zwischen verschiedenen Formen von Abhängigkeit unterschieden. Substanzabhängigkeit bezieht sich auf die physische und psychische Abhängigkeit von psychoaktiven Substanzen wie Alkohol, Nikotin oder Drogen. Diese Form der Abhängigkeit ist oft mit intensiven Entzugssymptomen verbunden und erfordert medizinische und therapeutische Interventionen, um den Betroffenen zu helfen. Verhaltensabhängigkeiten, wie Spielsucht, Kaufsucht oder Internetsucht, beinhalten hingegen keine physische Abhängigkeit, können jedoch ebenso starke psychische Bindungen hervorrufen und zu sozialen sowie gesundheitlichen Problemen führen.
Der Weg aus der Abhängigkeit ist oft langwierig und schwierig, da betroffene Personen lernen müssen, ohne die Substanz oder das Verhalten auszukommen und alternative Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln. Therapien wie kognitive Verhaltenstherapie, Suchtberatung und Selbsthilfegruppen spielen dabei eine wichtige Rolle. Besonders in der kognitiven Verhaltenstherapie lernen Betroffene, ihre Denkmuster zu hinterfragen und negative Gedanken durch konstruktivere zu ersetzen. Eine medizinische Begleitung, insbesondere bei Substanzabhängigkeit, kann nötig sein, um körperliche Entzugssymptome zu behandeln und Rückfälle zu verhindern.
Abhängigkeit ist in der Gesellschaft nach wie vor stark stigmatisiert, obwohl sie zunehmend als Erkrankung und weniger als „schlechter Charakterzug“ verstanden wird. Diese Entwicklung trägt dazu bei, dass betroffene Personen eher Hilfe suchen und Unterstützung erhalten können. Indem Abhängigkeit als ein komplexes biopsychosoziales Problem erkannt wird, das von vielen Faktoren beeinflusst ist, ist es möglich, die Ursachen gezielt anzugehen und den betroffenen Personen ganzheitliche Unterstützung zu bieten.
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