crossorigin="anonymous">
top of page

Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Fixierung

In der Psychologie bezeichnet der Begriff "Fixierung" die Tendenz eines Individuums, in einem bestimmten, oft maladaptiven Denkmuster, Verhaltensmuster oder emotionalen Zustand zu verharren. Diese Fixierung kann sowohl auf kognitive Prozesse als auch auf emotionale oder psychische Zustände angewendet werden und ist häufig mit einer Blockierung oder Stagnation in der psychischen Entwicklung oder im Problemlösungsverhalten verbunden. Der Begriff wird sowohl in der psychoanalytischen Theorie als auch in der allgemeinen Psychologie verwendet und kann auf verschiedene Weisen interpretiert werden, abhängig vom theoretischen Rahmen.

In der klassischen Psychoanalyse, die von Sigmund Freud entwickelt wurde, bezieht sich Fixierung auf einen Zustand, in dem ein Individuum in einer bestimmten Phase der psychosexuellen Entwicklung „stecken bleibt“ und Schwierigkeiten hat, sich weiterzuentwickeln. Freud postulierte, dass die menschliche Entwicklung in verschiedene Phasen unterteilt ist (oral, anal, phallisch, latente Phase und Genitalphase), und dass unangemessene oder unzureichende Erfahrungen in einer dieser Phasen zu einer Fixierung führen können. Ein Beispiel wäre, wenn ein Kind in der oralen Phase (die ersten Jahre des Lebens, in denen das Kind durch Saugen und orale Aktivitäten befriedigt wird) zu wenig Befriedigung erfährt oder durch zu starke Frustration betroffen ist, könnte es eine orale Fixierung entwickeln. Diese könnte sich später in seinem Leben durch übermäßigen Konsum von Nahrung oder Rauchen äußern.

Fixierungen in der psychoanalytischen Theorie sind also oft unbewusst und resultieren aus Konflikten oder unzureichender Befriedigung der Bedürfnisse in einer bestimmten Entwicklungsphase. Diese unbewussten Konflikte können später im Leben zu neueren psychischen Problemen führen, da das Individuum weiterhin auf die „gestauten“ Bedürfnisse aus der Kindheit reagiert, anstatt in die nächste Phase der Entwicklung überzugehen.

In einem allgemeineren psychologischen Kontext wird der Begriff Fixierung verwendet, um den Zustand zu beschreiben, in dem eine Person bei einer bestimmten Art des Denkens oder Verhaltens bleibt, auch wenn diese Art des Denkens oder Handelns nicht mehr funktional oder angemessen ist. Ein Beispiel hierfür ist die Fixierung auf eine bestimmte Lösung für ein Problem, auch wenn diese Lösung offensichtlich nicht zum Ziel führt. In der kognitiven Psychologie wird dieser Begriff häufig verwendet, um den Denkfehler zu beschreiben, bei dem eine Person Schwierigkeiten hat, von gewohnten Denkmustern abzurücken, selbst wenn diese nicht mehr zum gewünschten Ergebnis führen.

Ein typisches Beispiel für kognitive Fixierung ist das „Einstellungseffekt“-Phänomen, bei dem eine Person auf eine bestimmte Lösung oder Herangehensweise „festgelegt“ ist und andere mögliche Lösungswege nicht in Betracht zieht, obwohl diese effektiver sein könnten. Dies wird auch als „mentale Blockade“ bezeichnet und wird oft in kreativen Problemlösungsprozessen als Hindernis betrachtet. Menschen, die an einer fixierten Denkweise leiden, haben Schwierigkeiten, flexibel zu denken und neue Perspektiven zu entwickeln.

Ein weiteres Beispiel für Fixierung tritt im Bereich der emotionalen Entwicklung auf. Wenn ein Individuum in der Vergangenheit traumatische oder belastende Erfahrungen gemacht hat, kann es zu einer Fixierung auf bestimmte emotionale Reaktionen kommen. Ein Beispiel könnte eine Person sein, die in der Kindheit wiederholt Ablehnung oder Vernachlässigung erfahren hat und später Schwierigkeiten hat, gesunde, stabile Beziehungen zu führen. In solchen Fällen sind unbewusste emotionale Fixierungen oft die Ursache für fortwährende Schwierigkeiten im Erwachsenenleben.

Fixierungen sind auch eng mit der Konzeptualisierung von Suchtverhalten verbunden. Menschen, die in einem bestimmten Muster der Belohnung oder Bedürfnisbefriedigung gefangen sind, können an dieses Muster fixiert bleiben. Ein klassisches Beispiel hierfür ist die Fixierung auf den Konsum von Drogen, Alkohol oder anderen Suchtmitteln, bei denen die ständige Suche nach kurzfristiger Belohnung und Linderung von Stress oder emotionalen Belastungen dazu führt, dass die Person weiterhin in einem destruktiven Verhalten verharrt, obwohl dies langfristig schädlich ist.

In der Verhaltenstherapie wird der Begriff Fixierung häufig verwendet, um auf bestimmte „gefestigte“ Verhaltensmuster oder Denkmuster hinzuweisen, die die therapeutische Veränderung blockieren. Dies kann insbesondere bei Angststörungen, Phobien oder posttraumatischen Belastungsstörungen der Fall sein, wenn die betroffene Person an spezifischen, problematischen Denkmustern festhält und keine alternative, gesunde Sichtweise oder Verhaltensweise zulassen kann.

Die Überwindung von Fixierungen ist ein zentraler Bestandteil vieler therapeutischer Ansätze. In der psychoanalytischen Therapie wird versucht, unbewusste Fixierungen durch die Arbeit an verdrängten Erinnerungen und Konflikten zu lösen. In der kognitiven Verhaltenstherapie wird die Fixierung auf bestimmte Denkmuster oder Verhaltensweisen durch kognitive Umstrukturierung und Verhaltensexperimente herausgefordert. Ziel ist es, die betroffene Person dazu zu ermutigen, neue und flexiblere Denk- und Verhaltensweisen zu entwickeln, die eine gesündere und effektivere Anpassung an die Umwelt ermöglichen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fixierung ein psychologisches Konzept beschreibt, bei dem eine Person an bestimmten Denkmustern, Verhaltensweisen oder emotionalen Reaktionen „hängen bleibt“, die häufig aus der Kindheit oder frühen Lebensphasen stammen, aber auch im Erwachsenenalter zu psychischen Problemen oder sozialen Herausforderungen führen können. Die therapeutische Arbeit mit Fixierungen zielt darauf ab, diese unbewussten Blockaden zu erkennen und zu überwinden, um eine gesunde Entwicklung und Anpassung zu fördern.

bottom of page