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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Framing-Effekt
Der Framing-Effekt, auch als Rahmungseffekt bekannt, ist ein kognitives Phänomen, bei dem die Art und Weise, wie Informationen präsentiert oder "gerahmt" werden, die Entscheidungen und Urteile einer Person beeinflusst, selbst wenn der Inhalt der Informationen unverändert bleibt. Dieser Effekt basiert auf der Idee, dass die Darstellung von Informationen in einem bestimmten Kontext die Wahrnehmung und das Verhalten einer Person in einer Weise verändern kann, die nicht rational oder logisch erklärbar ist. Der Framing-Effekt wird in vielen Bereichen des täglichen Lebens beobachtet, insbesondere in der Politik, in den Medien, im Marketing und in der Medizin.
Ein klassisches Beispiel für den Framing-Effekt wurde von den Psychologen Amos Tversky und Daniel Kahneman in den 1980er Jahren entwickelt. In ihrem Experiment präsentierten sie den Teilnehmern zwei Optionen in Bezug auf den Umgang mit einer tödlichen Krankheit. Die eine Gruppe wurde gefragt, ob sie sich für ein medizinisches Verfahren entscheiden würde, das in 70 % der Fälle überlebt und in 30 % der Fälle tödlich endet. Die andere Gruppe wurde gefragt, ob sie das gleiche Verfahren akzeptieren würde, wenn die Chance, dass es tödlich endet, bei 30 % liegt. Obwohl beide Fragestellungen die gleiche Information enthalten, neigten die Teilnehmer dazu, die zweite Option (die als weniger negativ wahrgenommen wurde) als attraktiver zu empfinden. Dies zeigt, wie die Art und Weise, wie eine Information formuliert wird, das Urteil beeinflussen kann.
Das Konzept des Framing-Effekts lässt sich auf viele unterschiedliche Lebensbereiche anwenden. Im Marketing wird häufig das Framing genutzt, um die Wahrnehmung von Produkten zu steuern. Beispielsweise kann ein Lebensmittelprodukt als „90 % fettfrei“ beworben werden, was positiv wirkt, obwohl die gleiche Information auch als „10 % Fett“ formuliert werden könnte, was tendenziell negativer wahrgenommen wird. In der Politik wird Framing dazu verwendet, bestimmte Themen oder Ereignisse auf eine Weise darzustellen, die bestimmte Reaktionen auslöst, etwa durch die Wahl spezifischer Wörter oder Bilder, die eine bestimmte emotionale Reaktion hervorrufen sollen.
Ein weiteres Beispiel für den Framing-Effekt ist in der medizinischen Entscheidungsfindung zu finden. Wenn Patienten über die Risiken einer Operation informiert werden, kann die Entscheidung unterschiedlich ausfallen, je nachdem, ob die Erfolgsrate der Operation betont wird (z. B. "Die Operation hat eine 90 %ige Erfolgsrate") oder das Risiko des Scheiterns hervorgehoben wird (z. B. "Die Operation hat eine 10 %ige Misserfolgsrate"). Obwohl die statistischen Informationen identisch sind, kann die Rahmung zu unterschiedlichen Entscheidungen führen.
Der Framing-Effekt ist nicht nur ein interessanter psychologischer Mechanismus, sondern auch eine wichtige Erkenntnis für die Gestaltung von Kommunikationsstrategien und Entscheidungsprozessen. Menschen neigen oft dazu, Informationen nicht vollständig rational zu verarbeiten, sondern sie werden von der Art der Präsentation beeinflusst, was zu systematischen Verzerrungen führen kann. Ein besseres Verständnis des Framing-Effekts kann helfen, diese Verzerrungen zu erkennen und kritisch zu hinterfragen, um fundiertere und bewusstere Entscheidungen zu treffen.
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