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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Chunking

Chunking, auch bekannt als „Informationsbündelung“ oder „Chunkbildung“, ist eine kognitive Technik zur Verarbeitung und Speicherung von Informationen, bei der einzelne Informationseinheiten zu größeren, bedeutungsvollen Gruppen oder "Chunks" zusammengefasst werden. Diese Methode ist ein zentrales Konzept in der kognitiven Psychologie und beschreibt, wie Menschen mit den begrenzten Kapazitäten ihres Arbeitsgedächtnisses umgehen, um eine größere Menge an Informationen aufzunehmen und zu erinnern. Ursprünglich wurde der Begriff „Chunking“ vom Psychologen George A. Miller geprägt, der in den 1950er Jahren feststellte, dass das Arbeitsgedächtnis nur eine begrenzte Anzahl an Informationen, etwa 7±2 Einheiten, gleichzeitig speichern kann. Durch das Zusammenfassen von Einzelinformationen in größere "Chunks" kann die effektive Kapazität des Arbeitsgedächtnisses erhöht werden, da jede Gruppe als eine einzelne Informationseinheit gezählt wird.

Ein klassisches Beispiel für Chunking ist das Merken von Telefonnummern. Anstatt jede Zahl einzeln zu lernen, werden die Ziffern in Dreier- oder Vierergruppen gebündelt, wie z. B. 123-456-7890. Durch die Bildung solcher Gruppen wird die Belastung des Arbeitsgedächtnisses verringert, da der Mensch nur drei „Chunks“ statt zehn separate Ziffern merken muss. Dieses Prinzip lässt sich auf viele Lebensbereiche übertragen, wie das Merken von Einkaufslisten, das Erlernen neuer Vokabeln oder das Verstehen komplexer Konzepte. Durch die Gruppierung und Kategorisierung verwandter Informationen werden diese leichter zugänglich und abrufbar.

Chunking ist besonders in der Lernpsychologie und der Gedächtnisforschung von Bedeutung, da es zeigt, wie das menschliche Gehirn Informationen organisiert und speichert. Das Konzept des Chunkings hilft dabei, komplexe Informationen verständlicher und leichter erinnerbar zu machen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Lernen einer neuen Sprache: Anstatt jedes Wort isoliert zu betrachten, werden Phrasen oder Satzstrukturen als Einheiten gelernt, was das Lernen erleichtert und die Sprachverarbeitung verbessert. Ähnlich werden in der Mathematik oder in den Naturwissenschaften Zusammenhänge und Formeln als Chunks gespeichert, sodass nicht jedes Detail von Grund auf neu erlernt werden muss.

Das Chunking spielt auch eine Rolle in der Expertiseentwicklung. Experten in einem bestimmten Bereich, wie z. B. Schachspieler, Ärzte oder Musiker, verwenden oft größere und komplexere Chunks als Laien. Ein erfahrener Schachspieler etwa kann die Position mehrerer Figuren als sinnvolle Einheit wahrnehmen, während ein Anfänger jede Figur einzeln betrachten muss. Dadurch wird das Arbeitsgedächtnis der Experten weniger belastet, was ihnen erlaubt, schneller zu denken und komplexere Strategien zu entwickeln. Die Fähigkeit zum Chunking wird durch Erfahrung und Übung gefördert und verbessert sich mit zunehmendem Wissen und Verständnis in einem bestimmten Bereich.

Das Prinzip des Chunking wird häufig auch in der Bildung und im Gedächtnistraining angewendet, um das Lernen zu optimieren. In der Schul- und Erwachsenenbildung ist das Chunking eine bewährte Strategie, um komplexe Informationen zu unterteilen und so die Aufnahmefähigkeit der Lernenden zu steigern. Beispielsweise können Lerninhalte in kleinere Themenbereiche aufgeteilt oder wichtige Informationen durch visuelle Darstellungen wie Mindmaps und Diagramme gebündelt werden. Diese Technik wird auch in modernen Gedächtnismethoden wie der „Mnemotechnik“ verwendet, bei der Informationen zu bedeutungsvollen Geschichten, Bildern oder Assoziationen zusammengefasst werden, um die Gedächtnisleistung zu steigern.

Zusammengefasst ist Chunking eine essenzielle kognitive Strategie, die Menschen ermöglicht, die begrenzte Kapazität ihres Arbeitsgedächtnisses zu erweitern und so Informationen effizienter zu verarbeiten und zu speichern. Es ist ein Beispiel dafür, wie das menschliche Gehirn Informationen strukturiert und organisiert, um mit großen Informationsmengen umzugehen. Das Verständnis und die Anwendung des Chunkings sind daher nicht nur für die Gedächtnispsychologie von großer Bedeutung, sondern auch für das Lernen und die Entwicklung von Expertise.

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