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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Dekonditionierung
Dekonditionierung beschreibt in der Psychologie den Prozess, bei dem erlernte Reaktionen, Verhaltensmuster oder emotionale Reaktionen, die durch Konditionierung entstanden sind, gezielt wieder verlernt oder abgeschwächt werden. Dieser Prozess kann notwendig sein, wenn bestimmte Verhaltensweisen oder Reaktionen als hinderlich, schädlich oder unangemessen empfunden werden. Dekonditionierung spielt eine wichtige Rolle in der Verhaltenstherapie und der Verhaltenstherapie-basierten Behandlung von Angststörungen, Suchtproblemen oder phobischen Reaktionen, bei denen spezifische Reize bestimmte, oft unerwünschte Reaktionen auslösen.
Der Begriff „Konditionierung“ bezieht sich auf das Lernen durch Assoziationen, wie es in der klassischen und operanten Konditionierung beschrieben wird. In der klassischen Konditionierung, bekannt durch die Experimente von Iwan Pawlow, erlernen Organismen eine Assoziation zwischen einem neutralen Reiz und einem Reiz, der eine natürliche Reaktion auslöst. Bei Hunden etwa führte Pawlow durch wiederholte Darbietung eines Klingeltons vor dem Füttern dazu, dass der Klingelton schließlich Speichelfluss auslöste. Dekonditionierung bedeutet in diesem Zusammenhang, die erlernte Verbindung zwischen einem neutralen Reiz und einer Reaktion wieder aufzulösen. In der operanten Konditionierung hingegen, wie sie von B.F. Skinner beschrieben wurde, lernt ein Organismus ein Verhalten durch Belohnung oder Bestrafung. Dekonditionierung in diesem Zusammenhang bezieht sich auf den Abbau solcher Verhaltensmuster, die durch wiederholte Verstärkung gefestigt wurden.
Eine häufige Form der Dekonditionierung ist die „systematische Desensibilisierung“, eine Technik, die vor allem in der Behandlung von Ängsten und Phobien eingesetzt wird. Bei der systematischen Desensibilisierung wird die betroffene Person schrittweise an den angstauslösenden Reiz herangeführt, während sie gleichzeitig Entspannungstechniken anwendet, um die Angstreaktion zu kontrollieren. Ein Mensch mit einer Schlangenphobie könnte beispielsweise zunächst Bilder von Schlangen ansehen, dann ein Modell einer Schlange berühren und schließlich eine lebende Schlange betrachten. Durch diese schrittweise Konfrontation mit dem Reiz in einem entspannten Zustand wird die Verbindung zwischen dem angstauslösenden Reiz und der Angstreaktion allmählich abgeschwächt – die Person wird „dekonditioniert“.
Ein weiteres Beispiel für Dekonditionierung ist der Einsatz von „Expositionstherapie“ bei der Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) oder anderen Angststörungen. Bei dieser Methode wird die betroffene Person wiederholt kontrolliert mit dem traumatischen oder angstbesetzten Reiz konfrontiert, um die ursprüngliche, oft intensive Angstreaktion abzubauen. Ziel ist es, dass das Gehirn lernt, dass der Reiz keine reale Bedrohung mehr darstellt und die intensive emotionale Reaktion allmählich nachlässt. So kann Dekonditionierung dazu beitragen, die Symptome zu lindern und den Betroffenen zu helfen, wieder ein normales Leben zu führen.
Dekonditionierung kann jedoch auch auf andere Lebensbereiche übertragen werden, etwa im Umgang mit schädlichen Gewohnheiten oder Suchtverhalten. Menschen, die beispielsweise eine bestimmte Handlung mit Belohnung verbinden (etwa Rauchen als Reaktion auf Stress), können durch gezielte Dekonditionierung lernen, alternative Bewältigungsstrategien zu entwickeln und die automatische Reaktion auf den Trigger zu durchbrechen. In diesem Fall könnte ein ehemaliger Raucher lernen, auf Stress mit Entspannungsübungen oder sportlicher Betätigung zu reagieren, anstatt zur Zigarette zu greifen.
Insgesamt ist Dekonditionierung ein wichtiger Prozess, der dazu beiträgt, unerwünschte oder ungesunde Verhaltensweisen und emotionale Reaktionen abzubauen. Sie ermöglicht es Menschen, sich von erlernten und verfestigten Mustern zu lösen und so neue, funktionalere Reaktionsweisen zu entwickeln. Dekonditionierung ist ein integraler Bestandteil vieler therapeutischer Ansätze und zeigt, wie die gezielte Veränderung erlernter Muster zu einer Verbesserung des Wohlbefindens und der Lebensqualität beitragen kann.
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