crossorigin="anonymous">
top of page

Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Antrieb

In der Psychologie bezeichnet der Begriff Antrieb die innere Kraft oder Energie, die das Verhalten und Handeln eines Menschen steuert und antreibt. Der Antrieb umfasst dabei sowohl physiologische Bedürfnisse wie Hunger und Durst als auch psychologische und soziale Bedürfnisse, etwa das Streben nach Anerkennung, Erfolg oder zwischenmenschlicher Nähe. Der Antrieb beeinflusst das Ausmaß an Motivation, das für die Initiierung und Fortführung von Handlungen notwendig ist, und kann in seiner Intensität stark variieren, abhängig von individuellen, emotionalen und situativen Faktoren.

Antrieb ist eine Grundkomponente der Motivation und wird häufig in enger Verbindung mit den grundlegenden biologischen Trieben betrachtet, wie sie in der Triebtheorie von Sigmund Freud formuliert wurden. Freud beschreibt den Antrieb als eine Art psychische Energie, die durch unbefriedigte Bedürfnisse entsteht und auf deren Befriedigung abzielt. Die menschliche Motivation wird dabei von sogenannten Triebimpulsen beeinflusst, die nach Entladung und Befriedigung streben. So führt beispielsweise der Antrieb, der aus dem Bedürfnis nach Nahrung entsteht, zur Handlung des Essens, während der Antrieb nach sozialer Anerkennung Menschen dazu bewegt, Beziehungen aufzubauen und soziale Interaktionen zu suchen.

In der modernen Motivationspsychologie wird der Antrieb als ein Zusammenspiel aus biologischen, kognitiven und emotionalen Faktoren verstanden. Die Erwartung-mal-Wert-Theorie von John W. Atkinson betont etwa, dass der Antrieb durch die individuelle Einschätzung beeinflusst wird, wie wertvoll ein bestimmtes Ziel ist und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, es zu erreichen. Wenn ein Ziel sowohl als wertvoll als auch als erreichbar angesehen wird, steigt der Antrieb, die entsprechenden Handlungen auszuführen. Fehlt hingegen die Erwartung des Erfolgs oder wird das Ziel als wenig wertvoll wahrgenommen, sinkt der Antrieb. Diese Theorie verdeutlicht, dass der Antrieb nicht nur von Grundbedürfnissen, sondern auch von persönlichen Bewertungen und Einschätzungen der Umwelt geprägt ist.

Antrieb ist ein essenzielles Element für die Umsetzung von Handlungen und die Erreichung von Zielen. Menschen mit einem hohen Antrieb zeigen oft mehr Ausdauer, Engagement und Konzentration in ihren Aktivitäten, während ein schwacher Antrieb mit Gefühlen von Antriebslosigkeit oder Motivationsmangel einhergehen kann. Solche Zustände der Antriebslosigkeit können temporär, etwa aufgrund von Übermüdung oder Stress, auftreten oder längerfristig im Rahmen psychischer Störungen wie Depressionen bestehen. In der klinischen Psychologie ist Antriebslosigkeit ein wichtiges Symptom, das häufig bei depressiven Erkrankungen, Burnout und anderen psychischen Belastungen beobachtet wird und sich in Form von fehlendem Interesse, fehlender Energie und allgemeiner Passivität zeigt. Die Betroffenen empfinden das tägliche Leben als anstrengend und sind oft nicht in der Lage, notwendige oder wünschenswerte Aktivitäten zu initiieren.

Therapeutische Ansätze zur Förderung des Antriebs beinhalten unter anderem die kognitive Verhaltenstherapie, die darauf abzielt, negative Denkmuster zu durchbrechen, die den Antrieb mindern können. Zielsetzung und Belohnungssysteme, die kleine, erreichbare Ziele schaffen und Fortschritte belohnen, können ebenfalls helfen, den Antrieb zu stärken. Techniken der Aktivierungssteigerung, wie die Planung von täglichen Aktivitäten, das Setzen von Prioritäten und das Entwickeln von positiven Routinen, unterstützen den Prozess der Wiederherstellung und Stabilisierung des Antriebs. In der Psychopharmakologie können bei starken Fällen von Antriebslosigkeit Antidepressiva oder andere Medikamente zum Einsatz kommen, um das Neurotransmittersystem zu beeinflussen und die Motivation zu fördern.

Zusammenfassend ist der Antrieb ein zentraler Bestandteil der menschlichen Psyche und Motivation, der den Energiefluss für Zielorientierung und Handlungsbereitschaft liefert. Er ist sowohl für die Erfüllung von Grundbedürfnissen als auch für die Verwirklichung persönlicher und sozialer Ziele entscheidend und spiegelt das Zusammenspiel von biologischen, emotionalen und kognitiven Prozessen wider.

bottom of page