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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Aversion

Aversion ist ein psychologischer Begriff, der eine starke Abneigung oder Widerwillen gegenüber bestimmten Reizen, Situationen, Handlungen oder Personen beschreibt. Diese negative emotionale Reaktion kann sowohl bewusst als auch unbewusst auftreten und führt dazu, dass man den aversiven Reiz vermeidet oder ihm mit Widerstand begegnet. Aversion kann sich auf sehr unterschiedliche Reize beziehen, wie etwa bestimmte Geschmäcker, Gerüche, Geräusche, Tätigkeiten oder soziale Interaktionen. Sie spielt eine bedeutende Rolle in menschlichem Verhalten und Entscheidungsprozessen und beeinflusst oft unbewusst, wie Menschen ihre Umwelt wahrnehmen und auf sie reagieren.

In der Psychologie wird zwischen unterschiedlichen Arten der Aversion unterschieden. Konditionierte Aversion, auch bekannt als „Geschmacksaversion“, entsteht beispielsweise oft, wenn eine bestimmte Erfahrung mit negativen körperlichen oder emotionalen Empfindungen verbunden wird. Ein klassisches Beispiel ist die sogenannte Geschmacksaversion, die sich entwickeln kann, wenn man ein bestimmtes Nahrungsmittel isst und danach Übelkeit verspürt. Auch wenn das Lebensmittel selbst nicht die Ursache der Übelkeit war, entwickelt man möglicherweise eine Abneigung gegen das Lebensmittel, weil es mit dem unangenehmen Gefühl verknüpft wird. Diese Art von Aversion kann bereits nach einer einmaligen negativen Erfahrung stark verankert sein und lange anhalten.

Eine weitere wichtige Form ist die soziale Aversion, die sich gegen bestimmte soziale Situationen oder Interaktionen richtet. Diese Form der Aversion tritt häufig bei Menschen auf, die unter sozialen Ängsten oder Schüchternheit leiden. Für sie sind soziale Situationen mit negativen Erwartungen oder Ängsten verknüpft, was dazu führt, dass sie solche Situationen meiden oder mit starker innerer Ablehnung erleben. Diese soziale Aversion kann sich auf bestimmte Gruppen von Menschen, Aktivitäten oder Umgebungen beziehen und führt oft dazu, dass Betroffene sich isolieren oder ihre sozialen Kontakte einschränken.

In der Verhaltenspsychologie und Neurobiologie wird Aversion als ein Mechanismus verstanden, der das Verhalten steuert, indem er die Person dazu bringt, schädliche oder bedrohliche Reize zu vermeiden. Aus evolutionspsychologischer Perspektive hat die Aversion eine Schutzfunktion, da sie Menschen dazu bringt, potenziell gefährliche oder unerwünschte Situationen zu meiden. So kann eine Aversion gegen bittere Geschmacksstoffe ein Schutzmechanismus sein, der vor dem Konsum giftiger Pflanzen bewahrt, da viele toxische Substanzen einen bitteren Geschmack haben. Diese aversive Reaktion auf negative Reize ist somit eine evolutionär entwickelte Strategie, die das Überleben fördern kann.

Die Entstehung und Intensität von Aversionen können stark von individuellen und kulturellen Einflüssen geprägt sein. Die persönliche Lebensgeschichte, soziale Normen und erlernte Erfahrungen spielen dabei eine wesentliche Rolle. Manche Aversionen sind kulturübergreifend, wie etwa die Aversion gegen üble Gerüche, während andere Aversionen kulturell bedingt sind und sich auf soziale Tabus oder moralische Überzeugungen beziehen. So kann jemand eine starke Aversion gegenüber bestimmten Lebensmitteln oder Verhaltensweisen entwickeln, die in einer anderen Kultur als völlig normal gelten.

Therapeutisch betrachtet kann die Aversion in einigen Fällen zu Beeinträchtigungen im Alltag führen, insbesondere wenn sie stark ausgeprägt ist und dazu führt, dass Menschen wichtige Lebensbereiche vermeiden oder eingeschränkt erleben. Ein Beispiel dafür ist die Aversionstherapie, die in bestimmten therapeutischen Ansätzen gezielt eingesetzt wird, um unerwünschte Verhaltensweisen, wie etwa Suchtverhalten, zu mindern. Dabei wird ein unangenehmer Reiz mit einem Verhalten verbunden, um eine aversive Reaktion gegenüber diesem Verhalten zu erzeugen und so dessen Attraktivität zu verringern. Bei der Behandlung von Aversionen, die als belastend empfunden werden, wie etwa soziale Aversionen oder spezifische Phobien, kommen oft Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) zum Einsatz. Diese helfen den Betroffenen, ihre negativen Erwartungen zu hinterfragen und schrittweise alternative Verhaltensweisen zu entwickeln.

Zusammenfassend ist Aversion eine starke und oft automatisierte Abneigung gegenüber bestimmten Reizen, die das Verhalten stark beeinflussen kann. Sie dient als Schutzmechanismus, kann jedoch auch belastend werden, wenn sie das tägliche Leben einschränkt oder zu unflexiblem Vermeidungsverhalten führt. Durch die gezielte Auseinandersetzung mit aversiven Reizen und die Anwendung therapeutischer Methoden können Menschen lernen, ihre Aversionen besser zu verstehen und gegebenenfalls abzuschwächen, um ein freieres und selbstbestimmteres Leben zu führen.

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