crossorigin="anonymous">
top of page

Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Dysfunktion

Dysfunktion beschreibt in der Psychologie und Medizin eine Störung oder Beeinträchtigung in der Funktionsweise eines Systems, sei es auf physischer, psychischer oder sozialer Ebene. Eine Dysfunktion tritt auf, wenn bestimmte Prozesse, Verhaltensweisen oder Organe nicht mehr optimal oder im Rahmen des gesunden Bereichs arbeiten und dadurch das Wohlbefinden und die Anpassungsfähigkeit einer Person beeinträchtigen. Dysfunktionale Muster und Prozesse können in verschiedenen Bereichen auftreten, von körperlichen Störungen, wie Organ- oder Stoffwechselfunktionsstörungen, bis hin zu psychologischen oder zwischenmenschlichen Funktionsstörungen. In der Psychologie wird der Begriff oft verwendet, um Verhaltensweisen, Denkmuster oder emotionale Reaktionen zu beschreiben, die ihre beabsichtigte Funktion nicht mehr erfüllen und das Leben der betroffenen Person in erheblichem Maße beeinträchtigen können.

Im psychologischen Kontext wird häufig von „dysfunktionalen Kognitionen“ oder „dysfunktionalem Verhalten“ gesprochen. Dysfunktionale Kognitionen beziehen sich auf verzerrte, negative oder unflexible Denkmuster, die die betroffene Person in ihrer Wahrnehmung und Bewertung der Realität beeinträchtigen. Ein Beispiel hierfür ist das Denken in Extremen oder „dichotomes Denken“, bei dem Menschen die Welt nur in Schwarz-Weiß-Kategorien wahrnehmen und dadurch übermäßigen emotionalen Stress empfinden. Dysfunktionale Kognitionen können die Folge von traumatischen Erlebnissen, ungünstigen Lernerfahrungen oder chronischem Stress sein und sind häufig bei psychischen Störungen wie Depressionen oder Angststörungen anzutreffen. In der kognitiven Verhaltenstherapie ist ein Ziel die Identifikation und Veränderung solcher dysfunktionalen Denkmuster, um dem Betroffenen zu einem realistischeren und hilfreicheren Denken zu verhelfen.

Auch in Bezug auf das Verhalten kann Dysfunktion auftreten, wenn bestimmte Handlungen ihre ursprünglich adaptive Funktion verlieren oder zu unerwünschten Konsequenzen führen. Ein klassisches Beispiel für dysfunktionales Verhalten ist das Vermeidungsverhalten bei Angststörungen: Menschen entwickeln die Angewohnheit, angstauslösende Situationen zu meiden, was kurzfristig Erleichterung verschafft, langfristig jedoch die Ängste verstärkt und den Alltag stark einschränkt. Ein weiteres Beispiel sind dysfunktionale Bewältigungsstrategien wie Substanzmissbrauch, bei denen Menschen versuchen, Stress oder negative Emotionen zu regulieren, aber durch die schädlichen Nebenwirkungen letztlich eine Verschlechterung ihres psychischen oder physischen Zustands riskieren. Dysfunktionale Verhaltensweisen sind somit gekennzeichnet durch kurzfristige Erleichterung oder Belohnung, die jedoch langfristig das Leben und Wohlbefinden beeinträchtigen.

Auf der sozialen Ebene kann der Begriff Dysfunktion auch in Familien- oder Beziehungsstrukturen angewendet werden. Dysfunktionale Beziehungen sind geprägt von Mustern, die den Zusammenhalt und das Wohlergehen der Beteiligten beeinträchtigen, etwa durch mangelnde Kommunikation, übermäßige Kontrolle, Abhängigkeit oder wiederholte Konflikte. In der systemischen Therapie wird die Dynamik in Beziehungen oder Familien analysiert, um dysfunktionale Muster zu erkennen und durch gesündere Interaktionsmuster zu ersetzen. Ziel ist es, die Beziehungen zu stabilisieren und eine Umgebung zu schaffen, in der die individuellen Bedürfnisse und das gegenseitige Wohl unterstützt werden.

Zusammengefasst beschreibt Dysfunktion eine Störung in der Funktionsweise eines Systems, die dazu führt, dass die betroffenen Prozesse, Verhaltensweisen oder Strukturen ihre optimale oder ursprüngliche Funktion nicht mehr erfüllen. Dysfunktionale Muster können in der Psyche, im Verhalten oder in zwischenmenschlichen Beziehungen auftreten und haben oft langfristig negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Anpassungsfähigkeit. In der Psychotherapie und Beratung steht daher die Identifikation und Veränderung dysfunktionaler Muster im Vordergrund, um die Lebensqualität und das psychosoziale Funktionieren der betroffenen Person zu verbessern.

bottom of page