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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Extremismus

Extremismus bezeichnet eine Haltung oder Ideologie, die sich durch extreme, radikale Positionen auszeichnet und sich häufig gegen die bestehenden gesellschaftlichen Normen, Werte oder Institutionen richtet. In psychologischer Hinsicht umfasst der Begriff eine Vielzahl von individuellen und kollektiven Verhaltensweisen und Denkmustern, die mit Intoleranz, Gewaltbereitschaft oder einer totalitären Weltsicht verbunden sind. Extremistische Ideologien können sowohl politischer, religiöser, als auch sozialer Natur sein und manifestieren sich in unterschiedlichen Formen, wie beispielsweise religiösem Extremismus, politischem Extremismus (rechts- oder linksextremistisch) oder ethnischem Extremismus.

Psychologisch gesehen kann Extremismus als eine Reaktion auf wahrgenommene Bedrohungen oder Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft verstanden werden. Personen, die extremistische Ideologien annehmen, sehen oft die bestehende Ordnung als ungerecht oder fehlerhaft an und neigen dazu, radikale Lösungen für komplexe soziale, politische oder kulturelle Probleme zu favorisieren. Extremismus kann durch verschiedene Faktoren begünstigt werden, darunter sozialer Druck, politische oder wirtschaftliche Instabilität, kulturelle Konflikte sowie individuelle psychologische Bedürfnisse.

Ein zentraler Bestandteil des Extremismus ist die Tendenz, die eigene Ideologie als die einzig wahre und legitime zu betrachten. Dies geht häufig mit einer Ablehnung oder Dämonisierung anderer Weltanschauungen oder sozialer Gruppen einher. Diese „us-versus-them“-Mentalität führt zu einer starken Polarisation und einer tiefen Kluft zwischen der eigenen Gruppe und den als „Feinde“ wahrgenommenen Gruppen. In diesem Zusammenhang entstehen häufig Feindbilder, die als rechtfertigende Grundlage für Gewalt, Diskriminierung oder andere extreme Maßnahmen dienen.

Aus psychologischer Sicht wird Extremismus oft durch ein starkes Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Identifikation mit einer bestimmten Gruppe begünstigt. Viele Menschen, die extremistische Ideologien übernehmen, suchen in der Zugehörigkeit zu einer solchen Gruppe ein Gefühl von Sicherheit, Anerkennung und Klarheit in einer ansonsten komplexen und unsicheren Welt. Dabei können sie die persönlichen Unsicherheiten oder Ängste, wie etwa soziale Isolation, Marginalisierung oder das Gefühl der Ohnmacht, durch die Zugehörigkeit zu einer extremen Gruppe kompensieren.

Ein weiteres psychologisches Konzept im Zusammenhang mit Extremismus ist die kognitive Verzerrung, die Menschen in extremistischen Gruppen oft entwickeln. Diese Verzerrungen umfassen das Ignorieren oder Verfälschen von Informationen, die im Widerspruch zu der eigenen Ideologie stehen. Das führt dazu, dass die eigenen Überzeugungen nicht hinterfragt werden und alternative Perspektiven als gefährlich oder feindlich wahrgenommen werden. Auch eine starke Dichotomisierung von „gut“ und „böse“ sowie die Annahme, dass der eigene Kampf gerechtfertigt und moralisch überlegen ist, sind häufige Merkmale extremistischen Denkens.

Psychologen und Sozialwissenschaftler betonen, dass Extremismus nicht nur das Ergebnis individueller psychologischer Prozesse ist, sondern auch in einem breiteren sozialen, politischen und kulturellen Kontext betrachtet werden muss. Menschen, die sich extremistischen Ideologien zuwenden, erfahren oft einen Verlust an Vertrauen in politische Institutionen, soziale Netzwerke oder die Gesellschaft insgesamt. In Zeiten von Krisen, Kriegen, oder großen gesellschaftlichen Umwälzungen können diese Gefühle von Desillusionierung und Entfremdung verstärkt werden, was die Anfälligkeit für radikale Weltanschauungen erhöht.

Des Weiteren wird Extremismus auch mit einem Verlust der Fähigkeit zur Empathie und einem gesteigerten Gefühl der Moralüberlegenheit gegenüber anderen Gruppen in Verbindung gebracht. Die Entmenschlichung des „Anderen“ und die Vorstellung, dass es für die eigene Ideologie keine moralische Alternative gibt, machen die Anwendung von Gewalt oder anderen extremen Maßnahmen in den Augen vieler Extremisten legitim. Besonders in autoritären oder totalitären Regimen wird extremistische Ideologie oft durch systematische Propaganda gefördert, die Feindbilder schafft und die Mitglieder der Gesellschaft zu extremen Reaktionen aufruft.

Die Prävention und Bekämpfung von Extremismus stellt eine der größten Herausforderungen in der modernen Gesellschaft dar. Psychologische Interventionen zur Eindämmung von Extremismus zielen darauf ab, den Zugang zu radikalisierten Ideologien zu verhindern und die psychologischen Mechanismen, die Menschen zu extremistischen Gruppen führen, zu verstehen und zu adressieren. Dazu gehören unter anderem Programme, die auf Bildung, soziale Integration und den Abbau von Vorurteilen abzielen, sowie therapeutische Ansätze, die sich auf die Reduktion von Angst, Feindseligkeit und Isolation konzentrieren.

Ein wichtiger Aspekt der Prävention von Extremismus ist die Förderung von kritischem Denken und der Fähigkeit, Informationen zu hinterfragen. Programme, die Menschen helfen, kognitive Verzerrungen zu erkennen und alternative Perspektiven zu entwickeln, können eine wichtige Rolle bei der Verhinderung der Entstehung extremistischen Denkens spielen. Zudem müssen gesellschaftliche Strukturen geschaffen werden, die mehr soziale Kohäsion fördern und die politischen sowie wirtschaftlichen Bedingungen verbessern, die oftmals als Nährboden für extremistische Ideologien dienen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Extremismus eine komplexe Erscheinung ist, die sowohl individuelle psychologische als auch gesellschaftliche Faktoren umfasst. Er ist gekennzeichnet durch eine starke Ablehnung anderer Weltanschauungen, eine tiefgreifende Ideologisierung und häufig auch Gewaltbereitschaft. Die psychologischen Mechanismen des Extremismus, wie die Suche nach Zugehörigkeit, die Entmenschlichung des „Feindes“ und die Kognitive Verzerrung, bieten wichtige Ansatzpunkte für die Prävention und Intervention.

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