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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Angst

Angst ist ein emotionaler Zustand, der durch eine unspezifische Besorgnis, Nervosität oder Unruhe charakterisiert ist und häufig als Reaktion auf potenziell bedrohliche oder unbekannte Situationen auftritt. Sie ist ein grundlegendes Gefühl, das tief in der menschlichen Psyche verankert ist und in der Evolutionsgeschichte eine wichtige Funktion für das Überleben hatte. Durch die Aktivierung von Schutzreaktionen wie „Kampf-oder-Flucht“ ermöglicht Angst, auf Gefahren schnell und effektiv zu reagieren. Sie wird oft von körperlichen Symptomen wie Herzklopfen, erhöhter Atemfrequenz, Schweißausbrüchen und Muskelanspannung begleitet, die den Körper in einen aufmerksamen, alarmbereiten Zustand versetzen.

Psychologisch betrachtet unterscheidet sich Angst von Furcht. Während Furcht eine unmittelbare Reaktion auf eine konkrete Gefahr ist, beschreibt Angst einen allgemeineren Zustand der Unsicherheit oder der Besorgnis, der oft nicht eindeutig zu einer bestimmten Situation oder einem bestimmten Objekt in Beziehung gesetzt werden kann. Angst kann sowohl realistisch als auch irrational sein, je nachdem, ob die wahrgenommene Bedrohung tatsächlich existiert oder auf verzerrten Vorstellungen und Gedankenmustern beruht.

In der Psychologie wird Angst als mehrdimensionales Konzept betrachtet, das kognitive, emotionale, physiologische und verhaltensbezogene Komponenten umfasst. Kognitiv kann Angst Gedanken an mögliche negative Konsequenzen oder eine Überbewertung von Gefahren fördern. Emotional geht Angst oft mit einem Gefühl des Kontrollverlusts oder der Hilflosigkeit einher. Physiologisch führt sie zu einer Aktivierung des sympathischen Nervensystems, wodurch der Körper auf Bedrohungen vorbereitet wird. Auf der Verhaltensebene kann Angst zu Flucht- oder Vermeidungsverhalten führen, was eine kurzfristige Erleichterung bieten kann, langfristig jedoch zur Aufrechterhaltung oder Verstärkung der Angst beitragen kann.

Angst hat auch eine klinische Dimension und kann in Form von Angststörungen auftreten, wenn sie übermäßig intensiv, unangemessen und anhaltend ist und das tägliche Leben erheblich beeinträchtigt. Zu den häufigsten Angststörungen gehören die generalisierte Angststörung, die soziale Angststörung, spezifische Phobien, Panikstörungen und posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS). Diese Störungen gehen oft mit übersteigerten Sorgen, körperlichen Symptomen und Vermeidungsverhalten einher und erfordern in der Regel eine gezielte therapeutische Behandlung.

Die Entstehung von Angst wird durch ein komplexes Zusammenspiel von genetischen, biologischen und umweltbedingten Faktoren beeinflusst. Biologisch gesehen spielt die Amygdala, eine Gehirnstruktur, die auf emotionale Reize reagiert, eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung von Angstreizen und der Auslösung von Schutzreaktionen. Genetische Prädispositionen können die Anfälligkeit für Angststörungen erhöhen, während Lebensumstände wie traumatische Erlebnisse, hoher Stress und unsichere Bindungserfahrungen im Kindesalter die Wahrscheinlichkeit einer übermäßigen Angstreaktion verstärken können.

Zur Behandlung von Angst und Angststörungen werden unterschiedliche therapeutische Ansätze eingesetzt, darunter die kognitive Verhaltenstherapie (KVT), Achtsamkeits- und Entspannungstechniken sowie medikamentöse Behandlungen. In der KVT lernen Betroffene, ihre verzerrten Gedankenmuster zu identifizieren und zu verändern, die ihre Ängste verstärken. Durch Expositionsverfahren werden sie zudem ermutigt, sich den angstauslösenden Situationen zu stellen, anstatt ihnen auszuweichen. Diese Methoden können dabei helfen, das Gefühl der Kontrolle zurückzugewinnen und die Intensität der Angst langfristig zu verringern.

Zusammenfassend ist Angst ein komplexes, vielschichtiges Gefühl, das sowohl eine Schutzfunktion hat als auch eine Herausforderung darstellen kann, wenn es außer Kontrolle gerät. Ein angemessenes Verständnis und der richtige Umgang mit Angst sind entscheidend, um das seelische Wohlbefinden zu fördern und den Alltag frei von übermäßigen Ängsten gestalten zu können.

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