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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Hyperaktivität

Hyperaktivität ist ein Begriff, der in der Psychologie verwendet wird, um ein Verhalten zu beschreiben, das durch eine übermäßige motorische Aktivität und eine geringe Fähigkeit zur Selbstregulation gekennzeichnet ist. Menschen, die hyperaktiv sind, zeigen häufig Anzeichen von Unruhe, Impulsivität und einer stark erhöhten Bewegungsintensität. Dieser Zustand kann sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen auftreten, wobei Hyperaktivität besonders häufig mit der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) in Verbindung gebracht wird.

In der klinischen Psychologie wird Hyperaktivität als ein zentraler Bestandteil von ADHS verstanden, einer neurologischen Entwicklungsstörung, die sich durch anhaltende Aufmerksamkeitsprobleme, Impulsivität und Hyperaktivität manifestiert. Bei Menschen mit ADHS ist die Hyperaktivität häufig mit Schwierigkeiten in der Selbstregulation und der Impulskontrolle verbunden, was zu Problemen im schulischen, beruflichen und sozialen Bereich führen kann.

Symptome und Merkmale der Hyperaktivität
Hyperaktive Verhaltensweisen können sich auf unterschiedliche Weise äußern. Zu den häufigsten Merkmalen gehören:

Übermäßige Bewegung: Personen mit Hyperaktivität können Schwierigkeiten haben, ruhig zu sitzen oder still zu bleiben. Dies äußert sich häufig in ständiger Unruhe, wie z. B. das Zappeln mit den Händen oder Füßen, das Herumlaufen oder das häufige Aufstehen in Situationen, in denen Stillsitzen erwartet wird.

Schnelle Handlungsimpulse: Hyperaktive Personen handeln oft ohne nachzudenken. Sie können in Gesprächen dazwischenreden oder unüberlegt Entscheidungen treffen, ohne die Konsequenzen abzuwägen.

Schwierigkeiten bei der Aufgabenbewältigung: Hyperaktive Menschen haben oftmals Schwierigkeiten, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren und diese abzuschließen. Dies liegt daran, dass ihre Gedanken und Bewegungen ständig auf andere Dinge abschweifen, was die Fähigkeit zur Konzentration und Selbstorganisation beeinträchtigt.

Unaufmerksamkeit und Ablenkbarkeit: Hyperaktive Personen neigen dazu, sich leicht von äußeren Reizen ablenken zu lassen und können ihre Aufmerksamkeit schwer auf eine einzelne Aufgabe fokussieren. Dies führt oft zu Problemen in der Schule oder bei der Arbeit.

Diese Verhaltensweisen können in verschiedenen Lebensbereichen, wie in der Schule, am Arbeitsplatz oder in sozialen Beziehungen, zu erheblichen Herausforderungen führen. Hyperaktivität wird häufig mit Impulsivität und Aufmerksamkeitsdefiziten kombiniert, was das Verständnis und die Behandlung dieser Störung komplexer macht.

Ursachen der Hyperaktivität
Die genauen Ursachen von Hyperaktivität sind noch nicht vollständig geklärt, jedoch gibt es mehrere Faktoren, die als potenzielle Ursachen in Betracht gezogen werden:

Genetische Faktoren: Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass genetische Faktoren eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung von Hyperaktivität und ADHS spielen. Studien haben gezeigt, dass ADHS in Familien gehäuft auftritt, was auf eine erbliche Veranlagung hinweist.

Neurobiologische Faktoren: Es wird angenommen, dass strukturelle und funktionelle Unterschiede im Gehirn von Menschen mit ADHS und Hyperaktivität eine Rolle spielen. Insbesondere sind die Bereiche des Gehirns betroffen, die mit Aufmerksamkeit, Impulssteuerung und Bewegungskontrolle in Verbindung stehen, wie der präfrontale Kortex und das dopaminerge System.

Umweltfaktoren: Umweltfaktoren, wie etwa eine unzureichende frühkindliche Erziehung, stressige Lebensbedingungen, traumatische Erlebnisse oder der Konsum von Substanzen während der Schwangerschaft (z. B. Alkohol oder Nikotin) können das Risiko für die Entwicklung von Hyperaktivität und ADHS erhöhen.

Verkürzte Fruchtbarkeit und Frühgeburt: Auch Frühgeburten und ein niedriger Geburtsgewicht wurden als mögliche Risikofaktoren für die Entwicklung von Hyperaktivität identifiziert.

Diagnose und Behandlung von Hyperaktivität
Die Diagnose von Hyperaktivität, insbesondere im Rahmen einer ADHS-Diagnose, erfolgt in der Regel durch eine umfassende Untersuchung, die eine genaue Beobachtung des Verhaltens des Individuums sowie die Erhebung der Anamnese umfasst. Oft wird auch eine diagnostische Interviewsituation mit Eltern, Lehrern oder anderen Bezugspersonen genutzt, um das Verhalten in verschiedenen Kontexten zu erfassen.

Die Behandlung von Hyperaktivität hängt von der Schwere der Symptome und der zugrunde liegenden Ursache ab. Sie kann eine Kombination aus verschiedenen therapeutischen Ansätzen beinhalten:

Verhaltenstherapie: Eine der häufigsten Behandlungsformen für Kinder mit Hyperaktivität und ADHS ist die Verhaltenstherapie, bei der Strategien entwickelt werden, um unangemessenes Verhalten zu modifizieren und positive Verhaltensweisen zu verstärken. Dazu gehören auch Techniken zur Förderung der Selbstregulation und der Impulskontrolle.

Medikamentöse Therapie: In vielen Fällen wird die medikamentöse Behandlung empfohlen, um die Symptome von Hyperaktivität und ADHS zu lindern. Zu den häufig verwendeten Medikamenten gehören Stimulanzien wie Methylphenidat (Ritalin) oder Amphetaminpräparate, die die Aktivität von Neurotransmittern wie Dopamin und Noradrenalin im Gehirn steigern und so die Aufmerksamkeit und Selbstkontrolle verbessern können. Es gibt auch nicht-stimulierende Medikamente wie Atomoxetin, die in Fällen angewendet werden, in denen Stimulanzien nicht wirksam oder nicht verträglich sind.

Ernährungs- und Lebensstiländerungen: In einigen Fällen können Änderungen in der Ernährung und im Lebensstil, wie eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf, zur Reduktion der Hyperaktivität beitragen. Auch ein strukturierter Tagesablauf kann helfen, die Impulsivität zu kontrollieren.

Eltern- und Lehrertraining: Für Kinder mit Hyperaktivität kann ein intensives Training von Eltern und Lehrern hilfreich sein, um ein besseres Verständnis für die Störung zu entwickeln und angemessene Umgangsstrategien zu erlernen.

Auswirkungen und langfristige Perspektiven
Unbehandelte Hyperaktivität, insbesondere im Rahmen einer ADHS, kann langfristige Auswirkungen auf das Leben der betroffenen Personen haben. Schwierigkeiten in der Schule oder am Arbeitsplatz, sozialer Rückzug oder problematische zwischenmenschliche Beziehungen sind häufige Konsequenzen. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung der Störung kann jedoch dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen erheblich zu verbessern. Mit der richtigen Unterstützung und Behandlung lernen viele Menschen, ihre Hyperaktivität zu managen und ein erfülltes Leben zu führen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hyperaktivität ein weit verbreitetes und oft herausforderndes Verhalten darstellt, das vor allem mit ADHS in Verbindung steht. Eine frühzeitige Diagnose und eine gezielte Behandlung, die sowohl therapeutische als auch medikamentöse Maßnahmen umfasst, sind entscheidend, um den Betroffenen zu helfen, ihre Symptome zu bewältigen und ein gesundes, ausgeglichenes Leben zu führen.

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